Werder-Bosse spielen auf Zeit Nouri erhält wohl weitere Bewährungschance

Bremen · Werder Bremen hat mit einem Last-Second-Sieg gegen den VfL Wolfsburg neue Hoffnung geschöpft. Interimscoach Alexander Nouri sammelte Pluspunkte, doch die Werder-Bosse prüfen auch externe Lösungen.

 Alexander Nouri könnte dauerhaft Werder-Trainer bleiben.

Alexander Nouri könnte dauerhaft Werder-Trainer bleiben.

Foto: dpa, crj pil

Die Gefühlsexplosion im Weserstadion war erst wenige Momente alt, da kehrte Frank Baumann zügig zurück zu kühler, hanseatischer Sachlichkeit. "Wir dürfen uns bei der Entscheidung nicht nur von Emotionen leiten lassen", sagte der Sportdirektor von Werder Bremen zu den Chancen von Interimstrainer Alexander Nouri auf eine dauerhafte Anstellung als Chefcoach.

Kurz zuvor war Nouri seinem Kapitän Clemens Fritz wild jubelnd in die Arme gestürmt, die treuen grün-weißen Fans hatten beseelt "Oh, wie ist das schön" geschmettert - nach dem lange ersehnten Befreiungsschlag beim 2:1 (0:0)-Sieg gegen den VfL Wolfsburg glich die Arena des Traditionsklubs einem Tollhaus.

Nouri erhält wohl eine weitere Bewährungschance

Auch Baumann war erleichtert, stellte aber bei Sky klar: "Finden wir einen Trainer, der besser zur aktuellen Situation bei Werder passt, werden wir versuchen, ihn auch zu verpflichten." Doch am Sonntag meldeten Bild und Kreiszeitung Syke übereinstimmend, dass Nouri am kommenden Samstag bei Darmstadt 98 eine weitere Bewährungschance erhält.

Baumann wie auch Aufsichtsratsboss Marco Bode hatten bereits am Samstag betont, dass sie sich bei der Neubesetzung der "wichtigsten Personalie" im Klub die Zeit für eine fundierte Entscheidung nehmen. Noch sei alles in "beide Richtungen offen", betonte Bode, der Nouri explizit für dessen Arbeit lobte. "Er ist schnell in die Herzen der Spieler gekommen", sagte der Europameister von 1996. Doch auch er machte klar, dass die Hanseaten weiter intensiv externe Lösungen prüfen.

Ein Vorgehen, das Nouri mit Gelassenheit begleitet. Er sei "einfach nur dankbar", dass ihm die Spieler in den beiden Partien nach der Entlassung von Viktor Skripnik vertraut hätten, sagte der nominelle U23-Coach: "Mein Ego ist noch nicht so groß, dass ich mich da irgendwo sehen muss". Eine selbstlose Einstellung, die Baumann und Bode die nötige Ruhe für die Fahndung verschafft.

Rückholaktion von Thomas Schaaf höchst unwahrscheinlich

Insbesondere Markus Gisdol wurde rund ums Wolfsburg-Duell an der Weser gehandelt. Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, bestätigte, dass sich der Klub mit dem früheren Trainer von 1899 Hoffenheim befasst hat. Doch Gisdol scheint sich für den Hamburger SV entschieden zu haben. Weiter die Runde machte der Name von Andreas Herzog, eine Rückholaktion des früheren Meistertrainers Thomas Schaaf scheint höchst unwahrscheinlich.

Fragt man die Spieler, ist die Verpflichtung eines erfahreneren Fußballballlehrers nicht unbedingt nötig. Die Werder-Profis, die auf ein Eigentor von Robert Bauer (69.) mit den Treffern von Lennart Thy (86.) und Theodor Gebre Selassie (90.+1) antworteten, fanden jede Menge lobende Worte für die Arbeit des mitreißenden Nouri.

"Er hat uns motiviert, gepusht und immer wieder Selbstvertrauen zugesprochen. Ich denke, das hat man heute gesehen", sagte Fritz. "Er hat uns als Mannschaft wieder zusammengebracht", betonte Thy. Und Gebre Selassie, der nach dem Siegtor tief in die wild jubelnde Fankurve eintauchte, meinte, noch nie einen so energischen Trainer erlebt zu haben.

Nun wird der Tscheche dem Vernehmen nach auch in der kommenden Trainingswoche den motivierenden Worten von Nouri lauschen. "Es ist möglich. Es ist aber auch möglich, dass wir uns bis dahin für einen anderen Trainer entschieden haben", hatte Baumann zuvor gesagt.

(sid)
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