Englands Sterling und Co. Jungstars stürmen die große WM-Bühne

Belo Horizonte · Vor der WM noch fast unbekannt, jetzt weltweit im Fokus: Jungstars wie Englands Raheem Sterling oder der Kolumbianer James Rodriguez stehen in Brasilien vor ihrem endgültigen Durchbruch.

Das sind die Jungstars der WM 2014
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Die Jungstars der WM

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Foto: dpa

Auf den ersten Blick ist Raheem Sterling ein ganz normaler Teenager. Der 19-Jährige liebt die Comicserie "Simpsons" und zockt nächtelang auf seiner Playstation. Doch der Bursche hat es faustdick hinter den Ohren — wenn denn die Gerüchte über die diversen Vaterschaften des neuen Jungstars der "Three Lions" stimmen.

Trotzdem lieben die englischen Fans ihr Wunderkind. Zusammen mit dem Kolumbianer James Rodriguez und dem "Baby-Jubler" Joel Campbell ist der Jungspund vom FC Liverpool bisher die Entdeckung der WM in Brasilien. Und weitere Bewerber auf die Nachfolge von Thomas Müller, 2010 in Südafika zum "besten Nachwuchsspieler" gekürt, stehen Schlange.

Ganz vorne mit dabei ist derzeit Sterling. "Er ist der derzeit beste junge Spieler in Europa", sagt sein Vereinstrainer Brendan Rodgers. Bei der Niederlage zum Auftakt gegen Italien (1:2) ragte dieser Speedy-Gonzales-Spielmacher heraus. Sterling ist schnell, extrem trickreich und zeigte keinerlei Respekt vor Andrea Pirlo und Co. Am Ende verließen ihn die Kräfte, trotzdem schwärmt Englands Trainer Roy Hodgson von einer neuen Generation um Sterling: "Unsere Zukunft sieht rosig aus."

13 Millionen Euro Markwert

Es sieht ganz danach aus, dass Sterling die WM zu seinem endgültigen Durchbruch nutzt. Dabei war seine steile Karriere alles andere als vorgezeichnet. "Mit 17 spielst du entweder für England oder du landest im Knast", soll ihm mal ein Lehrer gesagt haben. Sterling ist in Jamaika geboren, er wuchs in einem Armenviertel von Kingston auf — Morde, Drogen und Bandenkriege waren an der Tagesordnung. Mit fünf wanderte er zusammen mit seiner Mutter nach London aus. Heute wird sein Marktwert auf 13 Millionen Euro geschätzt — Tendenz stark steigend.

Aber es halten sich auch hartnäckig Gerüchte, Sterling habe bis zu fünf Kinder. Bestätigt hat er nur die Vaterschaft einer Tochter, Ergebnis einer kurzen Liebschaft. Sterling, der sich das Wembleystadion auf den Arm tätowieren ließ, sagt trotzig: "Ich war schon immer bodenständig. Ich habe nicht vergessen, wo ich herkomme und was meine Familie und ich durchmachen mussten." Allerdings zeigte ihn seine Model-Freundin auch schon einmal wegen Körperverletzung an.

Neben Sterling wirkt der Kolumbianer Rodriguez wie ein Klosterschüler. Zwar ist der 22-Jährige auch schon Vater, von großen Skandalen ist aber nichts bekannt. In seiner Heimat gilt der 45-Millionen-Mann vom AS Monaco als Nachfolger des legendären Carlos Valderrama. Gegen Griechenland (3:0) führte er überragend Regie, krönte seine Leistung mit einem Treffer. Valderrama sagt: "Er hat das Potenzial, um der beste kolumbianische Fußballer aller Zeiten und vielleicht einer der besten der Welt zu werden."

Überhaupt könnte diese WM das Turnier der Entdeckungen und Jungstars werden. Italiens Marco Verratti (21, Paris) spielte ebenso stark wie Serge Aurier von der Elfenbeinküste. Der 21-Jährige vom FC Toulouse bereitete gegen Japan (2:1) beide Treffer vor. Und die hoch eingeschätzte Rasselbande aus Belgien um Eden Hazard (23, FC Chelsea), Kevin de Bruyne (22, Wolfsburg) und Romelu Lukaku (21, FC Everton) hat noch gar nicht gespielt.

Die Bedingungen in Brasilien kommen den jungen und hungrigen Spielern entgegen. Mehr denn je ist eine körperliche Top-Verfassung gefragt. Wie beim bulligen Costa-Ricaner Joel Campbell. Der 21-Jährige spielte mit den beinharten Verteidigern aus Uruguay (3:1) Katz und Maus und jubelte sich nach seinem Treffer zum 1:1 in die Herzen der Fans. Das Tor feierte Campbell mit dem Ball unterm Trikot und mit dem Daumen im Mund - ein Gruß an seine schwangere Freundin. "Meine Familie ist in Brasilien, alles ist so schön", sagte er. Und für Campbell wird es noch schöner. Zur neuen Saison wechselt er von Olympiakos Piräus zum FC Arsenal. Dessen Trainer Arsene Wenger hat ja bekanntlich ein Auge für zukünftige Superstars.

(sid)
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