Werder verliert Nordderby in Hamburg Chancenverwertung ist Bremens "Krankheit"

Hamburg · Viktor Skripnik schaute sich den Gruselfilm noch einmal an. Der Trainer von Werder Bremen kratzte sich voller Sorge am Kinn, als er die entscheidenden Szenen des bitteren Nordderbys erneut im Fernsehen sah. Der Ukrainer ahnt: Die fahrlässige Chancenverwertung seines Teams wie beim ungeliebten Rivalen aus Hamburg könnte den Grün-Weißen im Abstiegskampf zum Verhängnis werden.

 Papy Djilobodji stellt sich nach der Derbypleite beim Hamburger SV den Fans.

Papy Djilobodji stellt sich nach der Derbypleite beim Hamburger SV den Fans.

Foto: dpa, hei wok pil

Dass Werder seine zahlreichen Möglichkeiten "nicht nutzen" könne, "ist in dieser Saison unsere Krankheit", sagte Skripnik nach dem 1:2 (0:2) beim Hamburger SV. Ausgerechnet die Pleite beim Erzfeind lässt die Sorgen an der Weser vor dem Absturz in die 2. Liga immer größer werden. Dabei war für Werder doch viel mehr drin. "Hier musst du mindestens ein Unentschieden holen", sagte Sportchef Thomas Eichin — völlig enttäuscht.

Doch Bremen ließ nur drei Tage nach dem Aus im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München auch beste Möglichkeiten liegen, HSV-Keeper Jaroslav Drobny wehrte neun der zehn Torschüsse auf seinen Kasten ab — darunter auch einen Strafstoß von Claudio Pizarro (57.). Und so hängt Werder nach dem Doppelpack von Pierre-Michel Lasogga (5. und 32.) weiter auf dem Relegationsrang fest.

"Ich bin sauer und enttäuscht", sagte Kapitän Clemens Fritz nach der historischen Schlappe. Erstmals seit der Saison 1967/68 hat Werder wieder beide Bundesliga-Spiele gegen die Rothosen verloren. "Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir die erste halbe Stunde überhaupt nicht im Spiel waren", sagte Fritz. Der Treffer von Anthony Ujah (65.) war für Werder viel zu wenig.

Am Ende machten sich die Bremer mit einem Blick in ihren Terminkalender Mut für die kommenden drei Wochen im Abstiegskampf. Im Moment scheint das größte Argument für ein grün-weißes Happyend tatsächlich das Restprogramm zu sein: Werder trifft zu Hause noch auf die direkten Abstiegskonkurrenten VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt, dazwischen geht es zum 1. FC Köln. "Wir müssen positiv bleiben, wir können die Gegner schlagen", sagte Skripnik. Und Torwart Felix Wiedwald meinte: "Wir haben es selbst in der Hand."

Und deshalb wird in Bremen die Trainerdiskussion auch nicht von Neuem begonnen. "Er sitzt fest im Sattel", sagte Marco Bode über Skripnik. Der Aufsichtsrats-Chef ist weiter fest vom Klassenerhalt überzeugt. "Alles spricht dafür, dass wir eine stabile Mannschaft haben, die in der Lage ist, die nötigen Punkte zu holen", sagte der Ex-Stürmer. Beim Blick auf die Tabelle mache er sich zwar schon "Sorgen", sagte Bode: "Aber ich glaube, dass es die Mannschaft schaffen wird."

Doch dafür muss Werder unbedingt seine Chancen besser nutzen, schließlich ist die Abwehr traditionell löchrig. Gegen den HSV erlebten die Hanseaten das 34. Bundesliga-Spiel in Serie mit mindestens einem Gegentor. Doch Skripnik schöpfte aus dem Horror-Streifen von Hamburg auch Hoffnung: "Wenn die Mannschaft in den nächsten drei Spielen mit so einer Leidenschaft und mit dem Teamgeist spielt, dann können wir die Gegner schlagen."

(seeg/sid)
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