Stürmer trifft immer unter Jonker Allein Gomez macht den Unterschied im Abstiegskampf

Düsseldorf · Diese Serie wird langsam unheimlich: Unter Cheftrainer Andries Jonker kann Mario Gomez einfach das Toreschießen nicht lassen. Allein mit seinen Treffern hält der Stürmer den VfL Wolfsburg über Wasser.

Bundesliga 16/17: Mario Gomez erzielt Hattrick in sieben Minuten
12 Bilder

Gomez erzielt Hattrick in sieben Minuten

12 Bilder
Foto: ap, mm

Neun Spiele hat Mario Gomez unter Cheftrainer Andries Jonker absolviert. Fünf für Bayern München, nunmehr vier für den VfL Wolfsburg. Getroffen hat Gomez in jeder einzelnen dieser Begegnungen. Teilweise, so wie am Sonntag gegen Bayer Leverkusen, als Gomez in nur sieben Minuten ein Hattrick gelang, sogar mehrfach. In den neun Jonker-Spielen stehen für Gomez unglaubliche 15 Tore zu Buche. Nach dem 0:2-Rückstand durch Karim Bellarabi in der 40. und Kevin Volland in der 65. Minute gelangen ihm in der 80., 83. und 87. Minute (Foulelfmeter) drei Treffer. Leverkusens Youngster Kai Havertz (89.) rettete der Werkself noch einen Punkt.

Warum "Super-Mario" unter ihm so gut funktioniert, das kann auch Jonker nicht erklären. "Es wird allmählich ein Märchen. Es ist eigentlich unglaublich, aber es passiert einfach", sagte der Niederländer nach dem 3:3 in Leverkusen. Gomez selbst wollte von einem Märchen nichts wissen "Ich kann mit dem Punkt irgendwie nicht glücklich sein heute. Selbst nach dem 0:2-Rückstand hatten wir verdient, das Spiel zu gewinnen. Wir waren über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, aber leider drei Fehler gemacht", sagte der Torjäger.

Ohne Gomez' Tore würde es für Wolfsburg zappenduster aussehen. Gegen Leipzig und Darmstadt erzielte er jeweils das Siegtor, gegen Mainz und Leverkusen gab es dank seiner Tore zumindest ein Remis. In den vergangenen vier Spielen sicherte Gomez dem VfL durch seine Tore quasi im Alleingang acht Punkte. Und genau acht Punkte trennen die Niedersachsen von einem direkten Abstiegsplatz. Gomez sieht sich aber nicht als Lebensversicherung. "Ich bin in guter Form und in guter Verfassung. Aber das ist die gesamte Mannschaft nun wieder. Das sind alles Dinge, die wir dem Trainer zuschreiben können", sagt er.

Gomez vertraut diesem Trainer, der ihn nach einer verpatzten Hinrunde in Wolfsburg wieder wachgeküsst hat. Er fühlt sich wohl und spürt selbst das Vertrauen seines Coaches. Unter Dieter Hecking und Valerien Ismael schien Gomez die Seuche am Fuß zu haben. Was er auch versuchte, der Ball wollte einfach nicht so wie er. Sechs Tore in 21 Spielen vor der Ernennung von Jonker waren deutlich zu wenig für den Anspruch des Torjägers. Fünf Tore in vier Spielen seitdem sind schon eher nach Gomez' Geschmack.

Stürmer sind sensibel. Ein gutes Beispiel ist Anthony Modeste, der sich beim 1. FC Köln pudelwohl und von Trainer Peter Stöger wertgeschätzt fühlt und deshalb Tore produziert, wie nie zuvor in seiner Karriere. Das Spiel der Kölner ist auf Modeste zugeschnitten. Ähnlich ist es nun bei Wolfsburg und Gomez. Sein Stürmer müsse keine Defensivarbeiten verrichten, betont Jonker immer wieder. Gomez soll sich voll aufs Toreschießen konzentrieren.

Gomez selbst macht seine Tore nicht am Wohlfühlfaktor fest, sehr wohl aber am neuen Trainer. "Das ist keine Zauberei", betonte Gomez zuletzt. "Die Woche ist schon intensiv für mich. Der Trainer fordert extrem viel von mir. Er macht mich auch rund, wenn ich nicht da bin, wo ich sein muss. Er treibt und schiebt mich, das war damals schon so unter van Gaal", sagte der Nationalstürmer

Damals, zu Bayern-Zeiten, hatte Jonker schon immer ein besonderes Auge auf Gomez. Als der Niederländer nach dem Abgang von Louis van Gaal 2011 zum Interimstrainer aufstieg, dankte es ihm Gomez und traf in allen fünf Spielen. Die Serie setzte sich nun in Wolfsburg fort. Respekt und Wertschätzung waren auf beiden Seiten immer hoch. "Eine große Qualität ist diese Penetranz. Er gibt im Training keine Ruhe, bis wir es endlich alle können", verriet Gomez.

Für Wolfsburg wäre es wichtig, dass es "alle können", denn nur von den Gomez-Toren abhängig zu sein, ist gefährlich. Denn so beeindruckend Gomez' Serie unter Jonker ist, so auffällig ist auch, dass eben nur der 31-Jährige getroffen hat, seitdem Jonker am Ruder sitzt. Alle sechs Tore in vier Spielen gehen auf die Rechnung des früheren Bayern-Stars. "Aber es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis auch bei den anderen Spielern der Ball über die Linie geht", sagte Gomez nach dem Spiel in Leverkusen. Dann hätte der VfL tatsächlich gute Karten im Abstiegskampf.

(areh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort