Interview mit Ottmar Hitzfeld "Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Abschied bekommen habe"

Sao Paulo · Mit einem Knall verabschiedet sich Ottmar Hitzfeld von der Trainer-Bühne: Das Spiel seiner Schweizer gegen Argentinien im WM-Achtelfinale bot Dramen für mehrere Partien. Im Interview spricht der 65-Jährige über sein spektakuläres Karriere-Ende.

 Ottmar Hitzfeld bei der Pressekonferenz.

Ottmar Hitzfeld bei der Pressekonferenz.

Foto: afp, na/lv

Herr Hitzfeld, was haben Sie empfunden, als nach diesem unglücklichen 0:1 gegen Argentinien der Schlusspfiff kam und Sie wussten: Jetzt ist meine Trainerkarriere vorbei?

Ottmar Hitzfeld "Man sagt so schön: Man fällt in ein Loch nach dem letzten Schlusspfiff. Aber am Montag war das eher ein Schock. Erst das 1:0 für Argentinien, danach unsere Reaktion: Ich habe in den letzten drei Minuten der Verlängerung noch einmal die gesamte Facette des Profifußballs erlebt. Aber ich bin es gewohnt, ich habe schon einige Schocks erlebt. 1999 im Champions-League-Finale gegen Manchester United, danach ein verlorenes Elfmeterschießen im DFB-Pokal. Das sind Momente, die gehören zum Sport. Ich danke meiner Mannschaft, dass sie mir diesen Moment noch einmal geschenkt hat. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass ich diesen Abschied bekommen habe."

Haben Sie nicht eine Sekunde gedacht: Wir waren so nah dran am Viertelfinale. Ist mein Rücktritt nicht vielleicht ein Fehler?

Hitzfeld "Das stimmt, meine Spieler haben eine famose Leistung gebracht. Fantastisch, wie nervenstark wir waren. Das war ein Spiel, über das man stundenlang sprechen könnte. Aber man kann auch in der Niederlage etwas gewinnen. Die Schweizer Nationalmannschaft hat Sympathien in der ganzen Welt gewonnen. Und diese junge Mannschaft hat Erfahrungen gesammelt, die ihr vielleicht in zwei oder vier Jahren helfen können. Und was meinen Rücktritt betrifft: Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Denn wie Sie wissen, treffe ich meine Entscheidungen immer wohl überlegt. Ich werde weiter für das Fernsehen arbeiten und Vorträge halten. Mir wird nicht langweilig."

Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Nationalmannschaft?

Hitzfeld "Die Schweiz hat eine junge Mannschaft. Von daher bin ich sehr optimistisch für die weitere Zukunft. Ich wünsche meinem Nachfolger Vladimir Petkovic alles Gute und werde mit dem Herzen dabei bleiben. Ich bin ja ein halber Schweizer. Von daher wäre es auch schön gewesen, irgendwann in diesem Turnier auf Deutschland zu treffen und Deutschland rauszuwerfen. Aber das haben wir leider nicht geschafft."

Welche Gegner haben Sie im Verlauf Ihrer Karriere am meisten beeindruckt?

WM 2014: Ottmar Hitzfeld verabschiedet sich von der Fußballbühne
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Hitzfeld verabschiedet sich von der Fußballbühne

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Hitzfeld "Alex Ferguson ist ein guter Freund von mir. Das waren immer heiße Duelle mit Manchester United, nach denen wir sogar immer zusammen ein Glas Rotwein getrunken haben. Das habe ich sonst mit niemanden von meinen Trainerkollegen gemacht. Marcello Lippi ist ein großartiger Trainer und Gentleman. Auch Carlo Ancelotti habe ich immer bewundert."

Und wer wird jetzt Ihrer Meinung nach Weltmeister?

Hitzfeld "Ich tippe auf Deutschland. Ich bin ja halber Deutscher. Dann hätte ich am Ende des Turniers wenigstens etwas zu feiern."

(dpa)
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