Wolfsburg-Trainer auf Zeit Die große Chance für Trainer-Nobody Ismael

Wolfsburg · Nach einem verheerenden Saisonstart steht der VfL Wolfsburg vor einem Neubeginn: Klubchef Klaus Allofs hat Valerien Ismael den Posten des Cheftrainers in Aussicht gestellt.

 Valerien Ismael ist erstmal eine Interimslösung, aber Klaus Allofs traut ihm nach eigenen Worten mehr zu.

Valerien Ismael ist erstmal eine Interimslösung, aber Klaus Allofs traut ihm nach eigenen Worten mehr zu.

Foto: dpa, dka jai hak

Valerien Ismael schlenderte ganz entspannt zurück auf die große Fußball-Bühne. Mit den Händen in den Hosentaschen, als wäre nichts gewesen, startete der Trainer-Nobody am Dienstag um 15.45 Uhr seine schwierige Mission: Den VfL Wolfsburg, den einstigen Bayern-Jäger, zurück zum Erfolg zu führen. Der schwächelnde Werksklub setzt große Hoffnungen in den einstigen Bundesliga-Star.

"Er ist keine Notlösung"

"Er ist jetzt der Cheftrainer", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs. Die Krise in Wolfsburg und die Entlassung von Dieter Hecking sind Ismaels große Chance. Der 41-Jährige sei als Hecking-Nachfolger "keine Notlösung" und bringe alles mit, sich in der Elite-Liga durchzusetzen: "Jetzt hat er die Chance, das hier beim VfL zu zeigen." Am Nachmittag leitete Ismael in der Vorbereitung auf die Partie am Samstag in Darmstadt (15.30 Uhr/Live-Ticker) erstmals das Training des Pokalsiegers von 2015.

"Meine ganze Energie gilt dem Erfolg des Klubs", sagte Ismael hinterher: "Es geht nicht um mich, sondern den Verein." Mit vielen Einzelgesprächen wolle er seinen Spielern das "Vertrauen" in die eigenen Fähigkeiten wiedergeben und "Blockaden lösen". Gegen Darmstadt "müssen wir jetzt liefern".

Ismael soll laut Allofs den zuletzt schwächelnden Wölfen um Julian Draxler und Mario Gomez den Biss zurückgeben. Die Ergebnisse der nächsten Wochen und Gespräche mit weiteren potentiellen Kandidaten werden zeigen, ob Ismael endgültig zum Chefcoach befördert wird. Der Deutsch-Franzose steht vor einer Mammut-Aufgabe. Das Team mit den vielen Stars wirkt verunsichert, holte aus den bisherigen sieben Spielen nur sechs Punkte, schoss kümmerliche vier Tore und belegt verdient Platz 14 - viel zu wenig für den Werksklub mit den vielen VW-Millionen. Eigentlich war ja der Anspruch, sich unter den Top Vier der Liga festzusetzen.

"Die Mannschaft hat unter Wert gespielt. Dass er das bei einer Vielzahl von Spielern verändert. Dass er das hinbekommt, dass die mannschaftliche Geschlossenheit besser wird - das erwarten wir von ihm", sagte Allofs über den Arbeitsauftrag an Ismael.

Noch, sagte Allofs, habe er keine Gespräche mit weiteren Trainerkandidaten geführt. "Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Alternativen es gibt", sagte er: "Wir sind überhaupt nicht unter Zeitdruck und mit Valerien Ismael sehr gut aufgestellt."

Dabei hat Ismael, der bisher die Regionalliga-Reserve der Wolfsburger betreute, als Trainer kaum nennenswerte Erfolge vorzuweisen. Bis auf ein kurzes und wenig ruhmreiches Intermezzo als Chef beim 1. FC Nürnberg hatte der ehemalige Verteidiger bisher nur in der zweiten Reihe Verantwortung getragen.

Mourinho-Schüler wird heiß gehandelt

Nach der Entlassung von Hecking am Montag gerät auch Allofs langsam unter Druck, der 59-Jährige muss einen Trainer finden, der schnellen Erfolg liefert. Auf dem Spielermarkt hatte er bei seinen Transfers zuletzt nicht nur Glück, wie die Beispiele André Schürrle oder Max Kruse zeigen. Auch Gomez und Draxler blieben bisher hinter den Erwartungen zurück.

Neben Ismael prüft Allofs weitere "Alternativen". Als potentielle Kandidaten gelten der Portugiese André Villas-Boas, einstiger Schüler von José Mourinho, oder André Breitenreiter (zuletzt Schalke 04) sowie Andreas Herzog (Assistent von Jürgen Klinsmann in den USA). Doch erst einmal erhält Ismael seine große Chance.

(sid)
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