Mannehs Märchen Vom Flüchtling zum Hoffnungsträger bei Werder

Bremen · Ousman Manneh floh im Alter von 17 Jahren aus Gambia nach Deutschland. Bei Werder Bremen profitiert er vom Trainerwechsel und lebt seinen Traum.

 Ousman Manneh und Bremens Interimstrainer Alexander Nouri bejubeln den 2:1-Sieg gegen Wolfsburg.

Ousman Manneh und Bremens Interimstrainer Alexander Nouri bejubeln den 2:1-Sieg gegen Wolfsburg.

Foto: dpa, crj nic

Manneh saß auf der Auswechselbank des Blumenthaler SV und musste sich selbst kneifen. "Ich wollte immer in der Bundesliga spielen", sagte der 19 Jahre alte Profi von Werder Bremen, ein schüchternes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Nur zwei Jahre nach seiner Flucht schaffte der Mann aus Gambia den Sprung in die deutsche Topliga - und will nun richtig durchstarten. "Mein Traum ist es, jetzt ein richtiger Torjäger wie Lewandowski oder Aubameyang zu werden", sagte der eigentlich zurückhaltende junge Mann zu werder.de, als er seiner ersten sportlichen Heimat in Bremens Norden einen Besuch abstattete.

Am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) könnte Manneh zum dritten Mal in Serie in der Startelf der Grün-Weißen stehen. "Er hat viele Argumente geliefert", sagte Interimstrainer Alexander Nouri, der weiter Punkte für eine Daueranstellung als Chefcoach sammeln will.

Dabei setzt er auch auf Manneh, der eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht hat. 2014 landete der Stürmer in Deutschland. Vor der Diktatur in Gambia mit Terror, Gewalt und Korruption geflohen, zeigte sich beim BSV schnell sein großes Talent. Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag unterschrieb er im März 2015 seinen ersten Vertrag beim SV Werder - von da an war Nouri fast immer an seiner Seite.

Als der Coach dann vor eineinhalb Wochen nach der Trennung von Viktor Skripnik zu den Profis aufstieg, schaffte auch Manneh den großen Sprung. Bei der unglücklichen Niederlage gegen Mainz 05 (1:2) und dem Last-Minute-Sieg gegen Wolfsburg (2:1) stand der 1,89-Meter-Schlaks jeweils in der Startelf, bewies taktische Disziplin und jede Menge Potenzial. "Die Idee war, dass er dem Gegner vorne Stress bereiten sollte. Das hat er sehr gut gemacht", sagte Nouri.

Wie Kapitän Clemens Fritz würde Manneh eine dauerhafte Lösung mit Nouri an der Spitze des Profis-Staffs sicher befürworten. Doch Sportchef Frank Baumann lässt sich bei seiner Entscheidung zum Skripnik-Nachfolge weiter viel Zeit.

"Alex hat Chancen, nicht nur in Darmstadt, sondern vielleicht auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren auf der Bank zu sitzen", sagte Baumann. Er wolle sich aber weiter nicht unter Druck setzen lassen und auch externe Kandidaten prüfen. Eine Entscheidung soll in den nächsten 14 Tagen fallen.

Diese könnte auch Einfluss auf die kurzfristige Perspektive des Werder-Juwels haben, das trotz der steilen Karriere die Zeit in Blumenthal nie vergessen will. "Das war eine geile Zeit. Ich habe so viele tolle Geschichten erlebt und Menschen kennengelernt", sagte Manneh, dem rund 100 Kilometer entfernt ein ebenfalls geflüchteter Landsmann nacheifert.

(old/sid)
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