Rückkehr an die Weser Bremen wird Kruses letzte Chance

Bremen/Düsseldorf · Werder hat den Wolfsburger Stürmer verpflichtet. Max Kruse feierte einst sein Bundesligadebüt in Bremen.

Fußballprofi in der Bundesliga: Das ist Max Kruse
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Das ist Max Kruse

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Foto: dpa/Andreas Gora

Es gibt teure Rückholaktionen, und es gibt sehr teure Rückholaktionen. Sehr teuer ist, wenn Manchester United 120 Millionen Euro an Juventus Turin überweist, damit Paul Pogba dahin zurückkehrt, wo er vor vier Jahren wegen erwiesener Untauglichkeit vom Hof gejagt worden ist. Zumindest teuer ist, wenn Werder Bremen sich im Sommerschlussverkauf die Dienste von Max Kruse (28) sichert, den inzwischen in Wolfsburg offenbar niemand mehr haben will und der in Bremen vor sieben Jahren keine Zukunft mehr zu haben schien. Damals wurde er zu den Amateuren des FC St. Pauli abgeschoben, nun ist er Werder eine Ablösesumme von neun Millionen Euro wert.

Es ist ein stolzer Preis für einen Stürmer, der sich im vergangenen halben Jahr zwischen alle Stühle gesetzt hat. Eigentlich galt Kruse wegen seiner ausgeprägten fußballerischen Fähigkeiten als sicherer Kandidat für die Reise zur Europameisterschaft. Aber seine eigenwillige Freizeitgestaltung veranlasste bereits Bundestrainer Joachim Löw dazu, den Wolfsburger von der Liste der Nationalspieler zu streichen. VfL-Manager Klaus Allofs erteilte ihm eine öffentliche Ermahnung, sich zeitig daran zu erinnern, was zu einem untadeligen Profileben gehört. Das war bereits ein Zeichen für reichlich Abstand zwischen Klub und Spieler.

Kruse hat das natürlich gemerkt. Deshalb ging die Initiative zum Wechsel offenbar von ihm aus. Unter anderem im Gespräch mit dieser Redaktion rief er sich bei seinem früheren Klub Borussia Mönchengladbach ins Gedächtnis. Dort bescheinigte ihm Sportdirektor Max Eberl eilig: "Für mich bleibt er ein sehr gerader Mensch und ein super Spieler." Geholt hat er ihn dann doch nicht.

Galatasaray Istanbul zeigte mehr Interesse an einer Verpflichtung. Dort sagte Kruse allerdings wegen der unsicheren politischen Lage ab. Kontakte soll es zu Tottenham Hotspur und in die US-amerikanische Profiliga gegeben haben. Tottenham galt auch vor Jahresfrist als Interessent. Damals zog Kruse einen Wechsel von Borussia Mönchengladbach zu Wolfsburg "wegen der besseren sportlichen Perspektiven" vor. Gladbach spielt in zwei Wochen um den Einzug in die Champions League, Wolfsburg erreichte nicht einmal das Minimalziel Europa League.

An dieser miserablen Bilanz des Vizemeisters und Pokalsiegers von 2015 hat Kruse durch ein sehr bescheidenes Spieljahr seinen Anteil. Er muss nun auf jeden Fall kleinere Brötchen backen, was nicht unbedingt zu seinem Anspruch passt. Bremen ist für ihn die letzte Chance, der Karriere wieder Schwung nach oben zu geben. "Der Fußball ist der Mittelpunkt meines Lebens und in Bremen finde ich sehr gute Rahmenbedingungen vor, um wieder durchzustarten", sagt Kruse.

Werder hat nun neben Claudio Pizarro einen zweiten Stürmer mit ausgeprägten technischen Fähigkeiten und großer Ruhe im Abschluss. Und wenn Kruse durch die Anstrengungen von Pokerturnieren, mit denen er Sommer- und Winterpausen gern ausfüllt, nicht zu sehr entkräftet ist, kann er sogar für die Nationalmannschaft wieder ein Thema werden.

Löw hat die Tür ausdrücklich nicht zugeschlagen. Und es gab bereits bei dem Rauswurf Kruses sehr laute Stimmen, die dem Bundestrainer vorwarfen, mit zweierlei Maß zu messen. Während er jahrelanges Fahren ohne Führerschein im Fall von Marco Reus als lässliche Sünde abtat, bestrafte er Kruses nicht gerade professionelles, aber auch nicht strafbares Freizeitverhalten mit der Streichung von der DFB-Liste. Argumente für eine Wiederaufnahme in Gnaden muss Kruse allerdings selbst liefern.

(pet)
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