Brasilien-Star weint bei Pressekonferenz Neymar: "Ich hätte im Rollstuhl sitzen können"

Teresopolis · Der Hype in Brasilien um Neymar geht weiter. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem WM-Aus berichtete der Superstar von seinen Ängsten nach dem Wirbelbruch.

Neymar spricht unter Tränen über das Foul von Zuniga
9 Bilder

Neymar spricht unter Tränen über das Foul von Zuniga

9 Bilder

Brasiliens Superstar Neymar kann dem Kolumbianer Juan Zuniga dessen brutales Foul im WM-Viertelfinale nur schwer verzeihen. "Wenn er mich zwei Zentimeter weiter in der Mitte getroffen hätte, heute...." sagte der Stürmer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Teresopolis und fing an zu weinen. "Dann könnte ich heute im Rollstuhl sitzen." Neymar hatte sich bei der Attacke Zunigas, der ihm mit dem Knie in den Rücken gesprungen war, einen Lendenwirbel gebrochen.

"Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist", sagte Neymar. Er habe sich immer gegen Fußtritte wehren können, "aber wenn ich jemandem den Rücken zuwende, habe ich keine Möglichkeit, mich zu schützen." Er hatte nach dem Vorfall am vergangenen Freitag beim 2:1-Sieg in Fortaleza zunächst seine Beine nicht gespürt, wie Trainer Luiz Felipe Scolari später erzählte, und war in Panik geraten.

"Keine Wut, keinen Hass, nichts"

Wenige Minuten nach seinem Gefühlsausbruch am Donnerstag in Teresoplis zeigte sich Neymar aber nachgiebiger. "Ja, ich würde ihm verzeihen. Ich fühle keine Wut, keinen Hass, nichts." Der Kolumbianer habe ihn am nächsten Tag angerufen und um Verzeihung gebeten. "Er sagte, er habe nicht die Absicht gehabt, mich zu verletzen. Ich wünsche ihm das Beste, dass er glücklich wird und Erfolg in seiner Karriere hat."

Nachdem der Stürmer am vergangenen Samstag auf einer Trage im Hubschrauber von Teresoplis nach Hause geflogen worden war, kehrte er am Donnerstag ins Trainingscamp "Granja Comary" zurück und konnte dabei auch gehen. Vor dem Training umarmte er seine Mitspieler. Bei der Pressekonferenz sprach Neymar dann von "einer der schlimmsten Wochen in meinem Leben. Es war schlimmer, als ich mir jemals hätte vorstellen können."

Damit sprach der Profi des FC Barcelona auch das 1:7-Debakel Brasiliens im Halbfinale gegen Deutschland an, das er zu Hause am Fernseher erlebte. "Das war etwas Unglaubliches, Unerklärliches."

Im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande in Brasília will Neymar die Mannschaft unterstützen. "Wir haben jetzt alles beweint, was es zu beweinen gab. Und jetzt versuchen wir, am Samstag zu spielen und die Partie zu gewinnen."

Gleichzeitig räumte der vierfache WM-Torschütze ein, dass Brasilien nicht seinen besten Fußball bei diesem Turnier gezeigt habe. "Es war ein gewöhnlicher Fußball, nicht der Fußball einer brasilianischen Auswahl, der besser ist und alle begeistert." Man müsse jetzt die Begegnung gegen die Niederlande angehen, "als ob es ein Endspiel wäre und diese WM lächelnd beenden".

Neymar war im gelben Nationaltrikot mit Unterschriften seiner Mitspieler zu seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem WM-Aus erschienen. "Natürlich schmerzt es, es wird für sehr lange Zeit schmerzen, aber es wird auch vorübergehen", sagte der Angreifer. "Es werden bessere Tage kommen, und wir tun alles, um dem brasilianischen Volk die Freude zurückzubringen und vor allem zurück in unsere Gesichter."

"Messi hat es verdient, Weltmeister zu werden"

Im Finale drückt Neymar seinem Vereinskollegen beim FC Barcelona, Lionel Messi, die Daumen und stellt die Freundschaft mit zwei Argentiniern über die ewige Rivalität mit dem südamerikanischen Nachbarn. "Ich hoffe, dass Messi und Mascherano gewinnen", sagte der 22-Jährige vor dem WM-Finale der Gauchos am Sonntag (21 Uhr MESZ/Live-Ticker) gegen Deutschland und verteilte die Sympathien klar zu Gunsten seiner Klubkollegen Messi und Javier Mascherano.

"Messi hat es verdient, Weltmeister zu werden", äußerte der Topstürmer, der am Donnerstag nach seiner Fraktur am Querfortsatz des dritten Lendenwirbels ins brasilianische WM-Quartier zurückgekehrt war, auf einer Pressekonferenz. Neymar will bis zum Spiel um Platz drei am Samstag in Brasilia gegen die Niederlande beim Team bleiben.

(dpa/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort