Stuttgart muss in die 2. Liga Großkreutz trauert — und ätzt nach Abstieg gegen FC Bayern

Wolfsburg · Der Frust saß tief bei Kevin Großkreutz nach dem zweiten Bundesliga-Abstieg in der Geschichte des VfB Stuttgart. Eigentlich müsse er nun still sein, teilte der Weltmeister in Diensten des VfB Stuttgart mit – teilte dann aber doch noch gegen den deutschen Meister aus.

 Die Stuttgarter schleichen nach dem Abstieg in Wolfsburg vom Platz.

Die Stuttgarter schleichen nach dem Abstieg in Wolfsburg vom Platz.

Foto: ap, SO

Der Frust saß tief bei Kevin Großkreutz nach dem zweiten Bundesliga-Abstieg in der Geschichte des VfB Stuttgart. Eigentlich müsse er nun still sein, teilte der Weltmeister in Diensten des VfB Stuttgart mit — teilte dann aber doch noch gegen den deutschen Meister aus.

Die 1:3-Niederlage in Wolfsburg und den damit verbundenen Abstieg aus der Bundesliga konnte Kevin Großkreutz nicht verhindern. Der Defensivspieler fiel mit muskulären Problemen im Oberschenkel am letzten Spieltag aus, obwohl er nach eigenen Worten "alles probiert" hatte, um dabei zu sein: "Tabletten, Behandlung, aber leider zieht der Oberschenkel."

Als der Abstieg feststand und der 28-Jährige mitbekam, wie zeitgleich der FC Bayern München nach dem 3:1-Erfolg über Schlusslicht Hannover 96, das zusammen mit Stuttgart in die 2. Bundesliga geht, die vierte Meisterschaft in Serie feierte, platzte Großkreutz noch der Kragen.

"Ich müsste jetzt eigentlich meine Fresse halten — wir sind gerade abgestiegen und sind selbst Schuld daran!", teilte er auf seinem Instagram-Account mit — dazu zeigte er nur ein komplett schwarzes Bild. "Ich schwöre auf alles, was mir heilig ist: Ich werde im nächsten Jahr in der 2. Liga mehr Emotionen zeigen als der FC Bayern bei der Meisterschaft!!!!"

Offenbar sprach er damit mehreren Fußball-Fans aus der Seele. Mehr als 7800 seiner Follower gefiel der Wortbeitrag.

Großkreutz wird, ebenso wie Kapitän Christian Gentner, mit den Schwaben auf jeden Fall in die 2. Liga gehen und am direkten Wiederaufstieg arbeiten. "Vielleicht ist der Neuanfang jetzt ganz gut, auch wenn es erstmal weh tut!!! Aber eins weiß ich, WIR werden zurückkommen!!!", schrieb er weiter. "Dafür habe ich zuviel Stolz, Herz und Ehre!!! Bis bald in der Bundesliga — und zwar mit dem VfB Stuttgart 1893 e.V."

Großkreutz spielt seit einem halben Jahr in Stuttgart, nachdem sein Intermezzo bei Galatarasay Istanbul zu einem Desaster wurde. Zuvor hatte er nach der Jugend auch seine bisher erfolgreichste Zeit als Profi bei Borussia Dortmund verbracht: 2011 und 2012 wurde er Deutscher Meister, 2012 zudem Pokalsieger.

Die Stuttgarter haben im Saisonendspurt alle sechs Spiele verloren, somit muss der Meister von 2007 nach 41 Jahren wieder in die Zweitklassigkeit — und steht vor einer ungewissen Zukunft. Vor allem wer die Schwaben in der kommenden Saison schnellstmöglich aus der 2. Liga führen soll, ist fraglicher denn je.

Zumal die für den Absturz Verantwortlichen von kurzfristigen Entscheidungen erst einmal nichts wissen wollten. "Das ist in der Geschichte unseres Vereins sicher ein ganz, ganz schwarzer Tag. Das ist ganz bitter", sagte VfB-Präsident Bernd Wahler: "Wir sind in der 2. Liga — dafür trage ich die Verantwortung. Direkt nach dem Spiel ist es aber der falsche Zeitpunkt, über Konsequenzen zu reden. Wir werden das intern die nächsten Tage machen. Das Allerwichtigste ist es jetzt, die richtigen Entscheidungen für den Verein zu treffen."

Fraglich, ob Wahler VfB-Präsident bleibt

Ob Wahler selbst, seit 2013 Präsident des VfB, Teil der Lösung sein wird, ließ der Klubchef offen: "Darüber muss ich erst einmal schlafen." Für viele Beobachter ist Wahler genauso wie Sportvorstand Robin Dutt ohnehin eher Teil des Problems. Beide konnten genauso wie Trainer Jürgen Kramny den sich seit Jahren abzeichnenden Niedergang des Vereins in dieser Saison nicht aufhalten. Am Ende stand der Abstieg. Neun Jahre nach der letzten Meisterschaft.

"Das ist der bitterste Tag meiner Karriere", sagte der massiv in der Kritik stehende Dutt, zeigte sich aber genauso ratlos wie alle anderen Verantwortlichen: "Jeder sollte jetzt überlegen, was sein Anteil daran war. Da werde ich bei mir anfangen. Wir sind in so einer extremen Situation momentan, dass es normal ist, dass jeder hinterfragt wird. Das wird aber nicht heute entschieden. Ich kann sagen, dass ich den Turnaround in diesem Verein nicht geschafft habe."

(spol/sid)
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