Doppelpack beim Confed Cup Werner bucht sein WM-Ticket

Sotschi · In Nürnberg noch ausgepfiffen, jetzt umjubelt: Timo Werner hat nun auch im DFB-Dress die Kritiker überzeugt. Der Stürmer von RB Leipzig scheint mehr als nur ein Kandidat für den WM-Kader zu sein.

Confed Cup 2017: Timo Werner erzielt erstes Länderspieltor
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Werner erzielt Premierentreffer für Deutschland

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Am Tag nach seinem furiosen Doppelpack ließ es Timo Werner ruhig angehen. Der Nationalstürmer genoss die Sonne Sotschis. "Am Pool liegen und ein bisschen bräunen ist immer schöner als im Hotelzimmer sitzen", sagte Werner. Dass das Perspektivteam des Weltmeisters sich als Gruppensieger beim Confed Cup weiter an den Vorzügen der Olympiastadt von 2014 erfreuen darf, hat es auch dem Stürmer von Vizemeister RB Leipzig zu verdanken.

Mit seinen ersten beiden Länderspieltoren avancierte der 21-Jährige zum Matchwinner beim 3:1 (0:0)-Erfolg gegen Kamerun. Nachdem Werner in Nürnberg gegen San Marino (7:0) in der WM-Qualifikation nach seiner Einwechslung von den eigenen Fans noch gnadenlos ausgepfiffen wurde, war der Auftritt gegen den Afrikameister Balsam für die Seele. "Mein Ziel muss sein, dass die deutschen Fans irgendwann froh sind, mich im Nationaltrikot zu sehen. Dass sie sagen: Zum Glück haben wir den Jungen, der das entscheidende Tor beispielsweise im WM-Halbfinale erzielt hat. Dieser Gedanke spornt mich an", hatte Werner zuletzt im "kicker"-Interview erklärt. Nach seiner starken Saison in Leipzig und nun dem Doppelpack im DFB-Trikot wird Löw kaum um ihn herumkommen, wenn es im kommenden Jahr um den WM-Kader geht.

Draxler hofft auf Ende der Pfiffe

Die Freude über Werners Leistung war auch bei seinen Mitspielern groß. "Ich weiß ja, wie es ist, wenn man von Presse und Publikum viel zu hören bekommt. Deswegen freut es mich besonders, dass er da so cool bleibt, dranbleibt und vor allem der Mannschaft hilft", sagte Julian Draxler. Mit ernster Miene schob der Kapitän einen Appell Richtung Fans hinterher. "Ich hoffe", betonte Draxler, "dass das Ganze jetzt mal aufhört." Werner habe seinen Fehler eingesehen und sich dafür entschuldigt.

Diesen Fehler, die Schwalbe im Dezember im Spiel gegen Schalke 04, verfolgt Werner bis heute. In fremden Stadien schlägt ihm regelrechter Hass entgegen, Schmähgesänge stehen auf der Tagesordnung. "In dem Alter haben andere Leute ganz andere Fehler gemacht als mal eine Schwalbe. Er ist ein guter Junge, er weiß, was er will und arbeitet fleißig. Damit sollte man es mal beruhen lassen jetzt", sagte Draxler.

Confed Cup 2017: Pressestimmen zum Spiel Deutschland - Kamerun
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Deutschland - Kamerun: Pressestimmen

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Werner ist darum bemüht, sich auf das Sportliche zu konzentrieren und alle Nebengeräusche auszublenden. Das gelingt ihm gut. In der abgelaufenen Bundesligasaison war er mit 21 Treffern mit Abstand bester deutscher Torschütze. Im vierten Länderspiel hat es nun auch in der DFB-Auswahl geklappt. "Die ersten Tore in der Nationalmannschaft sind etwas Besonderes", sagte Werner, der es nach dem Spiel eilig hatte, in den Bus zu kommen: "Die anderen warten schon."

Erster deutscher Doppelpack beim Confed Cup

Eilig hat es der pfeilschnelle Stürmer auch auf dem Platz. Gegen Kamerun wirkte er in der ersten Halbzeit aber etwas übermotiviert. Immer wieder stand Werner im Abseits und tat sich mit der Ballkontrolle schwer. "Es gab ein bisschen Anlaufschwierigkeiten, dann hat es bei mir auch geklappt", erklärte Werner. Und wie: Beim 2:0 verwertete er eine Flanke von Joshua Kimmich sehenswert per Kopf, beim 3:1 schob er ein Zuspiel von Draxler überlegt ein. Es war der erste Doppelpack eines deutschen Spielers in der Confed-Cup-Geschichte.

Joachim Löw freute sich für den Angreifer, der im März in Dortmund gegen England sein Länderspieldebüt gegeben hatte. "Timo hat unheimlich viele Wege gemacht", lobte der Bundestrainer. Mit seiner Schnelligkeit bringt Werner eine andere Komponente ins deutsche Spiel. Diese wird auch bei der WM 2018 gefragt sein. Seine Abschlussqualitäten stehen zudem außer Frage. "Er hat seine Gefährlichkeit und seinen Torinstinkt bewiesen", sagte Löw.

Bei so viel Lob kann man es am Tag danach auch mal etwas ruhiger angehen lassen.

(areh/sid)
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