Kolumbien-Keeper ist ältester WM-Spieler Fifa-Verbot: Mondragons Söhne dürfen nicht mit auf den Platz

Chuiaba · Kolumbien ist eine der großen Überraschungen der WM. Und beim 4:1-Erfolg gegen Japan schrieb der Ex-Kölner Faryd Mondragon WM-Geschichte. Nur seine Söhne durften bei diesem großen Moment nicht dabei sein.

WM 2014: Ex-Kölner Faryd Mondragon schreibt WM-Geschichte
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Ex-Kölner Mondragon schreibt WM-Geschichte

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Als ihn die kolumbianischen Fans nach seiner historischen Bestmarke minutenlang mit ohrenbetäubenden Sprechchören feierten, kämpfte "Altmeister" Faryd Mondragon mit den Tränen. Mutterseelenalleine stand der älteste Spieler der WM-Geschichte nach dem 4:1-Erfolg Kolumbiens gegen Japan auf dem Rasen der Arena Pantanal und war sich der Bedeutung des Moments vollauf bewusst.

"Es ist ein großer Moment, am Ende eines langen Weges mit 43 Jahren noch einmal eine WM zu spielen", sagte Mondragon — und hielt seine persönliche Erinnerung an den Abend ganz fest in seinen Händen. Nach dem Schlusspfiff hatte sich der in der 85. Minute eingewechselte Torwart den Spielball geschnappt — und ließ ihn auch beim anschließenden Interview-Marathon nicht mehr los: "Der ist für mein persönliches Museum."

Einen kleinen Störfaktor bei seiner persönlichen Feier auf dem Rasen gab es aber. Nach Schlusspfiff stieg Mondragon die Treppen zur Tribüne hinauf, schnappte sich seine beiden Söhne Lucca und Paolo und wollte sie mit auf den Platz nehmen. Sie sollten diesen einzigartigen Moment an der Seite ihres Vaters erleben. Doch die Fifa hatte etwas dagegen. Als Mondragon die Treppe mit seinen Söhnen an der Hand wieder hinabstieg, wurde er von einem Fifa-Offiziellen gestoppt. Der Weltverband verbietet offenbar Emotionen. Mondragon beschwerte sich zwar, doch er hatte keine Chance. Seine Söhne mussten auf der Tribüne bleiben, der Keeper erlebte den historischen Moment auf dem Rasen allein.

Blatter gratuliert Mondragon

Mit 43 Jahren und drei Tagen ist der ehemalige Schlussmann des 1. FC Köln seit Dienstagabend der älteste, jemals eingesetzte Spieler der WM-Geschichte. Er verdrängte damit den Kameruner Roger Milla, der 1994 42 Jahre und 39 Tage "jung" war. "Herzlichen Glückwunsch an Faryd Mondragon, der zum ältesten Spieler in der WM-Geschichte wurde. Alter ist keine Grenze", teilte auch Fifa-Präsident Joseph S. Blatter bei Twitter mit.

"Faryd ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Mit ihm haben wir jemanden, der bereits WM-Erfahrung hat. Davon können auch die anderen Spieler profitieren", sagte Jose Pekerman. Kolumbiens Trainer hatte es sich, als das Spiel beim Zwischenstand von 3:1 längst entschieden war, nicht nehmen lassen, Mondragon zum Rekord zu verhelfen.

Für den "trotamundos" — den Weltenbummler, wie ihn die Kolumbianer nennen, ist das Turnier in Brasilien bereits die dritte WM: 1994 war er Ersatztorwart, 1998 absolvierte er beim Vorrunden-Aus alle drei Begegnungen. Doch kein Einsatz über die gesamte Spielzeit dürfte für ihn so emotional gewesen sein wie die fünf Minuten in Cuiaba.

Pekerman hatte Mondragon sogar zu einer Fortsetzung der Karriere überreden müssen. Nach elf Vereinen in acht Ländern heuerte Mondragon 2012 noch einmal in der Heimat bei Deportivo Cali an — und ist bei der WM die rechte Hand des argentinischen Trainers. "Ich danke Professor Pekerman für die Möglichkeit", sagte Mondragon, der auch in seiner großen Stunde bescheiden blieb: "Dieser Rekord ist nicht nur für mich, sondern auch für den kolumbianischen Fußball. Es geht nicht nur darum, Geschichte zu schreiben."

Nach dem eindrucksvollen Gruppensieg mit drei Erfolgen treffen die Kolumbianer nun im Achtelfinale am Samstag auf den Rivalen Uruguay. Mondragon wird dann wieder auf der Bank Platz nehmen - viel ausmachen wird es ihm nicht.

(sid)
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