Borussia Mönchengladbach Unruhe auf der Doppelsechs

Borussia Mönchengladbach · Borussias defensive Zentrale muss sich noch finden. In Leverkusen gab es Abstimmungsprobleme zwischen Havard Nordtveit und Tolga Cigerci. "Wir müssen konzentrierter sein und die Fehler abstellen", weiß Cigerci.

Havard Nordtveit im Porträt
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Das ist Havard Nordtveit

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Eine Minute war vergangenen in der Leverkusener BayArena, als Tolga Cigerci bei seiner ersten Aktion den Ball hinüberspielte zu einem Leverkusener, unbedrängt, ohne Not, einfach überhastet und unkonzentriert. Es war ein stumpfer Fehlpass. Es heißt, der erste Ballkontakt sei der Wichtigste: passt er, läuft es, passt er nicht — dann ... "Klar, im Nachhinein kann man das als symbolisch ansehen, wenn man so will", sagte Sportdirektor Max Eberl nach Borussias höchst glücklichem 1:1 bei Bayer Leverkusen.

Cigerci, der nach 66 Minuten ausgewechselt wurde, weiß, dass er kein gutes Spiel gemacht hat. "Ich war nicht richtig bei der Sache", gestand er gestern. Cigerci will Regisseur sein, einer, der dem Spiel Struktur gibt. Und dies kann er am besten von der Sechser-Position aus, sagt er. Beim 2:3 gegen Nürnberg hat er den Beweis angetreten: Cigerci trieb die Bälle nach vorn, passte millimetergenau in die Spitze, er war Ballverteiler und zugleich, im Verbund mit Havard Nordtveit, defensiver Organisator.

In Leverkusen war er engagiert und viel unterwegs, doch wirkte er hektisch und übermotiviert. An seiner Seite stand ein Havard Nordtveit, der ebenfalls zu viele Fehler machte. So war Borussias Schaltzentrale konfus. Das Resultat war ein ganzer Haufen Leverkusener Chancen. Immer wieder rollte die rot-schwarze Welle ungebremst auf die Viererkette zu.

Nur ein ausgezeichneter Marc-André ter Stegen, der Torpfosten, immer wieder voller Körpereinsatz in letzter Sekunde und eine üppige Portion Glück verhinderten eine Niederlage. "Wir müssen konzentrierter sein und weniger Fehlpässe spielen", sagte Tolga Cigerci. Tatsächlich galt das in Leverkusen für die meisten seiner Kollegen. Doch er und Nordtveit sind nun mal insbesondere gezwungen, voll konzentriert zu sein. Sie sind die (Um)Schaltzentrale im Spiel. Und wenn die Zentrale unorganisiert ist, geht vieles durcheinander.

In der vergangenen Saison waren Nordtveit und Roman Neustädter der ruhende Pol im Spiel, unspektakulär sicherlich, aber gut sortiert. Jetzt geht es auf der Doppelsechs zu unruhig zu. Sowohl Cigerci als auch Granit Xhaka, die sich in dieser Saison auf der kreativen Position in der Doppelsechs abwechseln, definieren sich als Spielmachertypen — und sind von Lucien Favre auch als solche vorgesehen. Der Trainer will zudem mehr Torgefahr aus der Tiefe. Was das angeht, war Roman Neustädter zu konservativ. Doch die defensive Ordnung stimmte meist — auch, weil Nordtveit sich ganz auf den defensiven Part beschränkte.

Inzwischen hat sich der Norweger vorgenommen, mehr offensive Akzente zu setzen. "Wir wollen mehr Risiko nehmen, wir arbeiten daran, die richtige Balance zu finden", sagt er. In Leverkusen fehlte diese, weswegen zuweilen beide Sechser zugleich nach vorn rannten. Borussias Doppelsechs muss sich konsolidieren. Auch bei der Kombination Nordtveit/Xhaka gab es Komplikationen. So beim 1:3 gegen Kiew, als beim 1:1 der eine den Ball verlor und der andere gerade nicht aufpasste. Nun wurden Cigerci und Nordtveit nicht nur einmal zu leicht von Leverkusens flotten Konterern André Schürrle und Stefan Kießling überlaufen. "Wir haben es in Leverkusen nicht so gut gemacht. Gegen Hamburg müssen wir die Fehler abstellen", sagte Cigerci.

(RP/rl/can/csi)
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