Höhenflug bei Werder Bremen Die unverhoffte Nouri-Wende

Düsseldorf · Werder Bremen eilt in der Bundesliga aktuell von Erfolg zu Erfolg. Plötzlich scheint sogar das internationale Geschäft möglich. Eine Entwicklung, die noch zu Anfang des Jahres undenkbar war. Trainer Alexander Nouri stand damals nämlich kurz vor dem Aus.

 Alexander Nouri hat im Moment gut lachen bei Werder Bremen.

Alexander Nouri hat im Moment gut lachen bei Werder Bremen.

Foto: dpa, pse nic

Die Wege sind kurz in der diesjährigen Bundesliga-Saison. Wer vor Wochen noch tief im Abstiegskampf steckte, kann mit ein paar Siegen plötzlich große Europapokal-Träume entfachen. Werder Bremen ist das beste Beispiel.

Die Hanseaten durchleben in diesem Frühjahr einen ungeahnten Höhenflug. Aus der "Schießbude von der Weser" mit teils katastrophalen Abwehrleistungen ist zusammen mit Borussia Dortmund die zweitbeste Defensive im Jahr 2017 geworden, aus einer Mannschaft mit labilem Leistungsniveau mit 23 Punkten das drittbeste Team der Rückrunde. Hinzu kommen neun ungeschlagene Spiele — die längste Serie seit 2009/10 —, darunter sieben Siege und ein Derbyerfolg gegen den Hamburger SV. Werder hat einen Lauf. Und auf einmal geistert als Tabellenachter selbst die Chance auf Europa durch Bremen.

Nouri stand mit dem Rücken zur Wand

Anteil daran hat auch Alexander Nouri. Ein Trainer, der zu Anfang der Rückrunde noch schwer auf der Kippe stand. Nach dem 3. Spieltag übernahm er eine völlig verunsicherte, konzeptlose und punktlose Werder-Mannschaft von Vorgänger Viktor Skripnik. An der schwierigen Aufgabe an der Weser schien aber auch er zu scheitern: Werder war eine Wundertüte, eine klare Entwicklung war nicht zu erkennen und die Ergebnisse blieben aus. Nach 20 Spieltagen standen lediglich 16 Punkte und Platz 16 zu Buche. Bremen war in der Krise, die Stimmung schlecht und Nouris Nachfolger wurden bereits öffentlich diskutiert.

"Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass ich alle Zeit der Welt habe, die nötigen Punkte zu holen", sagte er damals gegenüber der "SportBild". Statt seiner Entlassung behielt der Verein jedoch die Ruhe und wurde mit einer wundersamen Wendung belohnt.

Europapokal-Gesänge aus der Ostkurve

Plötzlich lief es: Die Umstellung auf Dreierkette entwickelte die gewünschte Sicherheit, Winterzugang Thomas Delaney stabilisierte und ordnete das Mittelfeld, Felix Wiedwald zeigte endlich sein Potenzial als Torwart und Max Kruse erinnerte sich an sein Niveau früherer Tage. Es folgte ein Befreiungsschlag in Mainz, ein glücklicher Erfolg in Wolfsburg, ein umkämpfter Dreier in Darmstadt und der Werder-Stein kam ins Rollen. Der Nouri-Effekt kam spät — aber umso erfolgreicher.

"Die Fans können träumen, aber wir bleiben ruhig. Wir können heute und morgen auch mal kurz träumen. Aber wir dürfen keinen Deut nachlassen", klingt es mittlerweile aus der Mannschaft durch Fin Bartels, der mit seinen Kollegen nach dem Sieg gegen Hamburg vor der Ostkurve zu Europapokal-Gesängen der Fans feierte. Zlatko Junuzovic fügte an: "Dieser Zusammenhalt, dieses Auftreten als Einheit, das macht uns so stark".

Noch kein neuer Vertrag für Nouri

Werder wirkt selbstbewusst wie lange nicht mehr. Nouri bleibt allerdings auch in Zeiten des Erfolges unaufgeregt. "Wir lassen uns nicht verleiten in irgendeine Richtung. Solange rechnerisch nach unten noch etwas möglich ist, fokussieren wir uns nur auf das nächste Spiel", sagt er pflichtbewusst.

Mit nun 39 Punkten sind die internationalen Plätze deutlich näher als die Abstiegsränge. Zwei Punkte sind es nur noch zu Platz sechs, den der SC Freiburg belegt. Bremen winkt tatsächlich unverhofft im kommenden Jahr das internationale Geschäft. Es wäre auch die Erfolgeschichte des Alexander Nouri. Nur seine Vertragsverlängerung fehlt noch. Die Argumente dürfte er mittlerweile aber auf seiner Seite haben.

(bdr)
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