Legendäre Sammelheftchen Bei Panini stehen die WM-Kader schon fest

Modena · Monatelange Vorbereitung und viele Stunden Arbeit stecken in dem traditionellen Panini-Sammelheft zur WM in Brasilien. Produziert wird hinter verschlossenen Türen im italienischen Modena. Die wichtigste Entscheidung: Welche Spieler schaffen es in den Panini-WM-Kader?

Hinter den Kulissen der Panini-Produktion
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Hinter den Kulissen der Panini-Produktion

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Zufrieden blättert Fabrizio Melegari durch das kunterbunte Sammelheft zur WM in Brasilien. Gut zwei Monate vor Beginn des Turniers können sich der Leiter der Panini-Redaktion in Modena und sein Team entspannt zurücklehnen. Während die Nationaltrainer der 32 teilnehmenden Mannschaften noch an ihren Kadern basteln, hat das italienische Unternehmen schon längst entschieden, wer es zur WM geschafft hat. Seit einigen Wochen sind die berühmten Sammelbilder in den meisten der über 100 Vertriebsländern im Handel.

17 Spieler pro Team im Heft

Die Vorbereitungen haben bei Panini lange vorher begonnen. Die größte Herausforderung war im Januar die Entscheidung, welche 17 Spieler pro Team es ins Heft schaffen. "Wir verfolgen Monate vorher die Mannschaften, die teilnehmen könnten", erklärt Melegari. Vor dem endgültigen Urteil stehen statistische Analysen, Gespräche mit Experten in aller Welt und kontroverse Diskussionen in der Redaktion. "Es ist eine sehr komplizierte Arbeit, die eines Nationaltrainers, aber eben für 32 Teams", sagt Melegari. "Wenn man entscheiden kann, wen man in die Nationalelf packt, ist das eine große Verantwortung."

Produziert werden die Millionen WM-Sammelbilder in Modena und im Werk in Sao Paolo in Brasilien. In Italien wurden die Produktionszeiten für das Großereignis ausgedehnt, von 6 Uhr bis 3 Uhr in der Nacht wird hier nun in drei Schichten gearbeitet. Etwa 20.000 Quadratmeter groß ist das Panini-Gebäude, der Großteil davon dient der Produktion. 200 Mitarbeiter arbeiten dort, in jeder Ecke surren, stampfen und arbeiten die Maschinen. Anfang März hat die Produktion der Sticker für die WM begonnen, im Juni ist dann alles vorbei.

Das Ausgangsprodukt, die Stickerbögen mit 200 Bildern pro Seite, bekommt das Unternehmen von externen Druckereien geliefert. Sie enthalten alle 640 Motive des Albums, sowohl die Bilder der Spieler als auch spezielle Glitzer-Sticker, etwa für die Verbandslogos. Die Bögen werden dann in mehreren Schritten auf die richtige Größe gebracht und durchgemischt, bevor sie mit Hilfe der von Umberto Panini erfundenen patentierten Maschine "Fifimatic" verpackt werden.

Alle Bilder zur WM werden in exakt der gleichen Anzahl produziert, zudem gibt es keine doppelten Bilder in einer Stickertüte. "Ein spezieller Mechanismus verhindert, dass doppelte Bilder in einer Packung sind", erklärt Produktionsleiter Giuseppe Tagliavini.

Sammelbilder werden in 110 Ländern verkauft

In mehr als 110 Ländern werden die Sticker verkauft, dazu kommen weitere Produkte wie zum Beispiel Sammelkarten. Europa und Südamerika sind die wichtigsten Märkte für das Traditionsunternehmen, das 1961 von den Brüdern Panini gegründet und 1988 verkauft wurde. "Südamerika ist eine Region, die für uns mit der WM sehr wichtig wird", erklärt Giorgio Aravecchia, der für Personal und Neue Medien zuständig ist. Tagliavini ergänzt: "Wir haben sicherlich höhere Verkaufserwartungen, weil in einem sehr fußballbegeisterten Land gespielt wird."

An die Zukunft der Sticker glauben die Italiener trotz der digitalen Konkurrenz. "Das Produkt kommt an, weil es einfach ist. Die Welt wird immer komplizierter, aber zu einer einfachen Sache zurückzukehren, sammeln, etwas zu komplettieren, das gibt Zufriedenheit", stellt Aravecchia fest. Dennoch weitet Panini sein Geschäft im digitalen Bereich aus, bietet zum Beispiel Online-Sammelhefte an oder eine App, die Listen der fehlenden oder doppelten Sticker erstellt.

"Guiseppe Panini war ein leidenschaftlicher Statistiker"

Seit der WM 1970 in Mexiko bringt Panini alle vier Jahre die Hefte zu den Turnieren heraus, das erste Album zur italienischen Serie A erschien 1961. "Die Tradition ist sehr wichtig", erklärt Melegari. "Als Panini geboren wurde, gab es viele andere Unternehmen in dem Bereich." Der Vorteil Paninis war nach Ansicht Melegaris die Sorgfalt und der Respekt gegenüber dem Kunden. "Giuseppe Panini war ein leidenschaftlicher Statistiker und leidenschaftlich für den Sport."

Vor allem zu den Weltmeisterschaften verfallen alle vier Jahre Tausende Menschen ins Sammelfieber, darunter auch viele Erwachsene. "Sammelbilder tauschen und handeln, das ist eine Sache, die Erwachsene in ihre glücklichen Jahre zurückbringt", urteilt Melegari. "Man fühlt sich wieder wie ein Kind, das ist die Magie von Panini."

(dpa)
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