0:2-Blamage in Bulgarien Wir fahr'n wohl wieder ohne Holland zur WM

Düsseldorf · Der niederländische Fußball steht vor dem nächsten Tiefpunkt. Nach der EM 2016 droht der "Elftal" auch bei der WM 2018 in Russland die Rolle des Zuschauers. Durch das blamable 0:2 in Bulgarien hat die Mannschaft um Superstar Arjen Robben nur noch geringe Chancen auf die Qualifikation.

WM-Qualifikation: Bulgarien verpasst Niederlande herben Dämpfer
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Bulgarien verpasst Niederlande herben Dämpfer

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Sehr wahrscheinlich wird das Youtube-Video von "Helmut aus Mallorca" am 10. Oktober 2017 seine Renaissance erleben. "Ohne Holland fahr'n wir zur WM", heißt der Song des "Künstlers". Dieser stammt aus dem Jahr 2002, als die Niederlande ebenfalls die Endrunde in Japan und Südkorea verpasste. Damals galt die verpatzte Qualifikation der Niederlande unter Trainer Louis van Gaal als Ausrutscher. Denn eigentlich war der Kader zu gut, um die Qualifikation nicht zu schaffen. Das entscheidende Spiel gegen Irland verlor "Oranje" 0:1, Stars wie Edgar Davids, Clarence Seedorf oder Ruud van Nistelrooy mussten am Fernseher zusehen, wie sich ausgerechnet Erzfeind Deutschland ins Finale mogelte und dort gegen Brasilien verlor.

Dass die Niederlande nun sehr wahrscheinlich die WM in Russland verpassen, ist dagegen keine große Überraschung. Schon die EM im vergangenen Jahr in Frankreich fand ohne Holland statt. Bei der WM 2014 in Brasilien schafften es die Niederlande überraschend ins Halbfinale und scheiterten erst dort an Argentinien, 2010 standen Robben und Co. sogar im Finale, verloren in der Verlängerung aber gegen Spanien. Doch die fetten Jahre sind vorbei. Abgesehen von Robben steht derzeit kein Weltklasse-Spieler im Kader. Dabei hatte die Niederlande immer gleich mehrere Akteure von Weltformat in ihren Reihen: Johan Cruyff, Johan Neeskens, Marco van Basten, Ruud Gullit, Frank Rijkaard, Dennis Bergkamp und Patrick Kluivert sind da nur ein paar Beispiele.

Namen, die der aktuelle Bondscoach Danny Blind gerne zur Verfügung hätte. Stattdessen feierte der erst 17 Jahre alte Abwehrspieler Matthijs de Ligt in Bulgarien sein Länderspieldebüt und war schlichtweg überfordert. Die niederländische Tageszeitung "De Telegraaf" gab allerdings nicht dem Youngster von Ajax Amsterdam die Schuld, sondern alleine Blind. "Die Entscheidung war völlig falsch. Es scheint das Schicksal des Trainers zu sein, Entscheidungen zu treffen, die immer nach hinten losgehen", schrieb das Blatt. "De Volkskrant" schlug in die gleiche Kerbe: "Blind nahm das unverantwortliche Risiko in Kauf, in so einer Lage einen 17-Jährigen im Abwehrzentrum zu etablieren, der bei Ajax wenig Spielzeit bekommt. Das war völlig falsch und ist nicht zu entschuldigen. Und es ist nicht die erste umstrittene Entscheidung Blinds."

Robben war nach der Pleite in Sofia frustriert. "Wir sind mit guten Absichten hier hergekommen, aber es hat sich zu einem Albtraum entwickelt. Ich bin sprachlos. Die erste Hälfte war schockierend", sagte der 33 Jahre alte Oranje-Kapitän vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München.

Fünf Spiele haben die Niederlande nun Zeit, zumindest die Play-offs zu erreichen. Doch selbst dieses Vorhaben dürfte schwierig bis unmöglich werden, denn Holland ist nach der Pleite am Samstag auf Platz vier der Qualifikationsgruppe A abgerutscht. Der Rückstand auf den Zweitplatzierten Schweden beträgt allerdings nur drei Punkte, Tabellenführer Frankreich ist mit sechs Zählern Vorsprung schon enteilt. Am 9. Juni empfangen die Niederlande Luxemburg, bevor es Ende August nach Frankreich geht. Dann folgen Duelle gegen Bulgarien, in Weißrussland und gegen Schweden. Wahrscheinlich müssen die Niederlande alle Spiele gewinnen, um doch noch Chancen auf das Ticket für die Endrunde zu haben.

Ansonsten wird "Helmut aus Mallorca" schon sehr bald wieder überall zu hören sein.

(seeg)
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