Erstes Team seit 1993 ohne Torschuss Werder stellt historischen Negativ-Rekord auf

München/Bremen · Robin Dutt zeigte sich am Tag nach der geschichtsträchtigen Klatsche von München als Erster der auf peinliche Weise Gedemütigten. Seine dunkelgraue Kappe tief ins Gesicht gezogen, ging der Trainer von Werder Bremen am Sonntagmorgen entschlossenen Schrittes die rund 100 Meter vom Weserstadion zum Trainingsplatz.

Kein guter Tag (von links): Werders Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic und Eljero Elia.

Kein guter Tag (von links): Werders Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic und Eljero Elia.

Foto: dpa, tha jai

Es könnte einer seiner letzten Arbeitstage gewesen sein — auch wenn der Coach und Manager Thomas Eichin unisono beteuerten, dass das Duell mit dem 1. FC Köln am Freitag kein Endspiel für Dutt sei.

"Das hatte überhaupt nichts mit dem Trainer zu tun, das war einfach eine ganz, ganz schlechte Leistung mit unglaublich großer Angst und Respekt vor dem Gegner", sagte Eichin nach dem 0:6 (0:4) des hilflosen Tabellenletzten beim FC Bayern. Dutt werde definitiv gegen Köln auf der Werder-Bank sitzen.

Und das, obwohl Werder es fertigbrachte, als erste Mannschaft seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1993 nicht ein einziges Mal auch nur in Richtung des gegnerischen Tores zu schießen. 12.989 Mannschaften gaben seitdem wenigstens ein Lebenszeichen ab, auch wenn sie noch so hoch verloren — Bremen nicht. Die fünfthöchste Auswärtsniederlage und der schlechteste Saisonstart der Klubgeschichte waren da nur die logische Konsequenz.

Eichin entschuldigte sich für die Nicht-Leistung bei den mitgereisten Fans — und ging auf die Mannschaft los. "Wie der Hase vor der Schlange", "grottenschlecht", "dumme Tore", "keine bundesligataugliche Leistung", "Zweikampfführung eines Tabellen-18.", schimpfte er über die weiter sieglose Elf. Doch ist dafür nicht auch der Trainer verantwortlich? Nein, sagte Eichin. Dutt habe die Mannschaft gut und richtig eingestellt.

8. Spieltag: Elf des Tages
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Von einem persönlichen Endspiel gegen Köln wollte Dutt deshalb nichts wissen. "Endspiele gibt es am 30. oder 32. Spieltag, nicht jetzt", sagte er, und erinnerte an die vergangene Saison. Da hätte Werder sogar 0:7 gegen den FC Bayern verloren, auch noch zu Hause, und sei trotzdem wieder aufgestanden. "Wir haben letztes Jahr die Saison gedreht, und wir werden auch in diesem Jahr die Saison drehen", sagte Dutt. Und, mit Blick auf Köln: "Wir werden, da bin ich sicher, besser spielen." Schlechter geht auch nicht, meinten Spötter.

Abwehrchef Sebastian Prödl sprach von einer "Katastrophe", Kapitän Clemens Fritz meinte: "Das tut richtig weh." Und Torhüter Raphael Wolf war derart erbost über die hüpfende Freistoßmauer beim 0:2 durch Xabi Alonso (27.), dass er polterte: "Man springt schon in der A-Jugend nicht mehr hoch — und schon gar nicht in der Bundesliga. Das muss man eigentlich keinem erklären. Das Tor beschreibt die ganze Saison."

Und jetzt soll diese augenscheinlich tote Truppe gegen Dortmund-Schreck Köln wieder auf(er)stehen. "Wir müssen die Köpfe hochnehmen", sagte Eichin, denn eines sei klar: "Wir müssen gewinnen." Sonst war's das für Dutt.

(sid)
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