Uruguay-Star beißt wieder zu Suarez spielt Unschuldslamm: "Solche Dinge passieren im Spiel"

Natal · Er hat es wieder getan: Luis Suarez sorgte mit seiner nächsten Beißattacke für einen Skandal und muss nun eine Sperre für das WM-Achtelfinale Uruguays befürchten.

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Berühmte Beißattacken im Sport

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Wie ein Vampir, wie der "Beißer" aus James Bond gar sah Luis Suarez nun wirklich nicht aus. Mit erhobenem Daumen eilte Uruguays Skandalstürmer nach dem 1:0 gegen Italien an den Journalisten vorbei, zeigte lachend seine Zähne und spielte dann das Unschuldslamm. "Solche Dinge passieren im Spiel. Das sollte man nicht überbewerten", sagte der 27-Jährige, nachdem er zum dritten Mal in seiner Karriere mit einer Beiß-Attacke aufgefallen war.

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"Er hat mich hart mit seiner Schulter angegangen, dabei auch mein Auge getroffen", sagte Suarez fast schon entschuldigend über den Zusammenstoß mit Giorgio Chiellini. Seltsam nur, dass Suarez sich zuvor an die Zähne gefasst hatte, als er sich auf dem Rasen wälzte.

Der Weltverband Fifa hat noch in der Nacht offiziell in Disziplinarverfahren eröffnet. Suarez beziehungsweise der Verband Uruguays wurden aufgefordert, bis zum Mittwochnachmittag (17 Uhr Ortszeit/22 Uhr MESZ) eine Stellungnahme abzugeben.

Luis Suarez beißt schon wieder zu: Pressestimmen
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Pressestimmen zu Italien-Aus und Suarez-Biss

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Suarez ist Wiederholungstäter

Als Minimalstrafe für ein Vergehen wie eine Beißattacke sieht Artikel 48.1.c) des Fifa-Disziplinarcodes eine Sperre von zwei Spielen vor. Da Suarez durch seine Vorgeschichte als Wiederholungstäter eingestuft werden müsste, würde ihm eine deutlich längere Sperre drohen, theoretisch von bis zu zwei Jahren oder 24 Spielen. Diese Maximal-Strafe ist in Artikel 19.3 der Fifa-Regeln festgeschrieben.

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Schon 2010 bei Ajax Amsterdam und 2013 beim FC Liverpool biss er einen Gegenspieler, bekam seinen Spitznamen "Kannibale von Ajax" und wurde jeweils lange gesperrt. Bei seinem letzten Opfer, Branislav Ivanovic vom FC Chelsea, war die Wunde kaum zu übersehen.

Auch diesmal blieben Spuren, Chiellini entblößte noch auf dem Platz seine Schulter und zeigte die Wunde immer wieder Schiedsrichter Marco Rodriguez. Doch der Mexikaner reagierte nicht. "Suarez wird wieder davonkommen, denn die Fifa will, dass ihre Stars bei der WM spielen. Ich würde es gerne sehen, wenn sie den Videobeweis nutzen", sagte Chiellini. Da hatten Fotos und TV-Bilder längst unzweideutig gezeigt: Suarez biss zu, mit voller Absicht. Auch Fotos mit einem Bissabdruck auf Chiellinis Schulter gingen um die Welt.

Doch Uruguays Abwehrspieler Diego Lugano brachte dennoch eine ganz andere These ins Spiel. "Diese Wunde hatte Chiellini schon zuvor, die stammt nicht von Suarez. Er soll nicht so viel reden. Er ist auch nicht gerade ein Ruhmesblatt für den italienischen Fußball", sagte der 33-Jährige und hofft seinerseits auf den Videobeweis: "Der wird zeigen, dass Chiellini lügt." Nein, wird er nicht.

Fast niemand sprach noch über Uruguays Sieg gegen Italien, was Trainer Oscar Tabarez gar nicht schmeckte. Dreimal wurde der Coach nach dem Vorfall gefragt, dreimal antwortete er genervt. "Luis ist ein bevorzugtes Ziel bestimmter Medien. Es gibt offene Feindseligkeiten ihm gegenüber. Ja, er ist schon einmal gesperrt worden, aber er versucht seither, ein anderes Bild von sich zu zeichnen", sagte Tabarez.

Hohn und Spott im Netz

Mit wenig Erfolg. Im Internet war Suarez im Handumdrehen das Opfer von Hohn und Spott. Auf einigen Fotomontagen war er mit einem "Lampenschirm" zu sehen, wie ihn sonst nur Hunde tragen. Auch als "Menschenfresser Hannibal Lecter" war der Liverpool-Profi zu bestaunen. "Suarez hat mehr Leute gebissen, als Wayne Rooney WM-Tore geschossen hat", meinte ein Scherzkeks.

In der Heimat bestimmte dennoch die Freude über den Sieg die Schlagzeilen. "Die Celeste kämpfte mit Seele, Herz und Leben", schrieb die Tageszeitung El Pais, während der Espectador von einem "Wunder" sprach: "Uruguay ist klein, aber ein Gigant. Uruguay ist dort, wo Abermillionen gerne geboren worden wären, aber nur Millionen genießen dieses Privileg, Charrua-Blut in den Adern zu haben."

Das Wunder geht jedenfalls in die nächste Runde. Am Samstag spielt Uruguay gegen Kolumbien um den Einzug in das Viertelfinale. Ob mit oder ohne Luis Suarez.

(sid)
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