Nach sechs Spieltagen in der Fußball-Bundesliga ist Aufsteiger Fortuna Düsseldorf noch immer ungeschlagen, hat zwei seiner drei Auswärtsspiele gewonnen, ist in der Fremde noch ohne Gegentor und hat vor Wochenfrist aus einem 0:2-Rückstand gegen Champions-League-Teilnehmer Schalke 04 noch ein 2:2 gemacht.

Alles im grünen Bereich also? "Das sind genau die Situationen, in denen man eigentlich dazwischenhauen muss", lautet die etwas überraschende Analyse von Trainer Norbert Meier. "Nur damit alle auf dem Teppich bleiben."

Der 54-Jährige weiß genau, warum er dieses Thema gerade jetzt anspricht. Nicht, dass ihm einer seiner Spieler einen konkreten Anlass gegeben hätte. "Nein, im Gegenteil", versichert der Coach. "Was ich in diesen Tagen an Zitaten in den Zeitungen gelesen habe, war schon in Ordnung. Die Jungs schätzen unsere Lage ganz realistisch ein." Dennoch birgt die heutige Aufgabe besondere Gefahren.

Droht Fehleinschätzung?

Gegen Schalke — da wusste jeder in Düsseldorf, was die Stunde geschlagen hat. Im nächsten Heimspiel am 20. Oktober gegen die Bayern sowieso. Aber heute, beim FSV Mainz 05, da könnte sich die gefährliche Fehleinschätzung einschleichen, es werde diesmal vielleicht nicht ganz so schwer wie gegen die Großen der Branche.

Und da haut Meier nun tatsächlich mit Verve dazwischen. "Mainz ist mittlerweile eine gewachsene Bundesligastadt mit einem gewachsenen Bundesligaverein", betont der Düsseldorfer Trainer vor dem Gastspiel in der Coface-Arena. "Sie haben das dort einfach toll gemacht in den vergangenen Jahren. Der FSV steht ganz stabil in der Ersten Liga, und das allein ist ein Riesenerfolg." Soll heißen: Es gibt für den Aufsteiger nicht den geringsten Grund, die Partie bei den Rheinhessen weniger ernst zu nehmen als jene gegen Schalke oder die Bayern.

Fortunas personelle Situation stützt diese Vorsicht. Angreifer Stefan Reisinger fällt wegen eines erneuten Außenbandanrisses im Knie aus — gerade erst hatte der frühere Freiburger die gleiche Verletzung überstanden. Zudem bangen die Düsseldorfer um ihr Abwehr-Ass Stelios Malezas. Der Innenverteidiger der griechischen Nationalmannschaft war zusammen mit Routinier Jens Langeneke und Torhüter Fabian Giefer der entscheidende Garant für die starke Defensive Fortunas in den ersten Partien.

Nun musste er das Donnerstag-Training mit Rückenbeschwerden abbrechen, absolvierte die gestrigen Übungen jedoch wieder wie gewohnt. Falls der 27-Jährige dennoch einen Rückfall erleidet und passen muss, stünde der Spanier Juanan als Ersatz parat. Dahinter wird es allerdings eng, da der Ex-Duisburger Bruno Soares nach seiner Operation am Hüftbeuger wohl bis zur Winterpause fehlt.

Die Laune lässt sich Meier jedoch weder von Personalsorgen verderben noch von der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann die erste Niederlage geben muss. "Das sind jetzt schöne Zeiten", sagt er mit einem kleinen Lächeln, "und die genießen wir natürlich. Aber man muss wissen, dass der Fußball auch andere Seiten hat. Es wird nicht mehr passieren, dass ein Aufsteiger wie einst Kaiserslautern auf Anhieb Meister wird."

Die eigentliche Herausforderung, so Meier, beginne nach dem ersten echten Rückschlag, nach der ersten Niederlage seit dem 16. März (1:2 in Dresden). "Ich bin gespannt, ob wir dann die Kerle haben, die die nächsten Aufgaben positiv angehen." Mit der Probe aufs Exempel muss Fortuna ja nicht unbedingt heute beginnen.