Stuttgart-Trainer Veh knallhart Köln-Spiel war "ernüchternd, frustrierend, enttäuschend"

Der VfB Stuttgart muss nach einem depremierenden 0:2 gegen den 1. FC Köln befürchten, dass die kommende Saison ähnlich schrecklich wird wie die vergangene.

Osako erzielt erstes Kölner Tor nach dem Aufstieg
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Armin Veh war keinesfalls erregt. Er wirkte auch nicht sonderlich beunruhigt. Das gellende Pfeifkonzert der schon wieder restlos bedienten Anhänger während und nach dem depremierenden 0:2 (0:2) gegen den 1. FC Köln lächelte er milde weg. Klartext redete der neue Trainer des VfB Stuttgart trotzdem. "Wenn wir nicht lernen, klüger und konsequenter zu spielen, dann wird das eine ähnlich schwere Saison wie die letzte", sagte er.

In der vergangenen Saison rettete sich der VfB Stuttgart erst auf der Zielgeraden, nachdem er zwischenzeitlich am Abgrund zur zweite Liga entlanggetaumelt war. Und nun? Neuer Trainer, neue Spieler - und das alte Lied. "Den Willen kann ich meiner Mannschaft nicht absprechen, aber sie ist zu verspielt. Das ist Profifußball", sagte Veh - und es klang, als lästere er ein wenig über seine amateurhaft auftretende Mannschaft. Lange Rede, kurzer Sinn: "Köln war viel cleverer."

Stuttgart - Köln
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Der 1. FC Köln spielte, wie der VfB Stuttgart gerne spielen würde. "Wir haben geschickt verteidigt", sagte Trainer Peter Stöger, "und wir waren sehr effizient." In der Tat: Zweimal stellten sich Abwehrspieler des VfB ziemlich ungeschickt an, erst Daniel Schwaab, dann Antonio Rüdiger. Yuyo Osako (22.) und Anthony Ujah (33.) ließen sich nicht lange bitten. "Das waren perfekte 90 Minuten für uns", sagte Kölns Verteidiger Dominic Maroh, und: "Wir waren perfekt eingestellt."

Ausdauernd sprachen Veh und seine Spieler anschließend über das "letzte Drittel" des Spielfeldes - jene Zone, in der die Ideenlosigkeit der Stuttgarter auffällig wurde. "Wir hatten kaum Raumgewinn, haben den Ball nur hin- und hergeschoben - im letzten Drittel haben wir fast nichts zustande gebracht", sagte der Österreicher Martin Harnik. Das Spiel, ergänzte er, sei "ernüchternd, teilweise frustrierend" und "auf ganzer Linie enttäuschend" gewesen.

Veh hat eine Mannschaft übernommen, die in ihren Mitteln offensichtlich beschränkt ist - eine Annahme, die er sogar ansatzweise teilt. "Wir können uns auch mal überlegen, dass wir nicht so stark sind, wie viele meinen", sagte er, und er meint damit vor allem das Publikum, das traditionell keinen Sinn für Realität hat und jahraus, jahrein einen Platz in der Champions League erwartet. Mindestens. Veh weiß um dieses Anspruchsdenken - momentan empfindet er es als Belastung.

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Foto: afp, tk/bb

"Mein Mannschaft", sagte Veh am Samstag, "ist damit auch überfordert." Heißt: Sie ist mental nicht stark genug, sie hat keine Anführer, die sie mitzureißen vermögen, wenn es nicht läuft. "Wir müssen", betont Veh "das als Mannschaft machen." Doch, auch das weiß der Stuttgarter Meistertrainer von 2007: Das kann dauern. "Ich kann nicht sagen, ihr müsst eine Mannschaft sein. Ich kann mir nur wünschen, dass wir ein Team werden." Ein Team, wie es der 1. FC Köln schon ist.

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Was der Aufsteiger bei seinem ersten Bundesliga-Sieg nach 903 Tagen zeigte, war kein Hexenwerk. Der große Unterschied: Köln hat eine Mannschaft - und diese Mannschaft wirkt sehr überzeugt von dem, was sie tun soll. "Uns spielt keine Mannschaft aus, uns spielt keiner schwindelig", sagte Maroh. Und das, ergänzte er, sei nun schon seit einem Jahr so. Die Kölner, so hat es zunächst den Anschein, sind angekommen in der ersten Liga. Der VfB Stuttgart noch nicht.

(sid)
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