Arena in schwarz Iran siegt am Trauerfeiertag gegen Südkorea

Teheran · Iran gewinnt in der WM-Qualifikation gegen Südkorea 1:0 - ausgerechnet während des schiitischen Trauerfeiertages für den Propheten-Enkel Imam Hussein.

Iran siegt am Trauerfeiertag gegen Südkorea
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Normalerweise geht es im Azadi-Stadion in Teheran ziemlich ausgelassen zu. Bis zu 100.000 Zuschauer passen in die Arena in Irans Hauptstadt. Auch am Dienstagabend war das Stadion fast ausverkauft. Aber diesmal waren die Fans eher leise. Das lag nicht am Ergebnis, denn die Gastgeber gewannen ihr viertes WM-Qualifikationsspiel gegen die von Uli Stielike trainierten Südkoreaner mit 1:0. Es lag an den ungewöhnlichen politisch-religiösen Umständen, unter denen die Partie stattfand.

Der Spieltag fiel mitten ins Aschura-Fest, einen der wichtigsten schiitischen Feiertage. Die Schia ist in Iran Staatsreligion. Die Gläubigen gedenken in diesen Tagen der Ermordung des früheren Imams Hussein, einem Enkel des Propheten Mohammed, und seiner Familie im Jahr 680 nach Christus. Es herrscht im ganzen Land Staatstrauer, Feierlichkeiten in der Öffentlichkeit sind in dieser Zeit strikt verboten.

Manchen radikalen Geistlichen wäre es am liebsten gewesen, wenn das Spiel nicht an diesem Tag stattgefunden hätte. "Die Austragung dieses Spiels ist das Gegenteil der Aschura-Tradition", sagte Mohammed Yazdi, Mitglied im einflussreichen Wächterrat der Islamischen Republik.

Es gab auch verschiedene Vorschläge, das Spiel zu verlegen. Doch der Fußball-Weltverband Fifa stimmte dem nicht zu. Daher dachten sich die iranischen Verantwortlichen einen Kompromiss aus: Sie erlaubten das Spiel, aber dafür gab es Anweisungen an die Zuschauer. Diese sollten als Zeichen ihrer Trauer in schwarzer Kleidung erscheinen und sich weitgehend ruhig verhalten. Statt der üblichen Fußballfangesänge für ihre Mannschaft durften sie lediglich "Ya Hussein" rufen. Die Zuschauer hielten sich nicht komplett daran, aber sie waren insgesamt zurückhaltender als normal.

Auch die Mannschaft um den früheren Bundesliga-Profi Ashkan Dejagah sowie den Mittelfeldspieler Andranik Teymourian, der als bekennender Christ die Nationalelf der Islamischen Republik als Kapitän anführt, musste sich zurückhalten. Als Sardar Asmun in der 25. Minute das Siegtor schoss, verzichteten er und seine Mitspieler darauf zu jubeln. Die Trainer und Spieler auf der Ersatzbank waren wie die Zuschauer und Nationaltrainer Carlos Queiroz aus Portugal ganz in schwarz gekleidet. Auch nach dem Spiel zeigte die Mannschaft ihre Freude über den Sieg nicht.

Dabei dürfte die durchaus groß gewesen sein. Denn mit dem Sieg verteidigte die Mannschaft die Tabellenführung in der asiatischen Qualifikationsgruppe A vor Usbekistan. Als nächstes stehen für die Team-Melli genannte iranische Nationalmannschaft die Partien in Syrien und Katar an. Und nächstes Jahr Ende März spielen sie in ihrem nächsten Heimspiel gegen China. Dann ist in Iran wieder ein großes Fest, jedoch kein islamisches Trauerfest, sondern das persische Neujahrfest Nowruz. Und dann dürfen die Zuschauer wieder in normaler Kleidung ins Stadion und ihre Mannschaft lautstark anfeuern.

(sid)
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