Claudio Pizarro Der Junge aus Peru zaubert auch noch mit 37

Leverkusen/Düsseldorf · Eigentlich könnte er langsam mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, sich intensiver seinem Galopprennpferd "Black Arrow" widmen oder ein entspanntes Leben als Fußballrentner führen. Aber Claudio Pizarro muss ja unbedingt noch spielen, mit 37 Jahren, in einem Alter, da andere in diesem Zirkus allenfalls als Funktionäre mitmischen.

Claudio Pizarro ältester Dreierpack-Schütze der Geschichte
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Pizarro ältester Dreierpack-Schütze der Geschichte

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Foto: dpa, fg jai

Für Pizarro ist das noch kein Thema. Während um ihn herum späte Teens und frühe Twens rennen, grätschen, kämpfen und ackern, zaubert der Peruaner seinen Fans beinahe Woche für Woche seinen feinen Fußball vor.

In Leverkusen hat er seine Bremer fast allein zum Sieg geschossen. Drei Tore steuerte er zum 4:1 bei, einen coolen Elfmeter, einen ins Netz gestreichelten Heber und einen Kopfball. Nebenbei brachte er seine Mitspieler zum Glänzen, weil er es nach wie vor versteht, Angriffe meisterhaft einzuleiten.

Pizarro-Strahlen als Merkmal

Kein Wunder, dass er mit dem berühmten Pizarro-Strahlen ein paar Minuten vor dem Abpfiff auf der Bank Platz nehmen durfte. An seinen guten Tagen, es gibt davon immer noch sehr viele, geht er seinem Beruf mit einem beständigen Lächeln nach. Er wirkt dann wie ein kleiner Junge, der sein Glück auf dem Rasen findet, der sich wahrscheinlich gar nichts anderes vorstellen kann, als sein Leben in diesem Viereck zu verbringen.

Weil er auch außerhalb dieses Vierecks ein erfreulich verbindlicher, zugänglicher Mensch ist, sind ihm die Herzen von jeher zugeflogen. Dabei hat es der große Junge aus Peru im Laufe einer 20-jährigen Karriere als Profi beinahe nebenbei zu zahlreichen Bestleistungen gebracht. Die bekanntesten: Er ist der Ausländer mit den meisten Bundesliga-Einsätzen (404), und er führt die Torschützenliste der Ausländer in Deutschlands Eliteliga. 186 Mal traf er ins Netz, in einer stets gut komponierten Mischung aus Eleganz, Zielstrebigkeit, Schusskraft und Kopfballstärke. Er ist ein kompletter Stürmer, sagen die Experten.

Er selbst hat ein einfaches Erfolgsrezept. "Ich trainiere ganz normal und versuche, immer Spaß zu haben", sagt er. Ursprünglich sollte es sich um eine zeitlich eng begrenzte Spaßveranstaltung handeln, als Werder Bremen Pizarro im vergangenen Herbst aus dem Ruhestand holte. Nach drei erfolgreichen Jahren bei Bayern München, wo er zwar in der zweiten Reihe hinter all den Weltstars saß, aber doch noch 50 Spiele und dabei 16 Tore in der Bundesliga gemacht hatte, sollte er helfen, in dieser Saison den Abstieg zu vermeiden. Er kam, auch weil er sich bei dem Klub bedanken wollte, der ihn einst (1999) in Deutschlands erste Liga holte. Eine nette Zusatzrente verdient er sich allerdings ebenfalls.

Der große Abend von Leverkusen hat ihn in seiner Ansicht bestärkt, dass auch mit fast 38 noch nicht Schluss sein muss. "Ich fühle mich gut. Ich kann mir noch ein Jahr vorstellen", hat er mit dem typischen Pizarro-Lächeln gesagt. Bremens Manager Thomas Eichin verspricht: "Wir werden darüber reden." Pizarro hat nicht unter dem Bayer-Kreuz Argumente für dieses Gespräch gesammelt.

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