Confed Cup Beim DFB-Team reifen die Titelträume

Sotschi · Das Halbfinale ist nicht genug! Joachim Löws Studiengruppe hat Blut geleckt - und strebt beim Confed Cup in Russland nach dem Titel.

Confed Cup 2017: Timo Werner erzielt erstes Länderspieltor
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Werner erzielt Premierentreffer für Deutschland

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Foto: afp

Joachim Löw feierte sein doppeltes Jubiläum bei der spontanen Hotel-Party losgelöst mit Küsschen und Rotwein, bei seinen jungen Wilden reiften an Pool und Strand die Titelträume. "Der Confed Cup ist für uns zu einer Erfolgsgeschichte geworden, wie wir das gar nicht erwartet haben", sagte Teammanager Oliver Bierhoff, und das Halbfinale gegen Mexiko soll längst noch nicht alles sein.

"Wir sind nicht hier, um zu sagen: Zweiter, Dritter, Vierter - das reicht uns", betonte Matchwinner Timo Werner nach dem 3:1 (0:0) gegen Afrikameister Kamerun und dem Gruppensieg vor Chile: "Wir wollen das Halbfinale gewinnen und am Ende auch das Finale."

Löw machte die Aussicht auf ein mögliches Titelduell mit Europameister Portugal mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo am Sonntag in St. Petersburg fast übermütig. "Ein Endspiel gegen Portugal - das wollte ich schon bei der EM gerne haben", witzelte der Bundestrainer im ZDF.

Löw verteilt Küsschen

Bei der kleinen abendlichen Feier im Teamhotel zeigte sich Löw entsprechend entspannt. Er verteilte Küsschen an russische Fans und gönnte sich nach dem 100. Sieg im 150. Spiel als Bundestrainer im Kreise seines Stabs ein Glas Wein bei Kerzenschein. Seinen Helden gab er am Montag Ausgang bis zum Abendessen um 20.00 Uhr.

Während Löw ein besonderes "Gefühl der Freiheit" am Schwarzen Meer genoss, nutzten Werner und Co. die Freizeit für einen Mini-Urlaub. "Am Pool liegen und ein bisschen bräunen, bei der Hitze mal ins Wasser springen", sagte der Leipziger, der den Gruppensieg mit seinem Doppelpack gesichert hatte (66./81.).

Vor zwei Wochen war er in Nürnberg gegen San Marino noch von den eigenen Fans ausgepfiffen worden, umso größer war nach seinen ersten Länderspieltoren die Erleichterung. "Ich freue mich riesig", sagte er, und überhaupt sei der Confed Cup eine "Riesenerfahrung. Bisher hat sich noch keiner beschwert, hier zu sein."

Warum auch? Löws Perspektivteam hatte zwar in jedem Spiel Wackler, gegen Kamerun etwa geriet die erste Halbzeit zum Gruselkick. Dann aber erlösten Kerem Demirbay (48.) und Werner die Mannschaft, die das Gegentor von Benjamin Moukandjo (78.) locker wegsteckte. "Ich bin sehr stolz auf die Jungs und voll des Lobes", sagte Löw. Dass sein Perspektivteam unter die besten Vier kommen würde, "konnte man vielleicht vorher so nicht unbedingt erwarten".

Glückliches Händchen bewiesen

Löw hat daran großen Anteil, mit seinen personellen Entscheidungen bewies er mehrfach ein goldenes Händchen. Gegen Kamerun, als er Werner, Demirbay und Marvin Plattenhardt in die Mannschaft nahm - und mehrere Stammkräfte schonte. "Jeder, der reinkommt, hat richtig Bock drauf", sagte Weltmeister Shkodran Mustafi.

Das war auch den Jokern Benjamin Henrichs und Amin Younes anzumerken. Löw hat damit bereits in der Gruppenphase alle 18 Feldspieler getestet - und sein Ziel, Spieler für die WM zu scouten, erreicht.

Dass ihm überdies der Jubiläumssieg glückte, machte den 57-Jährigen regelrecht sentimental. "100 Siege sind natürlich schön, das erinnert mich an die Zeit, in der ich Nationaltrainer bin...", sagte Löw. Sein Dank gelte den langjährigen Mitarbeitern um Bierhoff, "sie haben mir Motivation und Inspiration gegeben", und trotz "mancher Enttäuschung" den Spielern.

Die, die Löw in Sotschi beisammen hat, freuten sich über die ersparte Reise nach Kasan, wo Portugal am Mittwoch im ersten Halbfinale auf Chile trifft, und einen Tag mehr Pause bis zum Duell mit Mexiko am Donnerstag (beide 20.00 Uhr MESZ/ARD). "Das ist brutal wichtig für den Kopf", sagte Joshua Kimmich. Marc-André ter Stegen, der sich im Tor festgespielt hat, ergänzte: "Jetzt kommt es auf Kleinigkeiten an."

Mexiko um Leverkusens Stürmerstar Javier Chicharito Hernandez, warnte Löw, sei "eine sehr unangenehme Mannschaft mit vielen wendigen, technisch guten und laufstarken Spielern". Die Lateinamerikaner werden seiner Lerngruppe "viel abverlangen". Dennoch sei er "froh, dass wir auch diese Erfahrung machen".

Danach soll Löws Studienfahrt dann um einen Ausflug nach St. Petersburg verlängert werden.

(sid)
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