MSV Duisburg Schmidt und Baumann sind die Trainerfavoriten beim MSV

Duisburg · Die Entscheidung über die Drittliga-Lizenz für den MSV Duisburg zieht sich bis Montag hin. Die Meidericher haben fristgerecht und vollständig alle Unterlagen eingereicht. Die Stimmung ist "vorsichtig optimistisch". Schalke 04 hilft dem MSV.

 Karsten Baumann war zuletzt Trainer bei Erzgebirge Aue.

Karsten Baumann war zuletzt Trainer bei Erzgebirge Aue.

Foto: dpa

Knapp eine Stunde nach dem Ablauf der Frist im Lizenzierungsverfahren setzte der MSV Duisburg die kurze wie wichtige Nachricht auf seine Internetseite: "Der MSV Duisburg hat die Unterlagen für die Lizenzierung zur Saison 2013/14 in der 3. Liga am Freitag, 5. Juli 2013, fristgerecht und vollständig dem Deutschen Fußball-Bund eingereicht. Der DFB, mit dem sich der MSV in den vergangenen Tagen intensiv im Lizenzierungsverfahren ausgetauscht hat, hat den vollständigen und zeitgerechten Eingang der Unterlagen bestätigt."

Eine Antwort auf die spannende Frage, ob die Meidericher damit die Spielgenehmigung für die 3. Liga erhalten, blieb der Verband allerdings schuldig. Die Hängepartie zieht sich weitere drei Tage hin. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker teilte mit, dass die zuständige Beschwerdeausschuss erst am Montag entscheidet. Ein Fingerzeig auf den Ausgang des Verfahrens muss das aber noch nicht sein. Vielmehr war hinter den Kulissen beim MSV aber von "vorsichtigem Optimismus" die Rede. Mehr kann nach dem Desaster vom 29. Mai, als man aus der 2. Liga flog, auch nicht verlangen. Entsprechend verhalten fiel der Jubel bei MSV-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach aus. "Nein, erleichtert bin ich noch nicht", sagte er. Aber: "Wir haben alles getan, was wir tun konnten, um die Lizenz zu bekommen. In allerletzter Sekunde haben sich Freunde des MSV offenbart, von denen man es nicht vermutet hätte. Was zeigt, dass der MSV im Revier eine starke Lobby besitzt." In den vergangenen Wochen haben die Fans vieler Vereine ihre Solidarität gezeigt. Zuletzt halfen auch Bundesliga-Klubs mit — darunter dem Vernehmen nach auch Schalke 04.

Manuel Hartmann, beim DFB federführend für die Lizenzierung zuständig, wird das nicht interessieren. Er wird mit seinem Team noch einmal genau auf die Unterlagen schauen, denn ein zweites Alemannia Aachen, das während der Saison Insolvenz anmelden musste, will man nicht riskieren. Nett seien sie zu den MSV-Verantwortlichen gewesen, heißt es. Aber auch nette Richter können streng sein.

500.000 Euro fehlen

Beim MSV hatte man bis Freitag an den Vorgaben aus Frankfurt gearbeitet und stand in regelmäßigem Austausch, um sich nicht den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, dass die Spielgenehmigung womöglich an Missverständnissen scheiterte. Den Mittwoch verbrachten Präsident Udo Kirmse, Jürgen Marbach und Geschäftsführer Björn Scheferling zunächst sogar in der DFB-Zentrale in Frankfurt. Danach stand fest: Es fehlen dem Klub noch rund 500.000 Euro, um den letzten großen Stein, die vom DFB verlangte Sicherheitsbürgschaft, die sich auf zwei Millionen Euro beläuft, beiseite rollen zu können.

Die Lücke konnte Freitagvormittag mit letzter Finanzkraft geschlossen werden. Zwar gibt es fünf Prozent Zinsen auf die Einlage, aber Gönner mit verbrannten Fingern gibt es beim MSV schon genug. Der DFB bestand überdies auf die Unterschrift des Geschäftsführers der Stadiongesellschaft, um eine Stundungserklärung akzeptieren zu können. Deshalb musste Dr. Jochen Vogel noch kurzerhand offiziell als Geschäftsführer eingetragen werden. Öffentlich will vor einer möglichen Rettung niemand vom MSV Stellung beziehen. Zu groß ist die Anspannung, zu dick das Paket, zu verschlungen der Dschungel an Vorgaben. Marbach kündigte allerdings an: "Ich habe das Gefühl, wir haben alle Aufgaben gelöst. Wenn wir die Lizenz bekommen, werden wir unsere Unterstützer auch entsprechend würdigen."

Bereits am Freitag dankten Kirmse und Marbach allen Mitarbeitern für ihre intensive Mitarbeit an dem Projekt "Griff nach dem Strohhalm." Überstunden haben die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle geleistet. Einige von ihnen werden dennoch ihren Arbeitsplatz verlieren. Der schlankere Etat von etwa sechs Millionen Euro erklärt sich auch durch reduzierte Personalkosten. Am Abend sprach Marbach mit Ivo Grlic. Der Sportdirektor scharrt mit den Hufen, weil die verbliebenen Spieler drohen, von der Fahne zu gehen. Einer könnte Ranisav Jovanovic sein (32), der zuletzt im Probetraining beim FSV Frankfurt weilte und dort offenbar überzeugen konnte.

Der Manager arbeitet seit Wochen mit Hochdruck an einem Kader für die neue Saison — und wurde durch den Zwangsabstieg und die lange Ungewissheit bereits mehrfach zum Umplanen gezwungen. Grlic lässt allerdings ausrichten, dass nach wie vor genug Spieler im Wartestand sind, die bei positivem Lizenzbescheid sofort in Duisburg unterschreiben. Wer als Trainer auf der Bank sitzt, soll dann ebenfalls zeitnah verkündet werden. Nach RP-Informationen grenzt sich der Favoritenkreis um Karsten Baumann und Stephan Schmidt ein. Baumann traf mit Erzgebirge Aue im Abstiegskampf der 2. Liga noch Ende April auf den MSV. Die Partie endete 0:0 und der Trainer wurde danach beurlaubt. Schmidt war bis Anfang Mai Coach des SC Paderborn.

Die Option, trotz der knappen Zeit — am 19. Juli beginnt die Saison — ins Trainingslager nach Österreich zu reisen, besteht nach Angaben des Vereins weiterhin. Ursprünglich wäre der MSV bereits seit 3. Juli vor Ort. Derzeit gibt es Überlegungen, zunächst in Meiderich zu trainieren und das Trainingslager als Vorbereitung auf das erste Saisonspiel gegen den 1. FC Heidenheim zu planen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort