Gerüchte um Manipulation in Testspielen Ghana zwischen bösen Anschuldigungen und sportlicher Hoffnung

Maceio · Betrugsvorwürfe bringen Ghanas Fußball-Verband in die Bredouille. Nach Medienangaben soll sich die GFA bereiterklärt haben, die Manipulation von Testspielen zu ermöglichen. Durch die Anschuldigungen rückt die sportliche Lage erneut aus dem Fokus.

 Die Vorbereitungen Ghanas auf das Gruppenspiel gegen Portugal werden von Manipulationsvorwürfen gestört.

Die Vorbereitungen Ghanas auf das Gruppenspiel gegen Portugal werden von Manipulationsvorwürfen gestört.

Foto: afp, CDS/seb

Die vagen Aussichten aufs WM-Achtelfinale werden im ghanaischen Lager durch weitreichende Betrugsvorwürfe an die nationale Fußballelite überlagert. Zwei britische Medien berichteten am Montag über eine monatelange Undercover-Aktion ihrer Reporter im Umfeld der Wettmafia. Ghanas Verbandschef Kwesi Nyantakyi soll in diesem Zusammenhang seine Bereitschaft zur Manipulation künftiger Testspiele der Nationalmannschaft gegeben haben. Die Zeitung "The Daily Telegraph" und der Fernsehsender Channel 4 sicherten sich nach eigener Aussage das Vertrauen von Nyantakyi, der Präsident der Ghana Football Association (GFA) wies die schweren Anschuldigungen zurück.

Es gebe keinerlei Anzeichen, dass die Integrität der WM davon betroffen sei, sagte ein Sprecher des Weltverbandes (Fifa) der dpa und bestätigte, dass sich die eigene Sicherheitsabteilung mit der Causa beschäftige.

"Wir möchten der Öffentlichkeit versichern, dass wir solche Fehldarstellungen nicht tolerieren", hieß es unterdessen in einer GFA-Stellungnahme. Es habe "keine korrupten Angebote" gegeben. Allerdings konstatierte der Verband ein Treffen vor dem WM-Start in Miami mit zwei Männern, von denen auch die Medien berichteten. Nach "Telegraph"-Angaben waren ein von der Fifa anerkannter Spielervermittler und ein GFA-Funktionär auf die verdeckten Reporter hereingefallen und hatten daraufhin den Kontakt zu Ghanas Verbandsoberen hergestellt.

170.000 US-Dollar pro Partie

Nyantakyi habe in Miami vorgeschlagen, dass eine von den britischen Reportern erfundene Betrügerfirma schon im August und im Dezember dieses Jahres ihre ersten beiden Freundschaftsspiele organisieren solle. Im Raum habe gestanden, dass gekaufte Referees gewünschte Ergebnisse liefern sollten, die GFA von der Bande im Gegenzug 170.000 US-Dollar pro Partie kassieren sollte. Der Verband räumte indirekt ein, dass ein Vertragsentwurf für den Rechteverkauf von Testspielen des Nationalteams existiere, machte aber keine Angaben über die Inhalte. Der Kontrakt sei auch nicht unterschrieben worden, sondern liege dem eigenen Rechtsausschuss vor. Man habe in der Sache jetzt die FIFA und die ghanaische Polizei eingeschaltet.

Die bösen Anschuldigungen verdrängen die sportliche Situation von Kevin-Prince Boateng & Co. einmal mehr aus dem Blickfeld. Schon vergangene Woche hatten Medienberichte über einen Spieleraufstand gegen Trainer Kwesi Appiah Verwirrung gestiftet und für mächtig Unruhe gesorgt. Die Vorwürfe an Nyantakyi, der selbst auch im WM-Quartier Ghanas in der brasilianischen Küstenstadt Maceio weilt, werden die Profis kaum ausblenden können. Dabei erwartet sie am Donnerstag in Brasília ein Endspiel ums Weiterkommen. Gegen Cristiano Ronaldos Portugiesen muss ein Sieg her; obendrein dürfen Deutschland und die USA im Parallelspiel auf keinen Fall unentschieden spielen.

"Ghana hat eine starke Mentalität im Fußball. Wir glauben daran, immer bis zum Schluss kämpfen zu müssen, egal was passiert", kommentierte Nationalcoach Appiah nach dem turbulenten 2:2 gegen Deutschland und versprach: "Meine Spieler werden sich immer wehren." Angst vor Weltfußballer Ronaldo, in Portugals ersten beiden Vorrundenspielen eher eine Enttäuschung, will er sich nicht machen lassen: "Ich glaube nicht, dass man sich nur auf einen konzentrieren darf, auch wenn es der beste Spieler der Welt ist", urteilte Appiah.

(dpa)
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