Brasilianische Fußball-Legende Cafu: "Wir glauben alle an ein Finale gegen Deutschland"

Sao Paulo · Cafu gehört zu den größten brasilianischen Fußball-Stars. Dreimal in Folge stand er im WM-Finale, wurde zweimal WM-Champion. Jetzt äußerte sich der 44-Jährige zu den Streiks in Sao Paulo, die Demonstrationen in Brasilien gegen soziale Ungerechtigkeiten und die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli).

Der zweimalige brasilianische Fußball-Weltmeister Cafu zeigt Verständnis für die Streiks der U-Bahn-Arbeiter in Sao Paulo, die seit Donnerstag mit ihrem Ausstand für ein Verkehrschaos in der Millionen-Metropole gesorgt haben.

"Streiks gibt es auf der ganzen Welt. Das hat im Grunde nichts mit der WM zu tun. Es ist bei uns ein Moment, in dem die Bevölkerung glaubt, dass man seine Stimme im Vorfeld der WM am deutlichsten hört", sagte Brasiliens Fußball-Galionsfigur im Interview.

Finale gegen Deutschland

Eine hohe Meinung hat der 142-malige Nationalspieler, der drei WM-Finals als Aktiver bestritt, von der deutschen Auswahl. "Deutschland ist ein sehr starkes Team. So wird es hier eingeschätzt. Deutschland hat sich sehr gut entwickelt. Wir glauben alle an ein Finale gegen Deutschland. Sie kommen auf jeden Fall ins Finale", sagte Cafu.

Die Proteste werden seiner Einschätzung nach während der WM "noch größer werden als im letzten Jahr, weil es sich um eine viel größere Veranstaltung handelt". Er wünsche sich, dass "die Welt bei dieser WM erfährt, was für ein wunderschönes Land wir hier haben". Es wäre schade, wenn die WM durch die Krawalle auf den Straßen in Mitleidenschaft gezogen würde. Cafu: "Das möchten wir nicht. Es wird ganz sicher wieder Proteste geben. Aber wir hoffen, dass sie die WM nicht zu stark beeinträchtigen werden."

Er sei für die Demonstranten, "bislang waren das immer demokratische Aktionen", äußerte Cafu, "ich bin klar gegen Vandalismus. Aber wenn sich das Volk friedlich für etwas einsetzt, auf das es ein Recht hat, bin ich klar dafür". Trotzdem macht sich der 44-Jährige Sorgen: "Im Moment machen wir einfach eine ganz schwere Zeit im Land durch. Deswegen herrscht hier auch noch keine große Vorfreude auf die WM. Aber sobald es hier losgeht, werden sie ein ganz anderes Brasilien erleben."

Die WM finde zu einem Zeitpunkt statt, "in dem die politische Lage förmlich überkocht. Mir wäre es auch am liebsten, wenn alle nur über den Fußball reden würden. Aber das ist in dieser Zeit mit politischen Auseinandersetzungen nicht möglich", betonte Cafu.

Belastungen seien enorm

Die Verletzungsprobleme bei einigen WM-Teilnehmern sieht Cafu als vorhersehbar an: "Es ist normal, dass die Spieler, die ständig auf höchstem Niveau spielen, sich irgendwann verletzen. Nicht nur die Deutschen haben diese Probleme."

Die Belastung der Spieler sei enorm. "Heutzutage wird das Maß der Belastung immer höher durch die Anzahl der Spiele auf höchstem Niveau, die die Spitzenspieler bewältigen müssen. Das kann man gar nicht mehr so lange Zeit bewältigen. Die vielen Verletzung sind daher ganz normal", urteilte Cafu.

(sid)
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