MSV Duisburg Rüttgers hofft auf gemeinsame Rettung

Duisburg · Der zurückgetretene Vorsitzende des MSV Duisburg bezieht Stellung zu den Beleidigungen und der Lage des MSV.

 Auch ohne Amt präsent: Andreas Rüttgers hilft hinter den Kulissen weiter an der Rettung mit.

Auch ohne Amt präsent: Andreas Rüttgers hilft hinter den Kulissen weiter an der Rettung mit.

Foto: reichwein

Ivo Grlic hat den Finger unbewusst in die richtige Wunde gelegt. Der Sportdirektor des MSV Duisburg betonte in dieser Woche, dass beim Bemühen, den Verein vor dem wirtschaftlichen Aus zu retten, allen klar sein müsse, dass es nicht um pro Hellmich, pro e.V. oder pro KGaA geht.

MSV Duisburg: Rüttgers hofft auf gemeinsame Rettung
Foto: reichwein

Zwischen den Zeilen wird die Problematik deutlich. Es wird an mehreren Fronten gekämpft. Angestellte, Mitglieder und Fans des Vereins wünschen sich eine baldige Lösung, die aber noch nicht verkündet werden kann. Intern hat man sich verständigt, keine Wasserstandsmeldungen abzugeben, bis die Rettung endgültig ist.

Was aber mögen diejenigen vor dem Fernseher über den Zustand des MSV gedacht haben, die in den vergangenen Tagen einzig die TV-Beiträge zur Lage beim MSV sahen?

In der medialen Wahrnehmung scheint derzeit der Ex-Vorstandsvorsitzende Walter Hellmich der Mann zu sein, der für den MSV spricht. Hellmich, dessen "Herz am MSV hängt", bekundet, in bester Absicht dazu beitragen zu wollen, dem Klub wieder auf die Beine zu helfen. Was er aber überdies zu sagen hat, erscheint in kritischer Lage weder hilfreich noch der Form entsprechend. Die jüngsten Äußerungen Hellmichs im ZDF haben für die Betroffenen das Fass zum Überlaufen gebracht. Er hatte vor laufenden Kameras gesagt, dass seine Nachfolger zu verachten seien und dass man sie in die Ecke stellen müsse. Andreas Rüttgers, der im November zurückgetretene Vorsitzende des MSV Duisburg e.V., sieht damit den Zeitpunkt gekommen, die Bemühungen des Vorstands und der weiteren Gremien zur Rettung öffentlich zu machen.

Seine Reaktion auf die Dinge wirkt allerdings grotesk angesichts der Beschimpfungen, die ihm entgegenhallen. Was die Auseinandersetzung mit Hellmich angeht, zeigt sich Rüttgers überraschend versöhnlich: "Ich versuche, zwei Dinge zu trennen. Natürlich ist es nicht schön, wie er über mich redet. Auf der anderen Seite sehe ich Walter Hellmich als Teil der Lösung für den MSV. Er hat die Infrastruktur geschaffen und ermöglicht, dass wir einen langfristig angelegten Konsolidierungsplan angehen können. Grundsätzlich ist die Schauinsland-Arena etwas, auf das man stolz sein kann."

Statt zurückzupoltern, schildert Rüttgers lieber seine Sicht. "Wir sind auf einem guten Weg, haben uns bislang aber zurückgehalten, weil wir vor allem in Ruhe arbeiten und nicht den Erfolg unserer Anstrengungen durch vorzeitige Verlautbarungen gefährden wollten", sagte er.

Diese Ruhe in den Gremien bedeute keineswegs Tatenlosigkeit.

Die Lücke die bei etwa fünf Millionen Euro liegen soll, muss bis spätestens zum 15. Januar geschlossen werden. Beim derzeitigen Stand an Zusagen, liege diese inzwischen nur noch in einem hohen sechsstelligen Bereich. Die Stundung der Stadionmiete, die vom Kreditgeber und dem Land NRW als Bürgen abgesegnet werden muss, beläuft sich schätzungsweise auf etwa ein Million. Etwa 2,5 Millionen habe man laut Rüttgers inzwischen selbst eingesammelt. Vieles davon allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Sponsoren erst zahlen, wenn die Summe komplett zusammen ist.

Walter Hellmich hatte seine Zusage auf Hilfe kurzfristig zurückgezogen, auch wenn der Vereinsvorstand auf seine Forderungen eingegangen sei. "Warum er zurückgerudert ist, kann ich nicht sagen", so Rüttgers, "aber das war der Punkt, an dem wir entschieden haben, unabhängig von Ämtern im Sinn des Vereins an dessen Konsolidierung zu arbeiten.

Es war immer klar, dass wir bei der Akquise neuer Sponsoren nur helfen, wenn wir die Zusage der Stadiongesellschafter haben, dass die Stadionmiete von ihrer Seite dauerhaft gesenkt wird." Vorbehaltlich einer noch zu erfolgenden Zustimmung von Land und Bank.

Für sein fortführendes Engagement nach dem Rücktritt erntete Rüttgers nicht von allen Seiten Schulterklopfer. "In dieser schwierigen Situation überlegt man nicht, ob man Präsident ist oder nicht. Man macht einfach weiter", entgegnete er. Ihm selbst sei es nie um Posten gegangen. Auch seinen Mitstreitern bescheinigt er lautere Absichten: "Wir wissen, dass der MSV wieder ein Gesicht braucht. Doch derzeit arbeiten wir in einem Team daran, die Liquidität sicherzustellen. Da ist die Suche nach einem Vorsitzenden eher zweitrangig."

Den Zebras droht eine Geldstrafe in Höhe von 100 000 Euro, weil man das notwendige Testat zur Bilanz nicht rechtzeitig der DFL vorlegen konnte. Außerdem steht ein Punktabzug im Raum, wenn bei der DFL die Beglaubigung der Bilanz durch einen Wirtschaftsprüfer nicht bis Samstag vorliegt.

Weitere zwei Punkte drohen für den Fall, dass am 15. Januar nicht der notwendige Liquiditätsnachweis bis zum Saisonende erbracht wird. Rüttgers will nicht ausschließen, dass eine solche Strafe fällig werden könnte. Persönlich habe er aber ein gutes Gefühl, dass die Konsolidierung gelingt und der langfristige Finanzplan, der mindestens die Zweitligazugehörigkeit verlangt, Zustimmung findet.

Den Vorwurf, dass der e.V. die angestrebte Satzungsänderung blockiert, lässt Rüttgers derweil nicht gelten. "Die Struktur muss verschlankt werden. Doch wir wollen das nicht übers Knie brechen, sondern mit den Mitgliedern so diskutieren, dass jeder die Notwendigkeit einsieht." Rüttgers ist davon überzeugt: "Wenn der MSV eine Zukunft haben will, darf dies keine Ein-Mann-Geschichte sein. In der Wirtschaft ist es ein Auslaufmodell, dass eine starke Person ein Unternehmen führt", sagt er. "Ich aber hätte auch sehr gut damit leben können, wenn Walter Hellmich das im Fall des MSV geworden wäre, weil es mir um den MSV geht. Aber wenn das auch im Team gelingt, kann der Verein gestärkt und mit dem Gefühl, die Rettung gemeinsam geschafft zu haben, in die Zukunft gehen."

Nachtreten will Rüttgers nicht. "Natürlich kann ich mir vorstellen, mit Herrn Hellmich auch in Zukunft einen Kaffee zu trinken."

(RP)
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