Argentiniens Superstar läuft heiß Jupiter oder Mars? "Außerirdischer" Messi glänzt schon wieder

Porto Alegre · Lionel Messi schmunzelte ein wenig schüchtern, dann tätschelte er kurz sein rechtes Ohrläppchen und widerlegte die neuesten Vermutungen über seine Herkunft. "Nein, ich komme wirklich nicht von einem anderen Planeten", sagte der argentinische Superstar nach seiner dritten Weltklasse-Vorstellung bei der WM-Endrunde in Brasilien. "Aber ich fühle mich natürlich geschmeichelt und danke dem nigerianischen Trainer für seine netten Worte."

Messi trifft per direktem Freistoß
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Messi trifft per direktem Freistoß

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Stephen Keshi, der Coach der Afrikaner, hatte Messi Augenblicke zuvor in andere Sphären gehievt. Die Argentinier, befand Keshi, "besitzen jede Menge großartiger Spieler. Aber Messi, der stammt bestimmt vom Jupiter". Keshi brachte als Alternative noch den Planeten Mars ins Spiel - und das hatte seine Gründe.

Einen Tag nach seinem 27. Geburtstag hatte Messi mit einer vielleicht außerirdischen, aber garantiert außergewöhnlichen Leistung seine Mannschaft zum wiederholten Male vor einer Blamage bewahrt. Beim 3:2 (2:1)-Erfolg über den Afrikameister drosch der viermalige Weltfußballer die Kugel nach nur drei Minuten mit Gewalt unter die Latte, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit streichelte er den Ball mit einem gefühlvollen Freistoß aus dem Lehrbuch ein weiteres Mal ins Tor. Dass der kleine, große Superstar aus Rosario die Standardsituation zuvor selbst herausgeholt hatte, versteht sich von selbst.

WM 2014: Lionel Messi erzielt Blitz-Tor gegen Nigeria
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Messi erzielt Blitz-Tor gegen Nigeria

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Foto: dpa, ase

Messi überrascht selbst seinen Trainer

Trainer Alejandro Sabella, der tags zuvor eigentlich noch auf eine geringere Abhängigkeit von seinem Kapitän gehofft hatte, suchte daher gar nicht erst nach Superlativen. "Es gibt eben diese Spieler", meinte er: "Eigentlich weiß man ja, was sie können. Und dann überraschen sie immer wieder mit einer neuen Sache."

Nach 63 Minuten war der Arbeitstag für Messi beendet. "Ich hatte das Gefühl, dass er sich erholen sollte", betonte Sabella. Wahrscheinlich aber wollte der 59-Jährige der personifizierten Lebensversicherung aber nur den verdienten Abgang bescheren. Standing Ovations, Lobeshymnen, Ikonenbilder oder eine kleine Jesusstatue mit seinem Antlitz: Der eigentlich nicht überall vergötterte Messi schien endgültig die Herzen der argentinischen Fans erobert zu haben.

"El Kaiser Messi" titelte die argentinische Zeitung Ole vielsagend, während Clarin "dank der Magie des Leo Messi" eine "riesengroße argentinische Feier" wahrnahm. Einzig Noticias Argentinas fand - indirekt - das Haar in der Suppe. "Messi war der entscheidende Faktor - mal wieder."

Argentinier Rojo erzielt die erneute Führung
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Argentinier Rojo erzielt die erneute Führung

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Argentinien nocht nicht in Weltmeister-Form

Es kam sicherlich nicht von ungefähr, dass Nigerias Trainer Keshi gefragt wurde, ob er denn nun gegen Argentinien oder Messi verloren hatte. Die Gauchos, als WM-Favorit gehandelt, treten in Brasilien noch nicht in weltmeisterlicher Form auf. Messi überstrahlt das dank seiner Leistungen noch, in der K.o.-Runde werden die Gegner aber andere sein als Nigeria, Iran oder Bosnien-Herzegowina.

"Wir sollten nicht irren und hoffen, dass Leo auch in Zukunft für alles und jeden Sorge tragen wird", warnte Javier Mascherano, der beim FC Barcelona tagtäglich die Künste Messi bestaunen darf. Natürlich aber sei es "ein Plus für jedes Team, solch einen Spieler zu besitzen".

Und deshalb lebt der Traum vom WM-Titel, für Messi "das Größte, das man sich vorstellen kann", zumindest bis zum 1. Juli weiter. An diesem Tag steht für die Albiceleste das Achtelfinale auf dem Programm - "Marsmensch" Messi wird bestimmt wieder im Rampenlicht stehen.

(sid)
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