WM-Achtelfinale gegen Costa Rica Rehhagels Erben hungrig aufs Viertelfinale

Recife · Die Zigarette davor kann er sich einfach nicht verkneifen. Auch unmittelbar vor dem historischen WM-Achtelfinale gegen Costa Rica, der wichtigsten Partie einer griechischen Fußball-Nationalmannschaft seit einem Jahrzehnt, wird sich Fernando Santos die geliebte Fluppe anstecken und noch einmal in sich gehen.

Costa Rica - Griechenland: die Fakten
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Er wird an die Menschen in der gebeutelten Heimat denken und an den sensationellen EM-Triumph von 2004 — der neue Otto Rehhagel will er trotzdem nicht sein. "Es ist eine große Ehre für mich, Nachfolger von Rehhagel zu sein. Ich habe aber meine eigenen Ideen. Ich habe meine eigene Philosophie", sagt Santos, fast schon genervt ob der ständigen Vergleiche mit seinem Vorgänger.

Mit einem Sieg im Duell der Außenseiter am Sonntag in Recife (22 Uhr/Live-Ticker) könnte der portugiesische Trainer nun endgültig aus dem Schatten Rehhagels treten und ganz Griechenland in einen kollektiven Freudentaumel versetzen. Schon der erstmalige Einzug in die K.o.-Phase einer WM hatte unter der Woche für spontane Jubelfeiern unter der Akropolis gesorgt. Die Medien schrieben von einem "Wunder". Und selbst Regierungschef Antonis Samaras ist im fast 8000 Kilometer entfernten Athen inzwischen zum Fußballfan mutiert.

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In Zeiten der schweren Wirtschaftskrise ist "To Piratiko", das Piratenschiff, zu einem der wenigen Lichtblicke in der hellenischen Heimat geworden. Weil viele Sponsoren ihre Verträge kündigten und die Zuschauerzahlen drastisch zurückgingen, hat auch die einheimische Liga zuletzt stark gelitten und erheblich an Bedeutung verloren. Umso mehr klammert man sich jetzt an die neuen Helden wie Dortmunds Verteidiger Sokratis oder eben Trainer Santos.

Der 59-Jährige Santos ist anders. Anders viele seiner Trainerkollegen. Und vor allem anders als Otto Rehhagel. Während sein Vorgänger trotz der neunjährigen Amtszeit stets als Legionär galt, wird der Portugiese Santos in Griechenland fast schon als Landsmann wahrgenommen. Sieben Jahre im dortigen Vereinsfußball, wo er nach seinen Stationen bei AEK Athen, Panathinaikos und PAOK Saloniki 2010 zum "Trainer des Jahrzehnts" gewählt wurde, haben ihn fest im hellenischen Fußball verwurzelt.

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Doch der größte Erfolg steht ihm möglicherweise noch bevor, Santos spürt das. Der passionierte Kettenraucher, der das Last-Minute-Weiterkommen gegen die Elfenbeinküste (2:1) mit "ein paar Bierchen und Zigaretten" feierte, wittert die große Chance auf das Viertelfinale und warnt deshalb vor zu viel Euphorie.

"Wir erleben gerade eine sehr intensive Zeit und müssen vorsichtig sein", sagte Santos, "denn wenn wir weiter Geschichte schreiben wollen, müssen wir wie in den letzten beiden Spielen zu Werke gehen." Costa Rica habe in der Vorrunde gezeigt, als sie in der Todesgruppe Italien, England und Uruguay hinter sich ließen, welches Potenzial in ihnen steckt.

Und dennoch ist die Zuversicht im griechischen Lager riesig. "Wir haben gute Chancen", sagte Bundesliga-Profi Sokratis. Auch gegen die Ticos soll die in der Öffentlichkeit häufig geschmähte, aber im Turnierverlauf so erfolgreiche Mauer-Taktik zum Schlüssel des Erfolgs werden. "Das ist nunmal die DNA von Griechenland", sagt Santos lapidar.

Genau diese Marschroute, das weiß auch der jetzige Trainer ganz genau, führte schon einmal zum Erfolg - vor zehn Jahren unter Rehhagel.

(sid)
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