Abteilung wird doch nicht eingespart Rückzug vom Rückzug bei Bochums Frauen

Bochum · Mit einer solchen Welle der Kritik hatten die Verantwortlichen beim VfL Bochum wohl nicht gerechnet. Anfang Oktober gab der Verein bekannt, sich von seiner Frauenfußballabteilung trennen zu wollen, um Geld einzusparen – und das sorgte für große Empörung in der Öffentlichkeit. Es gab Proteste von Fans, Politik und Verbänden. Mit Erfolg: Der Revierverein setzt die Entscheidung aus und sucht nach Finanzierungsmöglichkeiten.

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Foto: dpa/David Inderlied

Mit einer solchen Welle der Kritik hatten die Verantwortlichen beim VfL Bochum wohl nicht gerechnet. Anfang Oktober gab der Verein bekannt, sich von seiner Frauenfußballabteilung trennen zu wollen, um Geld einzusparen — und das sorgte für große Empörung in der Öffentlichkeit. Es gab Proteste von Fans, Politik und Verbänden. Mit Erfolg: Der Revierverein setzt die Entscheidung aus und sucht nach Finanzierungsmöglichkeiten.

Der VfL habe die gesellschaftspolitische Dimension der Entscheidung unterschätzt, räumte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis ein. Man arbeite nun an einer "gesellschaftspolitisch vernünftigen Lösung". Anfang Oktober hieß es noch zur Trennung: "Vor dem Hintergrund der finanziellen Belastung aus diesem Bereich und den von uns angestrebten Einsparungen sehen wir keine andere Möglichkeit, als diesen Schritt zu vollziehen." So begründete der neue VfL-Finanzvorstand Wilken Engelbracht die Entscheidung. Man sehe keine Chance, der Frauenmannschaft eine adäquate Perspektive bieten zu können.

Der Bochumer Verein kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. In der abgelaufenen Saison hat der VfL erneut einen finanziellen Verlust eingefahren. Für das vergangene Wirtschaftsjahr wies der Verein ein Minus von 633.000 Euro aus. Die Gesamtverbindlichkeiten stiegen auf 7,5 Millionen Euro. "Dieser Verein ist komplett auf Kante genäht. Davon müssen wir sobald wie möglich wegkommen", sagt Engelbracht. Für die sechs Frauen- und Mädchenteams muss der VfL jährlich rund 150.000 Euro aufwenden. Als Alternative zur Trennung seien auch "Szenarien durchgespielt" worden, sagt Sprecher Jens Fricke. Ins Detail will er nicht gehen, denn man befinde sich "noch in vielen Gesprächen".

Die Entrüstung in der Öffentlichkeit war groß. Bei einem Heimspiel der Frauen gegen den VfL Wolfsburg II hielten die Anhänger des Revierklubs Transparente hoch, mit denen sie ihre Solidarität zur Damenmannschaft demonstrierten. In der weiteren Kritik war sogar von einem Imageschaden die Rede. "Von einem Imageschaden konnten, wenn überhaupt, nur diejenigen reden, die sich nicht eingehend mit der Materie befasst haben", sagt Fricke. Zudem seien die Vorstände "von Vereinsseite aus engagiert worden, nicht um es jedem recht zu machen, sondern um die bestmögliche Entscheidung im Sinne des VfL Bochum 1848 zu treffen".

Doch auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) kamen kritische Stimmen. "Es ist alles andere als erfreulich und für uns auch nicht nachvollziehbar, dass der VfL diesen Schritt plant", sagt Heike Ullrich, stellvertretende DFB-Direktorin Frauen- und Mädchenfußball, auf Anfrage unserer Zeitung: "Gerade als einer der Spielorte der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 wäre ein solcher Schritt natürlich bedauerlich." Das Bochumer Stadion war eine der Spielstätten bei der WM in Deutschland.

Dennoch müsse man sich um den Frauenfußball keine Sorgen machen, heißt es vom DFB. "Es gibt auch Gegenbeispiele im Profibereich, wie etwa der VfL Wolfsburg, der mit großem Engagement hinter dem Frauenfußball steht", sagt Ullrich. Laut DFB gibt es in Deutschland derzeit 5855 Frauenmannschaften, im WM-Jahr 2011 waren es 5486 Teams. Außerdem könne man eine Tendenz erkennen, dass "man auch in der Frauen-Bundesliga, insbesondere zahlreiche Nationalspielerinnen, inzwischen vom Fußball leben können".

(RP)
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