4:2-Erfolg über die Niederlande im Elfmeterschießen Wie 1990 und 1986 — Argentinien trifft im Finale auf Deutschland

Düsseldorf · Argentinien heißt der Gegner der deutschen Nationalmannschaft im WM-Finale 2014. Das Team um Superstar Lionel Messi setzte sich in einem schwachen Spiel gegen die Niederlande im Elfmeterschießen durch.

WM 2014: Argentinien-Stars feiern den Final-Einzug
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Argentinien-Stars feiern den Final-Einzug

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Elfmeter-Held Sergio Romero hat Argentinien ins WM-Finale gegen Deutschland geführt und die Niederlande ins Tal der Tränen gestürzt. Der zweimalige Champion gewann das über weite Strecken gähnend langweilige zweite Halbfinale gegen die Niederlande dank zweier Paraden von Romero im Elfmeterschießen mit 4:2. Zuvor hatte es nach kaum zu ertragenden 120 Minuten 0:0 gestanden.

Ron Vlaar und Wesley Sneijder verschossen im Nervenspiel vom Punkt. Alle Argentinier verwandelten, für die Entscheidung sorgte Maxi Rodriguez. Damit fordern Lionel Messi und Co. in der Neuauflage des Final-Duells von 1986 und 1990 am Sonntag im Maracana von Rio de Janeiro die DFB-Elf — die beileibe nicht in Ehrfurcht zu erstarren braucht. Verteidiger Pablo Zabaleta lieferte das Symbolbild: angeschlagen, aber glücklich.

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Das Spiel in Sao Paulo hatte so gar nichts von dem Spektakel der deutschen Mannschaft am Dienstag beim historischen 7:1 gegen Gastgeber Brasilien. Beide Teams muteten den Fans extrem schwere Kost zu - doch während die Gauchos auch ihr sechstes Spiel gewannen, gab es für Oranje und "Magier" Louis van Gaal diesmal kein Happy End. Der Bondscoach hatte nicht wie im Viertelfinale gegen Costa Rica zum Elfmeterschießen Torwart Tim Krul eingewechselt, da sein Wechselkontingent bereits erschöpft war.

Die Elftal verpasste den Einzug in ihr viertes Finale nach 1974, 1978 und 2010 und damit die erneute Chance auf den ersten Titel. Van Gaal, der den WM-Triumph als "Lebenstraum" bezeichnet hatte, wechselt damit geschlagen in das Amt des Teammanagers bei Manchester United. Vorher bleibt noch das Spiel um Platz drei am Samstag gegen die Selecao.

Argentinien und Lionel Messi fordern Deutschland im WM-Finale heraus: Pressestimmen
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Argentinien - Niederlande: Pressestimmen

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Auch Arjen Robben, einem der besten Spieler dieser WM, bleibt die Krönung versagt. Der Superstar von Bayern München, der konsequent gedoppelt wurde, hatte kaum Spielanteile und bis zur Pause ganze sechs Ballkontakte. In der Nachspielzeit der regulären Spielzeit hatte er dennoch die größte Chance zum Siegtreffer, doch Javier Mascherano blockte in letzter Sekunde den Schuss aus kurzer Distanz, der wohl im Tor gelandet wäre. So aber kam Argentinien weiter, das bis Sonntag nun einen Tag weniger Regenerationszeit hat als die DFB-Elf und zudem die Verlängerung aus den Knochen bekommen muss.

"Ich bin sehr froh und glücklich. Es war ein sehr schweres und enges Spiel", meinte Argentinies Trainer Alejandro Sabella. Romero blickte schon aufs Finale: "Wir werden natürlich alles geben und alles versuchen, auch gegen eine so starke Mannschaft. Mich erfüllt ein unheimliches Glücksgefühl."

WM 2014: Niederländer trauern nach dem verlorenen Elfmeter-Krimi
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Niederländer trauern nach dem verlorenen Elfmeter-Krimi

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Die Oranje-Stars waren dagegen restlos bedient. "Es tut weh. Wir haben alles gegeben. Wir gewinnen zusammen, und jetzt verlieren wir auch zusammen. Es zählt nur der Titel. Besonders traurig ist es für die Fans zu Hause, die uns so toll unterstützt haben", sagte Robben, und Sneijder ergänzte: "Wir hätten heute Abend mehr verdient gehabt. Das schmerzt sehr."

In der Arena De Sao Paulo hatte sich vor 63.267 enttäuschten Zuschauern von Beginn an ein völlig anderes Spiel als tags zuvor in Belo Horizonte entwickelt. Im Anschluss an eine Schweigeminute für den am Montag gestorbenen Alfredo Di Stefano waren beide Teams um Spielkontrolle bemüht, auch der enorme Druck hemmte sie sichtlich. Erste Warnschüsse kamen von Wesley Sneijder (13.) und Lionel Messi (15.), der mit einem Freistoß an Torwart Jasper Cillessen scheiterte.

Jasper Cillessen hält keinen Schuss im Elfmeterschießen
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Cillessen hält keinen Schuss im Elfmeterschießen

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Foto: dpa, ase

Superstar Messi wich ein Sonderbewacher nicht von der Seite, mit dem niemand gerechnet hatte: Nigel de Jong. Der frühere Hamburger hatte in der vergangenen Woche wegen einer Leistenverletzung bereits sein WM-Aus verkünden lassen. Nun zauberte ihn van Gaal plötzlich aus dem Hut und überraschte damit einmal mehr in diesem Turnier. De Jong und nach dessen Auswechslung in der 62. Minute Jordy Clasie verfolgten den viermaligen Weltfußballer auf Schritt und Tritt und erstickten erfolgreich alle Aktionen des Superstars im Keim. Argentiniens Coach Alejandro Sabella ersetze den verletzten Angel Di Maria durch Enzo Perez.

Der erste und einzige Aufreger der ersten Halbzeit ließ bis zur 25. Minute auf sich warten, als Ron Vlaar seinen Gegenspieler Ezequiel Garay beim Flugkopfball im Strafraum behinderte: Der Pfiff von Schiedsrichter Cüneyt Cakir (Türkei) blieb aus.

Alles in allem funktionierte die Defensiv-Taktik von van Gaal aber gut, dagegen lief vor dem Tor der Argentinier nichts zusammen. Die Star-Angreifer Robben und van Persie fanden in Oranjes 750. Länderspiel überhaupt keine Bindung. In der Schlussphase der ersten Halbzeit wurden die Argentinier etwas mutiger und verstärkten ihr Pressing, doch Torchancen sprangen nicht heraus.

Nach der Pause setzte auch noch Regen ein, was die Laune der Fans noch verschlechterte. Die Torhüter mussten weiterhin nicht eingreifen. Am nächsten kamen dem 1:0 zunächst die Argentinier, als Daryl Janmaat in der 58. Minute im letzten Moment Gonzalo Higuain am Einköpfen hinderte. Eine Viertelstunde später traf der Angreifer vom SSC Neapel nur das Außennetz. Nach der Großchance von Robben (90.+1) kehrte in der Verlängerung wieder Langeweile ein. Beide Teams neutralisierten sich gegenseitig - bis zur 115. Minute, als Rodrigo Palacio per Kopf kläglich an Cillessen scheiterte und zwei Minuten später es auch Maxi Rodriguez mit einer Volley-Abnahme nicht besser machte.

(cfk)
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