Brasilien gegen Niederlande Auf das Duell der Enttäuschten hat niemand Lust

Brasilia/Düsseldorf · 2006 war das Spiel um Platz drei für Deutschland das versöhnliche Ende eines Sommermärchens, dessen Geschichte nach der Niederlage im Halbfinale gegen Italien bereits zu Ende erzählt schien. Mit 3:1 gegen Portugal verabschiedete sich das Team von seinen Fans.

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Heute (22 Uhr/Live-Ticker) treffen sich Brasilien und Holland zum kleinen Finale. Für Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari ist es eine lästige Pflicht, Bondscoach Louis van Gaal würde am liebsten gar nicht mehr antreten: Auf das Duell der Enttäuschten um Platz drei bei der WM in Brasilien verspüren die Protagonisten überhaupt keine Lust. Van Gaal ging nach der Halbfinalniederlage gegen Argentinien (2:4 i.E.) sogar noch einen Schritt weiter. Er fordert die Abschaffung. "Das Spiel um Platz drei sollte nicht ausgetragen werden. Das sage ich seit zehn Jahren. Es kann nur ein Finale geben, und in dem muss es darum gehen, Champion zu werden", begründete der 62-Jährige seine ablehnende Haltung.

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Kollege Scolari formulierte es ein bisschen diplomatischer. "Wir Trainer und die Spieler stehen bei der Verbandsführung bis zum Ende der WM in der Pflicht. Unser erstes Ziel war es, bis ins Finale zu kommen. Das haben wir nicht geschafft. Jetzt spielen wir nur noch um einen viel kleineren Traum", sagte er vor dem bedeutungslosen Spiel. Van Gaal dagegen sprach seinen Spielern aus dem Herzen. "Nur der Titel zählt. Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben", sagte Arjen Robben. Van Gaal kritisierte derweil auch noch den Weltverband Fifa wegen des Spielplans: "Wir haben einen Tag weniger Zeit zur Vorbereitung als unser Gegner, das ist kein Fair Play."

Die Uefa erspart sich bei Europameisterschaften die immer wiederkehrenden Diskussionen um den Sinn eines Spiels der beiden ersten Verlierer, indem sie das Spiel um Platz drei einfach nicht mehr austragen lässt. Die Tschechoslowakei war 1984 die letzte Mannschaft, die sich offiziell den dritten Platz bei einer Europameisterschaft durch einen 9:8-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Italien sicherte. Fortan wurde die Mannschaft als Dritter nach dem Turnier geehrt, die gegen den späteren Sieger des Finals verloren hatte.

(cbu/sid)
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