Überraschende Trennung in Stuttgart VfB feuert Schindelmeiser — kommt Bayerns Reschke?

Stuttgart · Zwei Wochen vor Beginn der Bundesliga entbindet der VfB Stuttgart Jan Schindelmeiser von dessen Aufgaben. Intern war der Sportvorstand zuletzt offenbar sehr umstritten.

 Jan Schindelmeiser.

Jan Schindelmeiser.

Foto: dpa, ad_pkw sk_A fdt

Sie hatten lange stillgehalten beim VfB Stuttgart, doch jetzt zogen sie die Notbremse: Überraschend für Außenstehende trennte sich der Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga knapp zwei Wochen vor Saisonbeginn von Sportvorstand Jan Schindelmeiser. "Nach intensiven Gesprächen", teilte der Aufsichtsrat mit, habe das Gremium beschlossen, die Zusammenarbeit zum 30. September zu beenden, von seinen Aufgaben sei er ab sofort entbunden.

Nachfolger von Schindelmeiser, der noch die am Freitag bestätigte Verpflichtung von Holger Badstuber einfädelte, soll nach Informationen von Bild Michael Reschke werden, der seit Sommer 2014 als "Technischer Direktor" Kaderplaner des FC Bayern München ist. Die hochgeschätzte "Spürnase" ist beim deutschen Rekordmeister neuerdings Sportdirektor Hasan Salihamidzic unterstellt.

Die Personalie Reschke kommentierte Stuttgarts Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Dietrich am Freitag noch nicht, man werde aber "zeitnah einen Nachfolger präsentieren, in den kommenden Tagen". Über die genauen Hintergründe von Schindelmeisers Entlassung schwieg Dietrich sich weitgehend aus, er ließ aber doch recht deutlich Unzufriedenheit mit der Kaderplanung erkennen.

"Es geht nicht um die getätigten Transfers, es geht vor allem um die fehlenden Transfers", sagte er: "Wir haben junge, hungrige Spieler, die sich weiterentwickeln können. Aber wir wissen alle, dass wir noch eine ganze Menge Stabilität gebraucht haben."

Schindelmeiser reagierte verständnislos auf seine Demission: "Viele sind überrascht von der aktuellen Entwicklung. Ich bin es auch", sagte der 53-Jährige dem kicker. Gerne würde er die Trennung genauer beleuchten, doch: "Leider darf ich zu den Hintergründen nichts sagen."

Schon seit Wochen hatte es Hinweise gegeben, dass die Chemie im Roten Haus in Bad Cannstatt nicht mehr stimmt. "Schindelmeisers Soli führen immer öfter ins Abseits", titelten Stuttgarter Zeitungen, es mehrten sich die Zweifel, ob der gebürtige Flensburger den VfB für die Bundesliga fit machen könne, seine Alleingänge weckten Misstrauen bei seinen Vorgesetzten und Kollegen. Was am Freitag also wie ein Paukenschlag klang, hatte sich in Wahrheit abgezeichnet.

"Wir bedauern diesen Schritt", ließ Dietrich am Freitagnachmittag ausrichten, er und seine Kollegen seien jedoch nicht mehr davon überzeugt gewesen, "dass die Umsetzung unserer Ziele und der getroffenen Absprachen in der bisherigen Personalkonstellation zu erreichen sind".

Zoff mit Luhukay

Schindelmeiser war erst am 8. Juli 2016 als Nachfolger von Robin Dutt als Vorstand Sport beim VfB installiert worden. Von 2006 bis 2010 hatte er bei 1899 Hoffenheim gearbeitet. In Stuttgart sorgte der 53-Jährige früh für Aufsehen, als er den vor seinem Amtsantritt verpflichteten Trainer Jos Luhukay mehr oder weniger zur Aufgabe verleitete. Die beiden hatten sich über die Personalentscheidungen von Schindelmeiser zerstritten.

Unter dem jungen Trainer Hannes Wolf gelang dem VfB der am Ende souveräne Aufstieg, doch Schindelmeiser verhielt sich schon während der vergangenen Saison angeblich zunehmend eigenwillig und eigensinnig. Der von Dietrich versprochene Austausch, etwa mit Jugendkoordinator Marc Kienle oder Thomas Hitzlsperger, der Mitglied des Präsidiums ist, soll nicht mehr stattgefunden haben. Seine Personalentscheidungen sorgten für Kopfschütteln.

Zum Abschied gab es die üblichen warmen Worte, Schindelmeiser habe "einen wichtigen Teil dazu beigetragen, dass der Mannschaft der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelungen ist", teilte der Verein mit. Doch die bisherige Zusammenstellung der Mannschaft für die kommende Saison gilt intern eben als wenig bis nicht ausgereift. Eine echte Verstärkung fehlt bislang, auch wenn Holger Badstuber am Freitag einen Einjahresvertrag unterschrieb. Dieser könne, so Dietrich, "der Mann sein, der uns die Stabilität gibt, die uns in manchen Spielphasen fehlt".

Schindelmeiser hatte offensichtlich keine Fürsprecher mehr im Verein. Der teilte auch mit: "Der Beschluss erfolgte einstimmig und wird vom verbleibenden Vorstand uneingeschränkt mitgetragen. In den nächsten Tagen wird eine reibungslose Übergabe des Aufgabenbereichs erfolgen."

(dpa)
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