Glanzloser Sieg gegen Australien Chile wird Rolle als Geheimfavorit nicht gerecht

Ciubab · Geheimfavorit Chile erfüllte gegen Australien nur teilweise die hohen Erwartungen. Auch hinter der Fitness von Mittelfeldstar Arturo Vidal stehen weiter Fragezeichen.

Chile - Australien: Fakten
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Foto: afp, Desk

Von den Fragen nach dem "Knie der Nation" war Chiles Superstar Arturo Vidal sichtlich genervt. "Ich möchte über das Spiel reden. Das Wichtigste ist, dass ich wieder gespielt habe und alles gut gelaufen ist", sagte der Mittelfeldspieler nach dem 3:1 (2:1)-Arbeitssieg des Geheimfavoriten gegen Australien.

Dabei wurde beim so wichtigen WM-Auftakterfolg Chiles eines deutlich: Die Fitness des angeschlagenen Vidal und die Erfolgsaussichten der hoch gehandelten Chilenen sind untrennbar miteinander verbunden. Denn obwohl die frenetischen Fans von La Roja den Sieg gegen den krassen Außenseiter bereits wie den WM-Titel feierten - zu großen Begeisterungsstürmen bot die Vorstellung der hoch gehandelten Südamerikaner in der Arena Pantanal von Cuiaba nur wenig Anlass.

"Chile muss kämpfen", titelte die Tageszeitung El Mercurio. Und La Tercera schrieb: "Was zählt, sind die drei Punkte, aber Vidal merkte man die fehlende Spielpraxis an." Ungeachtet dessen nahm er in der Kabine freudestrahlend die Glückwünsche von Staatspräsidentin Michelle Bachelet entgegen und ließ sich mit ihr fotografieren. Selbst Bachelet hatte im Vorfeld öffentlich auf eine Genesung gehofft.

Vidal nicht bei 100 Prozent

"Ich bin in Ordnung, aber man kann nicht sagen, dass ich bei 100 Prozent bin", sagte der ehemalige Leverkusener, der im Vorfeld der WM wegen einer Entzündung im Knie nur sporadisch mit der Mannschaft trainieren konnte: "Ich hoffe, dass ich die bis zu dem Spiel gegen Spanien erreiche."

Im Duell gegen den Titelverteidiger am 18. Juni in Rio de Janeiro braucht das Team von Trainer Jorge Sampaoli auf jeden Fall einen Vidal in besserer Form. Nur in der Anfangsphase konnte der 27-Jährige einige Impulse setzen. Anschließend war er kaum noch zu sehen, in der 60. Minute wurde er ausgewechselt.

Und es wurde nach dem Spiel auch deutlich, dass die Verletzung und die damit verbundene missglückte Vorbereitung Vidal getroffen haben. "Ich habe vier Jahre gearbeitet, um in Topform bei der WM dabei zu sein. Aber die Verletzung hat mir die Stärke und den Rhythmus genommen. Das ist sehr schade", sagte Vidal, dessen fester Glaube an das eigenes Können eigentlich eine seiner großen Stärken ist.

Daher hatten die Chilenen den lange Zeit fraglichen Erfolg vor allem ihrem zweiten Superstar zu verdanken. Barcelonas Alexis Sanchez war mit einem Tor und einer Vorlage der Matchwinner für die Chilenen. "Wir hatten nur 30 Minuten, in denen wir im Angriff einen Rhythmus hatten", sagte Trainer Sampaoli: "Wir hatten in der Abwehr Schwächen und hätten das Spiel früher für uns entscheiden müssen."

Vor allem das so gefürchtete Pressing der Chilenen, das auch die Deutschen bei ihrem schmeichelhaften 1:0-Erfolg in der WM-Vorbereitung in arge Verlegenheit gebracht hatte, war kaum zu sehen. Nicht gut attackiert habe sein Team, sagte Sampaoli.

Kritischen Stimmen zu Vidal antwortete der Argentinier aber energisch: "Es war sehr gut, was er gezeigt hat. Er ist bereit für die kommenden Aufgaben. Wir können auf ihn zählen."

(sid)
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