Beißattacke überschattet Erfolg Uruguay schießt Italien aus dem WM-Turnier

Natal · "Beißer" Luis Suarez jubelte wie von Sinnen, ein paar Meter weiter kämpften Mario Balotelli und die Squadra Azzurra mit Tränen der Wut und Enttäuschung. Als das erneute WM-Desaster für Italien perfekt und Uruguay unter skandalösen Begleitumständen ins Achtelfinale eingezogen war, kochten im Glutofen Natal die Emotionen hoch. Wenige Minuten später traten Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli und Verbandschef Giancarlo Abete von ihren Ämtern zurück.

Luis Suarez beißt Italiener Chiellini in die Schulter
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Suarez beißt wieder: Chiellini im Spiel gegen Uruguay attackiert

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Wie vor vier Jahren müssen die Italiener schon nach der Vorrunde der WM die Heimreise antreten. Das 0:1 (0:0) im Gruppen-Endspiel gegen Uruguay war aber nicht nur bitter, es hatte auch einen faden Beigeschmack. Der Platzverweis gegen Claudio Marchisio (59.) war zu hart, zudem hätte Suarez in der 79. Minute ebenfalls vom Feld gemusst: Er hatte sich mal wieder eine Beißattacke geleistet. "Er hat mich ganz klar gebissen, ich habe noch immer den Abdruck", sagte "Opfer" Giorgio Chiellini.

Godin köpft Italien raus

WM 2014: Claudio Marchisio sieht nach Allerweltsfoul die Rote Karte
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Marchisio sieht nach Allerweltsfoul die Rote Karte

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Wenige Minuten später erlöste Diego Godin die Celeste (81.), die den Sieg zum Weiterkommen unbedingt benötigte, mit seinem Treffer. Trainer Prandelli machte noch in den Katakomben des Estadio Das Dunas einen sauberen Schnitt. "Am Ende des Spiels habe ich zum Verbandspräsidenten gesprochen. Weil es meine Verantwortung ist, habe ich ihm gesagt, dass ich zurücktrete. Wenn die Strategie versagt, bin ich verantwortlich", sagte der Coach. Abete wollte ihn von seinem Schritt abhalten, doch Prandelli blieb dabei - und Abete trat ebenfalls zurück.

Italiens Torwart Gianluigi Buffon zeigte sich als fairer Verlierer. "Ich bin mir nicht sicher, ob die Rote Karte entscheidend war, geholfen hat sie uns sicher nicht", sagte "San Gigi" und ergänzte: "Für uns Spieler, für das Team und das Land ist das ein sehr trauriger Tag. Wir haben versagt. Wir müssen jetzt diese WM aufarbeiten und uns hinterfragen."

Suarez beißt Ivanovic in den Arm
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Suarez beißt Ivanovic in den Arm

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Derweil lief bereits die riesige Siegerparty der Celeste. "Es ist unglaublich. Die Hitze war brutal. Wir sind cool geblieben, obwohl wir unbedingt ein Tor schießen mussten", sagte Suarez - der nun allerdings nachträgliche Ermittlungen der FIFA und damit eine Sperre fürs Achtelfinale fürchten muss. Bei Torschütze Godin herrschte dennoch Freude pur: "Unser Selbstvertrauen ist beeindruckend. Als ich den Ball kommen sah, wusste ich, dass das ein Tor wird."

Vorangegangen war ein von Taktik, Vorsicht und unzähligen Nickeligkeiten geprägtes Spiel, das so gar nicht in diese vom Offensivspiel geprägte Endrunde passte. Kaum ein Zweikampf lief ohne Foulspiel ab, vor allem in der ersten Halbzeit gab es Unterbrechungen en masse. Beide Seiten erstickten alle Versuche des Gegners schon im Keim.

Uru-Strategie geht auf

Uruguays offensichtliche Strategie ging dabei auf: Die Celeste, die unbedingt gewinnen musste, spielte auf Zeit und setzte voll darauf, dass den Italienern um die 2006er-Weltmeister Andrea Pirlo (35) und Andrea Barzagli (33) irgendwann die Luft ausgehen würde.

Prandelli, der das Spiel als "wichtigste Begegnung meiner Karriere" bezeichnet hatte, setzte diesmal auf ein 3-5-2-System. Im Angriff stürmte der Neu-Dortmunder Ciro Immobile erstmals an der Seite von Mario Balotelli - und blieb wirkungslos.

Vor der Pause hatten sich in dem zähen Ringen kaum Torchancen ergeben. Danach setzte sich der Kampf fort und wurde nach dem Platzverweis noch härter, vor allem für die Italiener. Uruguay kam nun auch zu Chancen. In der 66. Minute rettete "San Gigi" bei einem Flachschuss von Suarez mit einer Weltklasse-Parade.

Uruguay wurde danach immer nervöser. Suarez biss sogar mal wieder zu, wie es der Angreifer vom FC Liverpool schon in England (2013) und zu seiner Zeit bei Ajax Amsterdam (2010) getan hatte, er rammte Chiellini bei einem Zweikampf die Zähne in die Schulter. Der Schiedsrichter sah es nicht - Sekunden später traf Godin zum 1:0. Der sonst so besonnene Prandelli formulierte mit Blick auf Suarez deutlich: "Das ist eine Schande."

(sid)
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