WM-Halbfinalist Argentinien — Triumph der Minimalisten

Brasilia/Düsseldorf · Auch gegen Belgien zeigte die Truppe um Lionel Messi keine Gala. Fünf Siege mit einem Tor Differenz führten sie dennoch ins Halbfinale.

Higuain erzielt sein erstes Tor der WM
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Higuain erzielt sein erstes Tor der WM

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Für Daniel van Buyten war der Fall völlig klar. "So unangenehm ist es gar nicht, gegen die Argentinier zu spielen", sagte der belgische Innenverteidiger. "Wenn es wirklich zu einem Finale Deutschland gegen Argentinien kommt, würde ich alles, was ich habe, auf die Deutschen setzen." Der 36-Jährige befand sich dabei auf einer Linie mit seinem Nationaltrainer Marc Wilmots. "Ich bin überhaupt nicht beeindruckt von Argentinien", lästerte der frühere Schalker. "Es ist ein ganz gewöhnliches Team mit einem außergewöhnlichen Spieler."

Wer sich den 1:0-Erfolg der Südamerikaner im Viertelfinale gegen die hoch gewetteten Belgier angesehen hat, wird geneigt sein, sich van Buyten und Wilmots anzuschließen. Es gibt nur einen Haken an dieser Sichtweise: Seit Beginn der WM-Endrunde fällen Beobachter und Gegenspieler immer wieder solche Urteile über die Argentinier - aber dennoch gewinnt die "Albiceleste" immer. Fünfmal trat sie in Brasilien an, fünfmal siegte sie mit einem Treffer Differenz.

Es ist der Triumph der Minimalisten. Kaum jemanden würde es noch wundern, wenn die Reihe am Mittwoch an Louis van Gaal, Arjen Robben oder Robin van Persie wäre, sich wortreich über die blasse Vorstellung ihres Halbfinal-Gegners auszulassen und anschließend geschlagen die Heimreise in die Niederlande anzutreten. Wahrscheinlich mit einem Treffer Differenz.

Im Viertelfinale machte ein Spieler den Unterschied, der bislang krass enttäuscht hatte. Gonzalo Higuaín, sechs Jahre lang Stürmer bei Real Madrid und seit Juli 2013 in 32 Ligaspielen für den SSC Neapel stolze 17 Mal erfolgreich, schüttelte die zuvor vernichtenden Kritiken ab und erzielte bereits nach sieben Minuten das einzige Tor der Partie. "Unser Traum lebt weiter", kommentierte der 26-Jährige knapp.

Die Truppe von Trainer Alejandro Sabella wird die Verwirklichung dieses Traums genau so angehen wie die bisherigen Aufgaben. Mit striktem Ergebnisfußball, dem sich auch ein Genie wie Lionel Messi - der "außergewöhnliche Spieler" in Wilmots' Analyse - ohne Murren unterordnet. Personelle Rückschläge blenden die Argentinier dabei ebenso aus wie Kritik an ihrer wenig begeisternden Spielweise. Gerade trainiert Sergio Agüero nach Verletzung wieder, da verletzt sich Angel Di María am Oberschenkel. Doch selbst wenn ein weiterer der Messi-Kumpel (zu denen Di María ebenso zählt wie Higuaín und Agüero) ausfällt: Die Minimalisten sind gerüstet.

(RP)
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