Brutales Foul gegen Olic Wiese: "Ich habe den Ball getroffen"

Düsseldorf (RPO). Das brutale Foul des Bremer Torwarts Wiese am Hamburger Stürmer Olic empört die Bundesliga. "Fast ein Mordversuch", sagte Bayern Münchens Präsident Beckenbauer. Werders Manager Allofs betonte: "Keine Absicht."

Wieses Brutalo-Attacke gegen Olic
10 Bilder

Wieses Brutalo-Attacke gegen Olic

10 Bilder

Tim Wiese ist Fußball-Torwart. Er liebt Gel im Haar, Ganzjahresbräune auf dem gestählten Körper und auffällige Trikots. Sein Hobby ist das Golfspiel, und sein Lieblingsfilm ist "Der Patriot" mit Mel Gibson in der Hauptrolle. Über eine engere Beziehung zu den asiatischen Kampfsportarten ist nichts bekannt. Dabei hat der Schlussmann von Werder Bremen durchaus eine große Begabung.

Er wies sie im Bundesliga-Spiel gegen den Hamburger SV mit einem Kung-Fu-Tritt der allerfeinsten Art gegen den Stürmer Ivica Olic nach, über den ganz Deutschland diskutiert. Wiese war beim Abwehrversuch aus dem Strafraum gerannt und traf den Gegner mit dem Fuß am Kopf. "Das war ja fast ein Mordversuch", urteilte Franz Beckenbauer als Fachmann des Privatsenders "Premiere", während Bremens Sportdirektor Klaus Allofs befand: "Es war keine Absicht, er will den Ball spielen."

Das beteuerte der Torwart ebenfalls. Allerdings mit der ihm so eigenen Schnoddrigkeit. "Es tut mir Leid, dass ich ihn ein bisschen getroffen habe", sagte Wiese, "manche Schiris geben dafür vielleicht Rot, aber das ist mir scheißegal. Wir haben das Spiel 1:0 gewonnen - und deswegen interessiert mich das gar nicht mehr."

Dabei lächelte er in einer seltsamen Mischung aus Unverfrorenheit und Unsicherheit. Und dass er dann noch betonte, er habe auch den "Ball ein bisschen getroffen", trug nicht unbedingt dazu bei, die Platzierung auf der Sympathie-Rangliste zu verbessern.

Das scheint ihm freilich ebenso gleichgültig zu sein wie die Nachbetrachtung dieser Schlüsselszene, die Schiedsrichter Lutz Wagner lediglich mit einer Gelben Karte für den Torwart bewertete. Damit ist die Angelegenheit nach dem Sportrecht ausgestanden, weil die Tatsachen-Entscheidung des Unparteiischen eine Untersuchung durch die Sportgerichte ausschließt.

Erinnerungen an "Toni" Schumacher

Wieses Haltung erinnert ein wenig an einen der unrühmlichsten Auftritte eines deutschen Torwarts. Beim Weltmeisterschafts-Halbfinale 1982 gegen Frankreich rauschte Harald "Toni" Schumacher dem Franzosen Patrick Battiston derart brutal in den beruflichen Lebensweg, dass der ein paar Zähne und vorübergehend das Bewusstsein verlor. Schumacher ging vollkommen straffrei aus und machte sich in ganz Frankreich endgültig zum Lieblingsfeind, als er erklärte: "Ich bezahl ihm die Jacketkronen."

Der Zusammenstoß zwischen Wiese und Olic ging entschieden glimpflicher ab, was aber nicht dringend darauf zurückzuführen ist, dass der Bremer Torwart mit der Gesundheit seines Gegenspielers viel pfleglicher umging als Schumacher vor 26 Jahren.

Möglicherweise hatte Wiese den taktischen Auftrag seines Trainers ein wenig zu wörtlich ausgelegt. Thomas Schaaf hatte im für die Champions-League-Teilnahme wegweisenden Nordderby Kampfgeist verlangt. So wurden aus Bremer Fußball-Feingeistern richtige Grätscher, die gleich zwei Feldverweise kassierten. "Wir haben den Kampf angenommen", sagte Mittelfeldspieler Tim Borowski. Eigenwillig.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort