Erste Bewährungsprobe bei WM Nicht drin. Drin. Torlinientechnik klappt

Düsseldorf · Das System der Würselener Firma GoalControl besteht seine Bewährungsprobe bei der Partie Frankreich gegen Honduras. Die Fifa plant, nur noch strittige Szenen aufzulösen, um Verwirrung zu verhindern.

Dirk Broichhausen erlebte die Premiere als Fernsehkonsument in seinem Hotelzimmer in Salvador. Wenig später konnte er sich entspannt zurücklehnen. "Das System hat gezeigt, was es kann und wofür es da ist", sagte der Geschäftsführer von GoalControl. Die Firma aus Würselen sorgte für das erste "Techniktor" bei einer WM - und stiftete dennoch Verwirrung.

Der Franzose Karim Benzema hatte mit einem Schuss den rechten Innenpfosten des honduranischen Tores getroffen. Danach war der Ball auf die andere Seite geflogen. Torhüter Noel Valladares konnte den Ball nicht festhalten und bugsierte ihn erst wieder ins Spielfeld zurück, nachdem dieser die Torlinie überschritten hatte. Es war eine knifflige und knappe Situation, die GoalControl aber auflöste - 2:0!

Torlinientechnik deckt Eigentor von Honduras-Keeper Valladares auf
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Torlinientechnik deckt Eigentor von Honduras-Keeper Valladares auf

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Foto: afp, Desk

Weil bei dem erstmals bei einer WM eingesetzten System alle Vorfälle gezeigt werden, in denen sich der Ball innerhalb von 30 Zentimetern um die Torlinie befindet, wurde zunächst der Pfostentreffer bewertet und - richtig - als "no goal" eingestuft. Viele im Stadion, auch Trainer und Spieler beider Teams, die mit den Abläufen nicht vertraut waren, werteten dies als Urteil für die ganze Szene. Sie reagierten überrascht und verwirrt, bevor nach Valladares' Krabbeleinlage plötzlich "goal" aufleuchtete und das Bild deutlich zeigte, dass der Ball die Linie überquert hatte.

Das System war intensiv erprobt worden. "Wir haben mehr als 10 000 Probeschüsse abgegeben", betonte Geschäftsführer Broichhausen. Im Januar 2013 war die Torlinientechnik in der Düsseldorfer Esprit-Arena auf Schwachstellen geprüft worden. "Da sind wir froh, da sind die Schiedsrichter froh, dass wir endlich diese Technologie haben. Bravo Fifa, dass sie sich dafür entschieden hat. Niemand hätte dieses Tor ansonsten gegeben", sagte Urs Meier. Der Schweizer, einst einer der weltbesten Unparteiischen, unterstützt seit Jahren als Experte das ZDF.

Beim Weltverband (Fifa) überlegt man, nicht mehr alle Szenen auf der Videoleinwand zu zeigen, sondern nur jene, bei denen ein nicht auf den ersten Blick erkennbarer Treffer erzielt wurde. Während nicht länger bei einer WM heftig über Tor oder nicht Tor gestritten und diskutiert werden kann, sind in der Bundesliga die Referees weiter ganz auf ihr Auge und ihr Gespür angewiesen.

Keine Hymen vor Frankreich gegen Honduras: Twitter-Reaktionen
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Foto: dpa, mr

Die 36 Profiklubs hatten sich vor drei Monaten gegen die Einführung der Torlinientechnik ausgesprochen - auch aus Kostengründen (rund 500 000 Euro pro Klub). Bei GoalControl hofft man nun auf einen Sinneswandel. Erst war es der Phantomtreffer des Leverkuseners Stefan Kießling beim 2:1-Sieg gegen Hoffenheim, dann das nicht gegebene Tor des Dortmunders Mats Hummels im Finale des DFB-Pokals gegen Bayern München (0:2 nach Verlängerung). Im Herbst treffen sich die Klubs erneut bei ihrer Vollversammlung. "Sicherlich tragen solche Leistungsnachweise positiv zur Entscheidung bei", betont GoalControl-Geschäftsführer Broichhausen.

(RP)
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