Fehltritte aus Privatleben werden öffentlich Allofs wittert Intrige gegen Kruse

Wolfsburg · Max Kruses Fehlverhalten der vergangenen Wochen muss trotz seines Rauswurfes aus der Nationalmannschaft womöglich in einem neuen Licht gesehen werden.

Fußball: Die berühmtesten Rauswürfe aus der Nationalmannschaft
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Die berühmtesten Rauswürfe aus der Nationalmannschaft

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"Offenbar", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs von Kruses Bundesliga-Klub VfL Wolfsburg am Dienstagabend, "holen ihn derzeit Vorkommnisse und Probleme — auch aus seiner Vergangenheit — ein, die weder er noch wir steuern können. Max Kruse hat sich aufrichtig entschuldigt. Wir haben bei der Aufarbeitung den Eindruck gewonnen, dass Max Kruse jetzt dringend unsere Hilfe benötigt." Welche Details seiner Einschätzung zugrunde liegen, sagte Allofs nicht.

Eine zuvor als mögliche Sanktion gegen den 28-Jährigen im Raum stehende Suspendierung oder gar ein Rauswurf ist damit kein Thema mehr — vorerst. "Wir haben Max in unseren Gesprächen auch verdeutlicht, dass wir für unsere weitere Unterstützung auch eine sofortige Veränderung seiner Lebensweise einfordern", sagte Allofs nach einer weiteren Krisensitzung weiter.

Die Aussagen des früheren Nationalspielers schüren neue Mutmaßungen über eine Intrige oder ähnliche Machenschaften gegen den Angreifer. Bereits vor Wolfsburgs Bekenntnis zum Ex-Gladbacher waren im Umfeld der Niedersachsen Spekulationen aufgekommen, dass Kruse möglicherweise mit gezielten Indiskretionen und Attacken geschadet werden soll. Auslöser war die Zuspielung privater Sprachnachrichten und von Details aus Kruses Privatleben via Smartphone-Apps an Medien.

Kruse und Wolfsburg hatten sich allerdings offenkundig schon am Dienstagmittag auf den Versuch eines Neuanfangs verständigt. "Wir haben miteinander gesprochen. Es wird so sein, dass er Mittwoch wohl wieder ganz normal trainieren wird", sagte VfL-Trainer Dieter Hecking — was umgehend als Gnadenakt gegenüber dem in die Schusslinie geratenen Torjäger bewertet wurde.

Einen Tag nach seiner unfreiwilligen Rückkehr von der Nationalelf aus Berlin hatte Kruse noch nicht wieder am Mannschaftstraining der Wölfe teilgenommen und stattdessen eine individuelle Einheit im Kraftraum absolviert, um dem Medienrummel zu entgehen. "Wir sehen ja, was los ist. Das muss er heute nicht durchmachen", sagte Hecking.

Vorläufig wird sich Kruse auch weiterhin nicht zu den jüngsten Negativschlagzeilen äußern, erläuterte Allofs abends die künftige Strategie: "Da er gegen das Geschehene juristisch vorgeht, darf er sich nicht öffentlich äußern."

Auf Fragen nach einem Rauswurf von Kruse auch beim Pokalsieger hatte Hecking zuvor auch schon fast vollständige Entwarnung gegeben. "Davon gehe ich im Moment nicht aus." Zu der Häufung von Details aus Kruses Privatleben zuletzt in der Öffentlichkeit meinte Hecking: "Es ist wichtig, dass man da auch die Meinung von Max hört."

Seit Tagen steht Kruse wegen seines Privatlebens in der Kritik. So wurde Montag bekannt, dass sich der frühere Gladbacher am Wochenende auf einer Feier zu seinem 28. Geburtstag in einem Berliner Edel-Club morgens um 2.00 Uhr mit einer Reporterin angelegt hatte. Eine Woche zuvor war öffentlich geworden, dass der Profi bei einem Berlin-Besuch im Herbst 75.000 Euro in einem Taxi liegen gelassen haben soll.

Allofs hatte bereits am Dienstagmittag bislang noch unbekannte Hintergründe angedeutet. "Wir wollen verantwortungsvoll im Sinne des Vereins entscheiden, aber auch die persönliche Situation des Spielers berücksichtigen", sagte der für seine Besonnenheit bekannte Manager.

Oliver Bierhoff hat indes Kruses Rauswurf aus dem Nationalmannschafts-Kader für die Länderspiele am Samstag in Berlin gegen England (20.45 Uhr/Live-Ticker) sowie drei Tage später in München gegen Italien (20.45 Uhr/Live-Ticker) verteidigt. "Das war eine Anhäufung von Ereignissen und am Ende war der Bogen überspannt", sagte der Teammanager beim Treffpunkt des Weltmeisters am Dienstagmorgen in Berlin.

Ob Kruse noch einmal eine Chance in der Nationalmannschaft erhält, wollte Bierhoff nicht abschließend beantworten. "Wir haben aktuell nicht den Eindruck, dass es das richtige Zeichen ist, wenn er bei uns dabei wäre. Ich will aber nicht den Stab über ihn brechen."

Kruses Mitspieler reagierten gelassen auf die privaten Dinge. "Wölfe"-Stürmer Bas Dost meinte zu Sky: "Ich habe Max darauf angesprochen, wir haben sofort gelacht", sagte der Niederländer. Auch Kruses früherer Nationalmannschafts-Kollege Kevin Großkreutz zeigte wenig Verständnis für die Aufregung. "Mein Gott. Jeder Mensch macht Fehler und hat ein Privatleben", schrieb der Profi des VfB Stuttgart: "Jeder Mensch hat eine Leiche im Keller und sollte sich an die eigene Nase packen."

(sid)
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