Winfried Schäfer wird 65 Bitte keine Cannabis-Geschenke!

Ettlingen · Marihuana rauchen? Nicht mal auf Jamaika - ein Schnupper-Kurs ist da für Winfried Schäfer das höchste der Gefühle. Aber richtig reinziehen?

Winfried Schäfer ist seit 2013 Nationaltrainer Jamaikas.

Winfried Schäfer ist seit 2013 Nationaltrainer Jamaikas.

Foto: dpa

"Habe ich nie gemacht und würde ich nie machen", versichert der deutsche Nationaltrainer für die Auswahl der Karibik-Insel. Schäfer schmunzelt. Im Haus von Bunny Wailer, einst Bandkollege und Kindheitsfreund von Bob Marley, bekam er mal eine Stange Cannabis überreicht. Auf Aufforderung roch er kurz daran, gab das Geschenk aber freundlich dankend wieder zurück. Party machen geht für ihn anders: Am Samstag feiert der frühere Coach des Karlsruher SC und VfB Stuttgart seinen 65. Geburtstag im Familienkreis in einem Nobelrestaurant im Schwarzwald.

Nächste Woche zieht's Schäfer wieder in die Karibik, wo der Weltenbummler aus dem nordbadischen Ettlingen unter anderem gelernt hat, dass sich Vorurteile wie jene über "Gras" und Jamaika manchmal halt doch bewahrheiten. In der Fußball-Bundesliga ist Schäfer längst nicht mehr gefragt, seine Auslandsjobs seit 2001 aber lesen sich wie die Vita eines Fernreisenden: Kamerun, Vereinigte Arabische Emirate, Aserbaidschan, Thailand und seit Sommer 2013 Jamaika.

Beim Erzählen über diese Stationen weiß der frühere Profi von Borussia Mönchengladbach manchmal gar nicht, wo anfangen und aufhören. Afrika-Meister 2002 mit den "Unzähmbaren Löwen" - "das war wirklich ein Highlight, vor allem für den Stolz des ganzen Landes".
Im gleichen Jahr war Schäfer sogar WM-Trainer.

In den Emiraten, wo er die Spitzenclubs Al-Ahli Club Dubai und Al Ain Club betreute, fand er es auch "unheimlich schön: Da kannst du alles haben als Trainer". In Thailand war Schäfer von 2011 bis 2013 Nationalcoach, als Urlaubsland kann er das natürlich genauso empfehlen wie Jamaika. Dort wiederum sei es übrigens - entgegen aller Vorurteile - "nicht gefährlicher als in Berlin unterm Funkturm".

Im Land seines Arbeitgebers hat Schäfer auch vom WM-Triumph von Joachim Löws Mannschaft profitiert: "Die Anerkennung für deutsche Trainer ist noch größer geworden." Auf Videos zeigt er seinen Torhütern die Spielweise von Manuel Neuer, seinen Mittelfeldspielern das Pressing eines Toni Kroos, Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger. Bis 2018 läuft nach seinen Angaben sein Vertrag in Jamaika noch - und er hat mit dem Karibik-Meister einiges vor: Im Juni ist Jamaika bei der Copa América in Chile mit Teams wie Argentinien und Brasilien dabei. Im Juli steht der Gold Cup in den USA an und 2016 in den USA die Copa América Centenario, die "gesamtamerikanische" Meisterschaft.

"Wenn ich nicht mehr laufen kann, höre ich vielleicht auf. 65? Ganz schön komisch hört sich das an", sagt Schäfer. Seine einst rotblonden Haare trägt er immer noch genauso lang; aber weiß sind sie geworden.

Seine "wunderschöne" Zeit beim Karlsruher SC liegt lange zurück. Schäfer brachte Spieler wie Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Jens Nowotny und Oliver Kreuzer heraus und feierte rauschende Uefa-Cup-Nächte wie das unvergessene 7:0 gegen den FC Valencia 1993. "Wir waren in ganz Europa bekannt, da bin ich stolz drauf." Beim VfB Stuttgart und bei Tennis Borussia Berlin scheiterte er dann. Gerne wäre er irgendwann zum KSC zurückgekehrt, doch das hat nie geklappt.

Aus der Schublade "Auslandstrainer" kommt Schäfer nicht mehr heraus. In die neue Generation der Bundesliga-Kollegen wie Markus Weinzierl, Roger Schmidt und Markus Gisdol scheint Schäfer nicht mehr zu passen. Oder? "Konzepttrainer!", sagt er. "Wenn ich das schon höre! Es gibt doch keinen Trainer, der kein Konzept hat."

(dpa)
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