Bundesliga VfB Stuttgart befördert Kramny zum Cheftrainer

Stuttgart · Einen Tag nach dem erlösenden und überzeugenden 3:1 gegen den VfL Wolfsburg wurde Jürgen Kramny zum neuen Cheftrainer des VfB Stuttgart ernannt. Die Entscheidung kam nach dem Auftritt am Samstag nicht mehr überraschend.

Jürgen Kramny - Mr. Zuverlässig, Abräumer, Trainer-Neuling
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Das ist Jürgen Kramny

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Foto: ap

Als sich Robin Dutt und Jürgen Kramny inmitten des Stuttgarter Freudentaumels prächtig gelaunt im Flüsterton austauschten, durfte sich der Noch-Interimstrainer schon ziemlich sicher sein. Keine 16 Stunden später und nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Mannschaft gab es dann Gewissheit. Der 44-Jährige wurde einen Tag nach dem 3:1 (2:1) gegen den VfL Wolfsburg von der Zwischen- zur VfB-Dauerlösung befördert - als Nachfolger des krachend gescheiterten Alexander Zorniger.

Kramnys bis 2017 laufender Vertrag als Coach der U23 wurde "an die neue Aufgabe angepasst", wie der VfB mitteilte. "Die Entwicklung spricht ein deutliche Sprache. Er hat die richtigen Hebel bedient", sagte Sportvorstand Robin Dutt am Sonntag auf einer Pressekonferenz und schickte die Spieler mit einer eindringlichen Botschaft in den Weihnachtsurlaub bis zum 4. Januar: "Jetzt muss die Mannschaft beweisen, dass sie dauerhaft so auftreten kann wie in den letzten Wochen."

Diese letzten Wochen wurden gekrönt vom starken Auftritt gegen den Champions-League-Achtelfinalisten, der die Schwaben vom letzten Tabellenplatz auf den 15. Rang und aus der Abstiegszone hievte. Es war der erste Bundesliga-Sieg unter Kramny im vierten Spiel und das vierte Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage. "Das Wolfsburg-Spiel hätte es nicht gebraucht, aber es hat auch nicht geschadet", sagte Dutt.

Kramny, der einst Profi beim VfB war und dort seit 2010 in der Nachwuchscoach arbeitete, bekam das Grinsen fast nicht mehr aus dem Gesicht. "Die letzten vier Wochen waren eine sehr bewegende Zeit, das Interims- konnte ich schon nicht mehr hören", sagte er, um dann aber in ernstem Ton anzufügen: "Ich weiß, dass es eine große Verantwortung ist. Wir wollen mit dem VfB in bessere Gefilde, dafür brennen wir."

Die Spieler hatten sich schon in den vergangenen Tagen immer wieder für Kramny ausgesprochen, und dann mit dem Sieg gegen die Wölfe noch einmal bestmögliche Argumente gesammelt. Der VfB präsentierte sich so gut wie noch nie in dieser Saison. Es war alles da: Leidenschaft, Lauffreude, Kreativität und insbesondere nach der berechtigten Gelb-Roten Karte für Toni Sunjic (70.) auch eine gehörige Portion Glück. "Es war ein Sieg des Willens", sagte Kramny.

Zum Schlüsselspieler wurde Kreativkopf Daniel Didavi, der mit seinem "Zauberfuß" (Kramny) zunächst in der 22. Minute ausglich, dann auch an der Entstehung des 2:1 von Filip Kostic (31.) beteiligt war und schließlich den Endstand (47.) markierte. Allerdings muss der VfB bangen, dass der begehrte Didavi von der Konkurrenz bald zu einem Wechsel verführt wird. Der Vertrag des 25-Jährigen läuft im Sommer aus.

Kramny war nach einem mehr als bescheidenen Jahr für den fünfmaligen Meister, "froh, dass wir über dem Strich abschließen." Im Sommer hatten die Stuttgarter unter Huub Stevens in Paderborn mit Mühe und Not den Abstieg vermieden, dann kam die Revolution mit Zorniger - und ging kolossal schief, sodass Kramny Ende November einspringen musste. "Ich kann nicht mit allem zufrieden sein, was ich nach dem Paderborn-Spiel gemacht habe", übte der zuständige Dutt Selbstkritik.

Nun hat er wieder einen Coach, der für den neuen Stuttgarter Weg stehen soll, nur mit etwas mehr Bescheidenheit.

(sid)
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