Neuer Trainer, alte Probleme Stuttgart bleibt auch unter Kramny die Schießbude der Liga

Dortmund/Stuttgart · Der VfB Stuttgart steckt tiefer denn je in der Krise. Beim 1:4 gegen Dortmund kassierten die Schwaben zum dritten Mal in Folge vier Tore.

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Keine Qualität, keine Stabilität, und wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Trainer: Kontinuität beweist der VfB Stuttgart derzeit allenfalls als Schießbude der Liga. Zum dritten Mal in Folge kassierten die Schwaben beim 1:4 bei Borussia Dortmund vier Gegentreffer. Inzwischen sind es insgesamt 35 nach 14 Spieltagen - so viele hat keine andere Mannschaft der 1. oder 2.
Bundesliga kassiert.

"Ich hätte mir einen besseren Start gewünscht. Ich habe versucht, der Mannschaft eine gewisse Stabilität zu geben. Das hat phasenweise funktioniert, aber wir haben wieder vier Gegentore bekommen. Da werden wir weiter ansetzen müssen", klagte Jürgen Kramny bei Sky. Angesichts des vom Vorgänger Alexander Zorniger hinterlassenen Scherbenhaufens kann der Interimscoach derzeit aber nur Schadenbegrenzung betreiben.

Vor allem die Abwehr des Tabellen-16., den lediglich ein Zähler von Schlusslicht 1899 Hoffenheim trennt, zeigte sich erneut als wenig bundesliga-tauglich, während die Offensive einige gute Ansätze zeigte. Aber ohne die richtige Balance und geeignetem Personal dürfte der VfB in dieser Saison kaum zu retten sein. Zwischen den Ansprüchen und der Realität klaffen im Ländle auch in dieser Spielzeit Welten.

Nach dem Auftritt in Dortmund machten sich die Stuttgarter dennoch Mut. "Die Art und Wiese wie wir nach dem frühen Rückschlag ins Spiel zurückgekommen sind, zeigt, dass die Mannschaft nach wie vor Moral und Teamgeist hat. Schlussendlich haben wir zu viele Fehler gemacht, die bei der Qualität der Dortmunder zur Niederlage führen", meinte Verteidiger Daniel Schwaab.

Nicht nur bei der Qualität der Dortmunder, auch daheim gegen Augsburg (0:4) und in München (0:4) zerbröselte das Abwehrgebilde schon nach wenigen Minuten. Dem BVB reichten 19 Minuten, dem FCA und den Bayern jeweils gar nur 17 zur vorentscheidenden 2:0-Führung.

Der Auftritt gegen den BVB war nicht dazu angetan, einen geeigneten Chef-Coach zum VfB zu locken. Zehn Trainerwechsel in den vergangenen acht Jahren haben den Ruf zusätzlich ruiniert. Nicht ausgeschlossen, dass Kramny, nach Gladbacher Muster mit Andre Schubert, ein Kandidat für eine Beförderung werden könnte. "Man hat mir kein zeitliches Limit gesetzt. Das Spiel gegen Dortmund war die Hauptaufgabe, jetzt sehen wir weiter. Es war ganz klar, dass es eine Interimslösung ist. Was daraus wird, wird die Zeit zeigen", sagte Kramny.

Unterstützung und Vertrauen der Mannschaft scheint dem 44-Jährigen sicher zu sein. Kramny sei ein Mann, der den Großteil der Jungs schon kenne und mit ihnen gearbeitet habe, meinte VfB-Kapitän Christian Gentner. "Die Namen anderer Trainer, die jetzt kursieren, lassen uns natürlich kalt, weil wir da gar keinen Einfluss drauf haben."

Manager Robin Dutt, für die Zusammensetzung des aktuellen Kaders mitverantwortlich, will den Trainermarkt zunächst in Ruhe sondieren. Weiterhin im Gespräch ist vor allem Tayfun Korkut, Wunschkandidat wohl Lucien Favre. Es gebe keinen Druck für eine schnelle Entscheidung, ließ Dutt wissen. Somit scheint sicher, dass Kramny auch am kommenden Sonntag im richtungweisenden Heimspiel gegen den um drei Punkte besseren Tabellen-15. Werder Bremen erneut auf der Bank sitzen wird.

(ems/sid)
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