Msv Duisburg Grlic muss um jeden Transfer kämpfen

Duisburg · Durch den Klassenerhalt kann der Sportdirektor des MSV Duisburg die Vertragsgespräche intensivieren. Im Fall von Dustin Bomheuer und Daniel Brosinski wird das aber wohl wenig erfolgreich sein.

 Ivica Grlic (links) arbeitet an der sportlichen, Roland Kentsch an der wirtschaftlichen Zukunft des MSV.

Ivica Grlic (links) arbeitet an der sportlichen, Roland Kentsch an der wirtschaftlichen Zukunft des MSV.

Foto: reichwein

Sein Gesichtsausdruck ließ mitfühlen. Seine Worte nachempfinden, wie viel Erleichterung sich bei Ivo Grlic trotz der 1:2-Niederlage bei Union Berlin breit gemacht hatte. Eine Niederlage, die zwar ärgerlich, aber verkraftbar ist, da dank der Schützenhilfe der Konkurrenz der Klassenerhalt einen Spieltag vor dem Saisonende trotzdem sichergestellt werden konnte.

Der Sportdirektor des Fußball-Zweitligisten atmete nach dem Abpfiff erst einmal tief durch. "Ich bin richtig froh", schob er hinterher. Das vorzeitige Klassenziel schafft nun endgültig Planungssicherheit für die Spielzeit 2013/14. Grlic kann seine Aktivitäten auf dem Transfermarkt in den kommenden Wochen weiter intensivieren, um im Ringen möglicher Neuzugänge nicht weiter Zeit verstreichen lassen zu müssen. Im Hintergrund arbeitet der Sportdirektor bereits seit Wochen am Kader für die neue Saison, klopft potenzielle Kandidaten ab und spricht mit Beratern. "Mit einem Gespräch ist es da nicht getan", verdeutlicht Grlic. "Um einen Spieler für einen Wechsel zum MSV begeistern zu können, bedarf es einem intensiven Austausch. Da muss Vertrauen wachsen, die Spieler sollen das Gefühl bekommen, dass wir ein wirkliches Interesse an ihnen haben."

Grlic muss bei seinen Transfers besonders gut hinschauen. Fehleinkäufe kann sich der klamme MSV nicht leisten, der auch in Zukunft den Spagat zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit schaffen muss. "Es ist schwer, Spieler zu verpflichten", sagt Grlic, der zeitnah "Nägel mit Köpfen" machen will. Vollzugsmeldungen wird es aber wohl diese Woche noch nicht geben können.

Die ersten Spieler haben mit dem Verweis auf zu geringe Bezüge bereits abgewunken. Umso mehr kommt es in Zeiten finanzieller Not auf die richtigen Argumente an. Grlic verdeutlicht: "Finanziell haben wir gegenüber anderen Vereinen oft die schlechteren Karten. Wenn es Spielern nur darum geht, gut zu verdienen, ziehen wir als Mitbieter meist den Kürzeren." Dass dies aber nicht auf jeden Profi zutrifft, beweisen Beispiele aus der Vergangenheit wie Sören Brandy. Grlic verhandelte sehr früh mit dem Mittelfeldspieler, signalisierte eher als andere Klubs Interesse und machte bereits in der Winterpause des vergangenen Jahres den Transfer perfekt. Beispiele wie die von Julian Koch oder Andre Hoffmann zeigen überdies, dass der MSV Talenten als Sprungbrett dienen und sich ein Verzicht aufs Geld auszahlen kann. Ein Trumpf, den Grlic in die Waagschale werfen kann.

Priorität, so der Sportdirektor, hätten derzeit aber die "eigenen Jungs". Mit Markus Bollmann (32) laufen die Gespräche. Wir werden uns in den kommenden Tagen zusammensetzen und entscheiden", so Grlic, der betont: "Unabhängig von seinem Verletzungspech schätzen wir Bolle als Typ. Er zeigt große Präsenz im Team, bringt viel Erfahrung mit und ist zu hundert Prozent da, auch wenn er nicht spielt."

Bei Roland Müller scheint die Vertragsverlängerung nur Formsache. "Tendenz positiv", bestätigt Grlic, der sich zu den Abwanderungsgedanken von Dustin Bomheuer indes bedeckt hält. Der MSV hat dem Abwehrspieler ein Angebot unterbreitet, die für Ende April angekündigte Entscheidung steht aber noch aus. "Ich kann keinen zwingen, zu uns zu kommen oder bei uns zu bleiben. Wenn Dustin bessere Angebote hat, freut mich das für ihn, aber mir sind irgendwann die Hände gebunden", erklärt Grlic. "Ich muss mit den Mitteln auskommen, die ich habe. Wir wollen beim MSV in den nächsten Jahren etwas aufbauen. Jeder muss selbst entscheiden, ob er ein Teil davon sein möchte."

Im Fall von Daniel Brosinski, der mit Greuther Fürth und dem FC Ingolstadt in Verbindung gebracht wird, verdichten sich die Anzeichen auf Trennung, während Grlic — konfrontiert mit den nicht enden wollenden Wechsel-Gerüchten um Felix Wiedwald — cool bleibt. "Gerüchte gibt es schon länger. Es liegt aber kein offizielles Angebot vor."

Der Keeper, der noch ein Jahr Vertrag besitzt, soll in der nächsten Saison eine der Korsettstangen beim MSV neben Spielern wie Goran Sukalo, Branimir Bajic, Sören Brandy, Ranisav Jovanovic, Kevin Wolze, Timo Pertehl und nicht zuletzt Jürgen Gjasula bilden, der Signale zum Bleiben sendete. Gezielt will sich Runjaic im Angriff verstärken. Das klang in Berlin durch, als er wiederholt die fehlende Durchschlagskraft anmerkte. "Wir müssen Rückschlüsse ziehen für die kommende Spielzeit und ein paar Investitionen tätigen", entgegnete Runjaic.

Einfach wird das gewiss nicht.

(RP)
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