Vfl Bochum Die Mission Aufstieg ruckelt noch

Düsseldorf/Bochum · Der VfL Bochum hat das Ziel Bundesliga-Aufstieg offen ausgesprochen. Doch es geht schleppend voran.

VfL Bochum stellt neuen Trainer Ismail Atalan vor
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Bochum stellt neuen Trainer Atalan vor

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Der 11. Juli 2017 ist kein normaler Tag beim VfL Bochum. Eine kurzfristige Pressekonferenz wird anberaumt, neben Sportvorstand Christian Hochstätter tritt ein junger Mann vor das Plenum. Er hat ein blau-weißes Hemd an, das Sakko ist lässig übergestreift. Er pustet kurz durch, auf seinem Gesicht, das mit einem Drei-Tage-Bart bedeckt ist, ist ein breites Grinsen zu erkennen. An diesem Tag wird Ismail Atalan als neuer Trainer in Bochum vorgestellt. Seiner Vorstellung ging aber auch ein lauter Knall voraus. Gertjan Verbeek wurde noch vor Saisonstart in der 2. Bundesliga von seinen Aufgaben entbunden. "Unglücklich", wie Hochstätter selbst feststellen musste. Aber auch zwingend, nachdem sich der grimmige Niederländer mit Journalisten und eigenen Mitarbeitern überworfen hatte. "Es gab zu große Differenzen", erklärte Hochstätter später. Differenzen, die zum großen Ziel des VfL nicht passten.

Denn an der Castroper Straße wird der Wunsch nach dem Aufstieg in die Bundesliga offen ausgesprochen. Und Hochstätter tut alles dafür, um dieses Ziel am Ende auch zu erreichen. Der Kader wurde namhaft verstärkt, in Sidney Sam, Lukas Hinterseer, Danilo Soares und Robbie Kruse wurden vor allem Spieler mit Erstliga-Erfahrung verpflichtet. Doch den Wunsch, wieder in der deutschen Eliteklasse zu spielen, hegen viele Vereine. Immerhin scheint die Leistungsdichte in der Liga so eng wie lange nicht mehr. Der VfL Bochum durfte sich ebenfalls berechtigte Hoffnung auf einen Platz unter den ersten drei Klubs machen — er darf es immer noch. Doch nach dem extrem ruckeligen Saisonstart muss der Ruhrklub anfangen, kleinere Brötchen zu backen.

Dass Bochum das Ziel Aufstieg so offen verkündet, ist ehrlich und löblich. Sie reden nicht lange um den heißen Brei herum. Was sollte bitte auch sonst das Ziel dieses Traditionsvereins sein? Weiterhin als graue Maus im Mittelfeld der 2. Bundesliga mitspielen? Nein, der VfL hat durchaus das Potenzial, eine größere Rolle einzunehmen. Das weiß auch Hochstätter, der den Bochumern ein neues, moderneres Gesicht verpassen will. Es geht allerdings schleppend voran. In einigen Fällen sieht man dann doch, dass der Klub noch nicht soweit ist, mit den Großen mitzumischen.

Fragwürdiges Timing beim Trainerwechsel

Da ist zum einen dieser Trainerwechsel. Er ist nachvollziehbar. Es wird nur wenige geben, die dies bestreiten werden. Er enthält allerdings auch eine Spur von Dilettantismus. Denn dass Verbeek kein Menschenfänger ist, wussten die Verantwortlichen nicht erst seit gestern. Der Niederländer eckte mit seiner schwierigen Art immer wieder an. Und er war sich selten irgendeiner Schuld bewusst. Dass die Verantwortlichen trotzdem mit dem 54-Jährigen in die Vorbereitung auf die neue Spielzeit gingen, kann durchaus als naiv bezeichnet werden. So musste der VfL zwei Wochen vor Saisonstart die Notbremse ziehen. Atalan soll es nun richten.

Zum anderen begann der Start in die Mission Aufstieg schleppend. Bochum steht nach sieben Spielen nur auf Rang 14. Der gewünschte Brustlöser nach dem Trainerwechsel lässt noch auf sich warten. Erfolgserlebnissen wie den Siegen gegen Dresden oder Darmstadt stehen Rückschläge gegen Bielefeld oder Heidenheim gegenüber. Bislang hat der VfL nur in einem Bereich Konstanz bewiesen: in der eigenen Inkonstanz. Dennoch prangte auf der Gästebank im heimischen Ruhrstadion ein selbstbewusster Slogan. "Punktelieferant" stand dort, damit wurden die gegnerischen Mannschaften aufs Korn genommen.

Das kann man natürlich so machen. Wenn der eigene Klub allerdings nach drei Heimspielen bereits zwei Niederlagen verbucht, sollten die Verantwortlichen sich darüber Gedanken machen, ob man sich damit nicht selbst angreifbar macht. Mittlerweile haben die Bochumer den Slogan in "Glück auf" geändert.

Nach der 1:3-Niederlage beim 1. FC Nürnberg sagte Atalan, dass "wir uns alle hinterfragen müssen. Wir sind sehr unzufrieden mit der ganzen Situation". Gegen den FC Ingolstadt hat der VfL am Sonntag die Gelegenheit, diese wieder etwas rosiger aussehen zu lassen und zu beweisen, dass das Ruhrstadion in dieser Saison tatsächlich noch zu einer Festung werden kann. Ansonsten würde es eher passen, den Slogan "Punktelieferant" einfach auf die eigene Ersatzbank zu übertragen.

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