Weltmeister für Wolfsburg André Schürrle — ein Schmuckstück für VW

Wolfsburg/Düsseldorf · Der VfL Wolfsburg hat André Schürrle am letzten Tag der Transferperiode verpflichtet. Sein Preis: angeblich 32 Millionen Euro, die der Tabellenzweite der Bundesliga an den FC Chelsea überwiesen hat.

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André Schürrle hebt die Qualität des Wolfsburger Kaders. Kein Zweifel. Einen schnellen, torgefährlichen Angreifer, der seine Klasse bei der WM unter Beweis gestellt hat und Erfahrung in der Champions League gesammelt hat, kann jede deutsche Spitzenmannschaft gebrauchen. Dass es beim FC Chelsea zuletzt nicht passte und dass André Schürrle wie viele andere Helden von Rio de Janeiro in ein Leistungsloch fiel? Geschenkt. Mit drei Treffern - darunter zwei beim 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien - zeigte Schürrle seinen sportlichen Wert.

Doch das allein erklärt nicht, warum der vom Volkswagen-Konzern getragene Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg dermaßen große Anstrengungen unternahm, um den offensiven Mittelfeldspieler am letzten Tag der Transferperiode aus London zu holen. Geschätzte 32 Millionen Euro zahlt der Klub, der zuletzt schon durch die teuren Einkäufe Kevin de Bruyne (22 Millionen/ebenfalls Chelsea) und Luiz Gustavo (16 Millionen/Bayern München aufgefallen war.

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Foto: AP/Martin Meissner

Schürrle ist für den VfL - und noch mehr für VW - ein Schmuckstück. Der Weltkonzern aus der niedersächsischen Provinz leistete sich jetzt einen Mann, dem der vierte Stern auf der Brust prangt. Die Wolfsburger aus Werk und Verein werden Schürrle als Imageträger in die vorderste Reihe stellen. Schürrle kann spektakulär Fußball spielen, wirkt sympathisch und jugendlich, kann sich vor der Kamera gut verkaufen und kann auch auf dem internationalen Markt ein Name werden. Auf Selbstmarketing legte der gebürtige Pfälzer übrigens schon bei seinen Engagements in Mainz und Leverkusen großen Wert.

Der Kauf Schürrles ist auch ein Signal an die Bundesliga-Konkurrenten. Die Aussage: Der Meister von 2009 lässt die Muskeln spielen und gibt drei Jahre nach Ende der Ära von Shopping-King Felix Magath wieder gern Geld aus. Trotz des 4:1-Siegs gegen den FC Bayern liegen die Münchner zwar noch nicht in Reichweite, doch der VfL will den Rückstand zur Spitze Schritt für Schritt verringern. Den dazu notwendigen Sachverstand hat sich der Klub 2013 mit der Verpflichtung von Trainer Dieter Hecking und Sportchef Klaus Allofs ins Haus geholt. Mehr noch als an die Bayern ist der Schürrle-Transfer ein Fingerzeit an andere wirtschaftlich starke Konkurrenten: an Borussia Dortmund, an die Leverkusener Bayer-Werkself und bestimmt auch in Richtung Osten an den Red-Bull-Club Leipzig.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Allerdings wandeln die Wolfsburger mit ihrer Ausgabenpolitik auf einem schmalen Grat. Das Konstrukt aus der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH und der Volkswagen AG als Besitzerin (90 Prozent) steht unter besonderer Beobachtung der Uefa. Stichwort: Financial Fair Play. Der europäische Verband überprüft, ob die Vereine solide arbeiten und nicht über Gebühr von Finanziers getragen werden. Bilanz-Verluste für die laufende und die vorangegangene Saison dürfen danach 45 Millionen Euro nicht übersteigen.

Wolfsburg braucht also nicht nur Ballkünstler, sondern auch Zahlenakrobaten, die alle Tricks der Branche beherrschen.

(RP)
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