Casteels-Transfer Torwart-Theater sorgt für Zündstoff bei Werder

Bei der Suche nach Verstärkungen für den Abstiegskampf präsentiert Werder Bremen einen Ersatztorhüter. Das sorgt für Unruhe bei den Torwart-Konkurrenten und für Unverständnis bei ehemaligen Werder-Stars.

 Die Verpflichtung von Koen Casteels sorgt in Bremen für Unruhe.

Die Verpflichtung von Koen Casteels sorgt in Bremen für Unruhe.

Foto: dpa, Uwe Anspach

Von Hoffenheim über Wolfsburg nach Bremen - und das praktisch ohne Chance auf einen Stammplatz: Der wohl ungewöhnlichste Torwart-Transfer der vergangenen Jahre ist einer, aus dem man nicht so recht schlau wird. Der bei 1899 abgemeldete Koen Casteels (22) sucht über den Umweg sein Glück bei Werder, herzlich empfangen wurde er dort aber nicht. Das Torwart-Theater sorgt beim Abstiegskandidaten für reichlich Zündstoff.

"Wenn in der Situation etwas helfen soll, dann holt man eine Nummer eins", sagte Bremens Ersatzkeeper Raif Husic (18) der Bild und kritisierte damit indirekt Geschäftsführer Thomas Eichin, der das Leihgeschäft bis Saisonende mit Wolfsburgs Manager Klaus Allofs eingefädelt hat.

Husic rutscht wie wohl auch die bisherige Nummer zwei, Richard Strebinger, in der internen Torwart-Hierarchie ab. Strebinger begrüßte Casteels mit einer sportlichen Kampfansage: "Mein Anspruch ist es nicht, die Nummer drei zu sein."

Werder-Trainer Viktor Skripnik hatte immer wieder betont, dass er keinen Handlungsbedarf auf der Torhüterposition sehe. In der offiziellen Pressemitteilung wird der Ukrainer zwar zitiert, man habe die Entscheidung für Casteels "gemeinsam gefällt". Doch zuvor hatte Skripnik öffentlich betont: "Ich habe eine Nummer 1, und das ist Raphael Wolf. Egal, wer kommt, er wird die Nummer zwei oder drei oder vier."

Doch auch Stammkeeper Wolf, der in der Hinrunde 16 von 17 Ligaspielen absolvierte, geht nicht unbeschadet aus der unglücklichen Torwartsuche heraus. Denn Eichin hatte vor der Casteels-Verpflichtung vergeblich versucht, den Frankfurter Schlussmann Felix Wiedwald im Winter an die Weser zurückzuholen.

Tim Wiese, der jahrelang als unumstrittene Nummer eins das Bremer Tor gehütet hatte, kritisierte das Torwart-Theater. "Anscheinend haben sie kein Vertrauen in ihre Torhüter. Der arme Wolf tut mir leid", sagte der frühere Nationaltorwart der Bild.

Auch Torwart-Idol Dieter Burdenski hält die Verpflichtung von Casteels für "völlig überflüssig". Und der frühere Bremer Meisterspieler Max Lorenz wetterte: "Ich verstehe nicht, warum man sich jetzt ein Torwartproblem schafft."

Unklar scheint die Position des VfL Wolfsburg, der für Casteels 1,5 Millionen Euro an Hoffenheim überwies. Da der Torhüter wahrscheinlich auch in Bremen keine Spielanteile sammeln wird, hätte der Belgier auch in Wolfsburg als Ersatz für den gesetzten Diego Benaglio bleiben können.

"Es war eine gute Gelegenheit, einen interessanten Torhüter zu holen, dessen Entwicklung zuletzt ein bisschen unglücklich verlaufen ist", sagte Allofs bei Sky. Casteels' Verpflichtung dürfte ein Vorgriff auf die kommende Saison sein. "Wir wollen den Konkurrenzkampf hochhalten", sagte Allofs.

Das soll Casteels auch in Bremen bewirken. Sein letztes Bundesligaspiel liegt allerdings mehr als neun Monate zurück. Im Auswärtsspiel bei Hertha BSC erlitt der frühere belgische U21-Nationalkeeper einen Bruch des rechten Schienbeins. Nach monatelanger Verletzungspause kam er am neuverpflichteten Oliver Baumann nicht mehr vorbei und wurde aufs Abstellgleis geschoben.

Die von Werder-Fans erhofften neuen Feldspieler werden dagegen wohl nicht in der Rückrunde auflaufen, obwohl Bremen durch das Verleihen von Eljero Elia (FC Southampton), Nils Petersen (SC Freiburg) und Ludovic Obraniak (Rizespor) Gehälter in Millionenhöhe einspart.

(sid)
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