Krise beim VfB Stuttgart Veh: "Bin noch nie abgestiegen — und das bleibt auch so"

Stuttgart · Vier Spiele, drei Niederlagen nacheinander, Letzter in der Tabelle, viel Aufregung im Umfeld: Beim VfB Stuttgart geht derzeit alles schief.

Armin Veh - Meistertrainer und Sportchef des 1. FC Köln
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Das ist Armin Veh

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Foto: dpa, brx jhe

Im Auge des Sturms blieb Armin Veh die Ruhe in Person. Die gellenden Pfiffe nach der dritten Niederlage nacheinander waren auch dem Trainer des VfB Stuttgart nicht entgangen, ebensowenig die Wut zahlreicher Anhänger auf das Präsidium um Bernd Wahler und Sportvorstand Fredi Bobic. Er könne das "nachvollziehen", sagte er nach dem ernüchternden 0:2 (0:1) gegen 1899 Hoffenheim, aber "diese Anfeindungen", ergänzte er, "sind nicht schön, weil es uns natürlich auch schon belastet".

Die Stimmung rund um das Rote Haus in Bad Canstatt schwankt zwischen ungezügelter Wut und wachsendem Frust, vor allem, weil die Lage sportlich trostlos ist: vier Spiele, nur ein Treffer, zuletzt dreimal 0:2 verloren, Tabellenletzter. Veh allerdings versucht den Eindruck zu vermitteln, als habe er die Ruhe weg. "Ich lasse mich nicht verrückt machen", sagte er, "wir haben den vierten Spieltag." Und mit einem Lächeln ergänzte er: "Ich bin in meinem Leben noch nie abgestiegen - und das bleibt auch so."

Woher Veh diese Zuversicht nimmt, erscheint derzeit mehr als fragwürdig. Ein bisschen mehr Chaos, ein bisschen mehr Mut hatte er seiner Mannschaft verordnet, doch am Ergebnis änderte das nichts. In der neunten Minute scheiterte Martin Harnik am Hoffenheimer Torhüter Oliver Baumann - "wenn wir da in Führung gehen, gewinnen wir das Spiel auch", betonte der Stuttgarter Trainer. Den Beweis für die These blieb der VfB jedoch schuldig: Der Gegentreffer von Anthony Modeste (15.) war dafür mitentscheidend.

Stuttgart mühte sich, das war nicht zu bestreiten. Aber die Schwaben wirkten hilflos, planlos und verunsichert - zudem fehlt da jegliches Durchsetzungsvermögen. Veh wollte eine Mannschaft gesehen haben, die nach diesem "grausamen" 0:2 zu Hause gegen den 1. FC Köln drei Wochen zuvor nun "klar verbessert war", er habe, beteuerte er, auch "viele Dinge gesehen, die gut waren". Doch mit guten Ansätzen alleine ist gewiss kein Spiel zu gewinnen. Dazu bedarf es auch einer gewissen Entschlossenheit, zu beobachten etwa beim Treffer von Tarik Elyounoussi (84.).

Veh war in Stuttgart als eine Art Heilsbringer begrüßt worden nach der fürchterlichen Vorsaison, doch der Trainer gab am Samstag auf die Frage, ob er sich das beim VfB nicht alles leichter vorgestellt habe, unumwunden zu: "Doch!" Und auf die Frage, ob vielleicht die Qualität dieser Mannschaft nicht ausreiche, antwortete er vielsagend: "Wir haben schon auch Qualität. Aber wir haben auch Spieler, die noch ein bisschen jungfräulich sind." Er erwähnte Timo Werner und Daniel Didavi. Sonst keinen.

Die Situation wird nicht einfacher werden, Stuttgart spielt nun bei Borussia Dortmund (Mittwoch, 20.00 Uhr/Sky). Was Veh bis dahin zu tun gedenkt? "Ich werde versuchen, in die Köpfe zu kommen. Ich werde ihnen jetzt nicht sagen, was sie nicht können. Du sprichst mit den Spielern, du versuchst, gewisse Unsicherheiten rauszubringen." So oder so bedeutet das jede Menge Arbeit. Veh jedoch ist von sich überzeugt: "Ich bin jetzt keiner, der am Boden zerstört ist und sagt: Bitte Spieler, helft mir mal."

Im Grunde genommen würde es Veh wohl erst mal reichen, würde seine Mannschaft so betont nüchtern auftreten wie Hoffenheim. Die TSG spielte nicht gerade berauschend, aber effektiv - auch angesichts des desaströsen 2:6 in Stuttgart in der vergangenen Saison. "Wir wollten nicht ins offene Messer laufen", sagte Trainer Markus Gisdol, und da dürfe das Offensivspiel schon mal auf der Strecke bleiben: "Es ist doch schöner, 2:0 zu gewinnen als spektakulär 3:3 zu spielen." Diese Einstellung lässt Hoffenheim derzeit um die Tabellenspitze mitspielen.

(sid)
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