"Das gibt Krieg" Schweizer Behrami ruft Fußball-Schlacht gegen Nordirland aus

Belfast · Die Schweiz kämpft in den Play-offs gegen Nordirland mit zehn Bundesligalegionären um ihre vierte WM-Teilnahme in Folge. Das Hinspiel im stimmungsvollen Windsor Park wird eine Prüfung in vielerlei Hinsicht.

 Valon Behrami im Qualispiel gegen Portugal.

Valon Behrami im Qualispiel gegen Portugal.

Foto: afp, fc

Neun Siege aus zehn Spielen - trotzdem zittert die Schweizer Fußball-"Nati" in den WM-Play-offs. Die Eidgenossen haben Deutschlands Gruppengegner Nordirland vor der Brust - und jede Menge Arbeit. "Jeder Zweikampf, jeder Fehlpass des Gegners wird von den Zuschauern wie ein Tor gefeiert", beschrieb der Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic die fanatische Stimmung im Windsor Park in Belfast: "Mit ihrer Mentalität können sie sehr viel bewegen. Das Publikum kann 20 bis 30 Prozent ausmachen".

Die Eidgenossen verpassten erst am letzten Gruppenspieltag im direkten Duell mit Portugal die vorzeitige WM-Teilnahme und mussten dem Europameister den Vortritt lassen. Noch nie hat eine europäische Mannschaft die Endrunde verpasst, nachdem sie in der Gruppenphase 27 Punkte geholt hatte. Mit zehn Bundesliga-Legionären im Kader geht Petkovic nun die Mission Endrunde 2018 in Russland an.

Um das endgültige Scheitern zu verhindern und die vierte WM-Teilnahme in Folge zu sichern, stimmten sich die Eidgenossen mit einem vierminütigem Geschichtsfilm über den Bürgerkrieg und die Terror-Organisation IRA, der irisch republikanischen Armee auf den Gegner ein. Das Hinspiel am Donnerstag (20.45 Uhr) in der engen, lauten und leidenschaftlichen Atmosphäre des ausverkauften Windsor Parks soll eine echt Fußball-Schlacht werden. "Jetzt ist nicht der Moment, um Fußball zu spielen. Das gibt Krieg", sagte der martialisch aufgelegte Aggressiv-Leader Valon Behrami dem Blick.

"Die Schweiz muss vor dem Spiel verstehen, was da auf sie zukommt. Wenn die Schweiz Angst vor der Härte hat, hat sie einiges verloren", sagte Urs Siegenthaler. Der DFB-Chefscout weiß, wovon er spricht. Er beobachtete die Nordiren für Bundestrainer Joachim Löw. Der Weltmeister siegte Anfang Oktober 3:1 in Belfast. Es war für die Mannschaft von Teammanager Martin O'Neill die erste Heimniederlage in einem Pflichtspiel nach vier Jahren. Die defensiv gut organisierte "Green and White Army" kassierte in der Gruppenphase nur sechs Gegentreffer, fünf davon in den zwei Spielen gegen Deutschland. Es liegt aber an der Schweiz, die spielerische Überlegenheit auf den Platz zu bringen.

Doch die Nati hat mit einigen personellen Problemen zu kämpfen. Behrami von Udinese Calcio droht mit einer Oberschenkelverletzung zumindest für das Hinspiel auszufallen. Leverkusens Admir Mehmedi wurde bei der Werkself seit Ende September nur noch sporadisch eingesetzt. Stürmer Breel Embolo kommt auf Schalke weiterhin nicht in Fahrt. Umso mehr ruhen die Hoffnungen auf den ehemaligen Bundesligaprofis Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic.

Zudem belasten die Schweiz mögliche Gelbsperren für das Rückspiel am Sonntag im Baseler St.-Jakob-Park (18.00 Uhr). Insgesamt sieben Spieler sind vorbelastet, darunter der ehemalige Wolfsburger Ricardo Rodriguez, Gladbachs Denis Zakaria und Gelson Fernandes von Eintracht Frankfurt.

Vor zwölf Jahren bestritt die Schweiz ihre letzten Play-offs und setzte sich nach einem denkwürdigen Rückspiel in Istanbul gegen die Türkei durch. Die heutige Schweizer Auswahl kennt den Endspielcharakter aus dem entscheidenden Duell gegen Portugal in Lissabon. Mit dieser Erfahrung soll im Windsor Park der Grundstein dafür gelegt werden, dass 27 Punkte und neun Siege aus zehn Spielen nicht umsonst waren.

(ems)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort