Ukraine-Krise Blatter lehnt Entzug der WM 2018 für Russland ab

Kitzbühel · Trotz der militärischen Intervention in der Ukraine muss Russland nicht den Entzug der WM-Austragung 2018 befürchten. Das stellte Fifa-Boss Blatter klar. Auch ein Boykott sei keine Lösung. Bei der Terminfrage zur WM 2022 zeigte sich der Schweizer mehr gesprächsbereit.

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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat Russland ungeachtet der Ukraine-Krise das volle Vertrauen für die Austragung der Fußball-WM 2018 ausgesprochen. "Wir stellen die WM in Russland nicht in Frage. Wir sind in einer Situation, in der wir den Organisatoren der WM 2018 und 2022 unser Vertrauen aussprechen. Wir warten derzeit noch den Bericht der Ethikkommission ab", sagte Blatter am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa beim Camp Beckenbauer in Kitzbühel.

Auch ein Boykott sei keine Lösung. "Das hat noch nie etwas gebracht", betonte Blatter. Ähnlich hatte sich zuvor auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach geäußert: "Der Boykott von 1980 hat nichts gebracht. Er hat nur den Sportlern geschadet. Der Versuch, über den Sport auf politische Dinge Einfluss zu nehmen, ist gescheitert. Niemand von uns nimmt das Wort Boykott in den Mund und das wird auch nicht von der Politik erwartet", sagte Niersbach.

Angesichts der militärischen Intervention Russlands in der Ukraine waren zuletzt Forderungen laut geworden, die WM 2018 zu boykottieren oder das Turnier neu zu vergeben. IOC-Präsident Thomas Bach warnte, dass sich der Sport nicht verleiten lassen dürfe, den Boden der politischen Neutralität zu verlassen.

Bei den Diskussionen um eine mögliche Verlegung der Fußball-WM 2022 in die Wintermonate wird es laut Blatter es keinen Alleingang der FIFA geben. "Wir machen keine Schnellschüsse. Die Konsultationen gehen weiter. Wir hören uns alle Bedenken an, dann sehen wir weiter", betonte er auf einer Pressekonferenz.

Vergabe der Fußball-WM 2018 und 2022
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Foto: AP

Am 8. September werde es laut dem FIFA-Präsidenten zu einer großen Sitzung mit Vertretern der Spielergewerkschaft FIFPro, der europäischen Club-Vereinigung, der Kontinentalverbände und der Ligen kommen. "Dann werden wir darüber diskutieren, was die beste Lösung ist. Wenn man im Sommer nicht spielen kann, muss man im Winter spielen", ergänzte Blatter.

Christian Seifert hatte zuvor deutliche Worte an die Fifa gerichtet. "Wir wehren uns dagegen, dass erst eine Entscheidung getroffen wird und die nationalen Ligen dafür den Preis bezahlen müssen. Der Erste, der die Verantwortung dafür trägt, dass die WM möglichst wenig Kollateralschäden verursacht, ist der Weltverband Fifa", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Er verwies darauf, dass Spieler bei den Clubs und nicht bei der Nationalmannschaft angestellt seien.

Unterdessen sprach sich Blatter im Kampf gegen Rassismus für drastische Strafen aus: "Ich bin für Punktabzüge oder einen Ausschluss aus dem Wettbewerb. Dann hört das auf. Das verspreche ich." Ein Ausschluss der Zuschauer bestrafe dagegen nur die richtigen Fans.

Blatter regte außerdem beim Reformprozess des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an, mehr Athleten und Vertreter der Sportverbände in den Kreis der 115 IOC-Mitglieder aufzunehmen.

(dpa)
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