Public Viewing in der Hauptstadt 350.000 feiern in Berlin den deutschen Sieg

Berlin · Die größte Fan-Party wurde wieder in der Hauptstadt gefeiert. Tausende sahen die Partie Deutschland gegen Frankreich zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor.

WM 2014: Deutsche Fans feiern Halbfinal-Einzug
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Deutsche Fans feiern Halbfinal-Einzug

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Da, wo sonst im hektischen Berliner Verkehr tausende von Autos und Rikschas zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule pendeln, wo normalerweise Touristen mit ihren Fotokameras entlang flanieren, um die wichtigsten Wahrzeichen der Hauptstadt festzuhalten, stehen jetzt Tausende von Fußballfans mit ihren Smartphones. Es ist Fußball-Weltmeisterschaft und das heißt: die vierspurige Straße des 17. Juni, die durch den Tiergarten führt, ist fest in der Hand der deutschen Fans. Bis zu 400.000 Menschen können gleichzeitig die Spiele des DFB-Teams schauen. Gemeinsam Tore bejubeln, singen, zittern, fluchen, feiern.

Sorgte der Regen beim Achtelfinale gegen Algerien noch dafür, dass der große Andrang auf die Fanmeile, die inzwischen offiziell Fan-Park heißt, ausblieb, waren es beim Viertelfinale gestern an die 350.000 Fans. Der große Platz vor der 60-Quadratmeter-Leinwand an der Haupttribüne vor dem Brandenburger Tor ist schon eine Stunde vor Anpfiff voll. Angesichts von 28 Grad Celsius und prallem Sonnenschein stehen mit Deutschland-Fahnen bemalte, freie Oberkörper und schwarz-rot-goldene Bikini-Oberteile besonders hoch im Kurs bei den modebewussten deutschen Fans. Die Fußballstimmung hält sich allerdings in Grenzen. Bei der Hitze ist schonen für das Spiel und den Wasserhaushalt auffüllen angesagt - die Verkäufer an den Getränkeständen freut es, der Moderator auf der Bühne versucht vergeblich, die Menge zum Mitsingen der Fangesänge zu animieren.

"Man of the Match" – die Spieler des Spiels
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Noch 20 Minuten bis zum Spiel. Eine amerikanische Rockband singt, während sich auch die Straße vor den neun hinteren Leinwänden füllt. Statt öffentlich-rechtlicher Vorberichterstattung gibt es das volle Spaßprogramm von den Sponsoren der Veranstaltung. Bei der Suche nach dem "Fan of the Match" müssen die Teilnehmer so viele Sportsachen wie möglich übereinander anziehen, unten auf der Straße landen die Trikots unter den Wasserhähnen, um für Abkühlung zu sorgen.

Der erste Jubelschrei — die Mannschaften tauchen auf den Leinwänden auf. Jetzt ist sie doch da, die Stadion-Atmosphäre beim Rudel-Gucken. Aus 350.000 Kehlen schallt die deutsche Nationalhymne. Beim Anstoß ertönen die ersten "Auf geht's Deutschland schieß ein Tor"-Gesänge. Als Özil in der zweiten Minute seinen ersten und letzten Szenen-Applaus bekommt und Jogis Jungs gerade warm werden auf dem Platz, werden in Berlin die ersten erschöpft aus der Menge getragen — zu viel Sonne, zu wenig Wasser.

Stimmung flaut kurzzeitig ab

WM 2014: Die Torschützenliste
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Die Torschützenliste

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Foto: dpa, ase

Da kommt die Bierdusche um 18.14 Uhr gerade recht — das 1:0 von Mats Hummels lässt die Fans alle schweißtreibenden Strapazen der vergangenen Stunden vergessen. "Deutschland, Deutschland" skandiert die jubelnd aufspringende Masse. Nach dem Tor muss sich das Feld erst mal neu ordnen, bis jeder wieder seinen Blick auf die Bildschirme gefunden hat. Dann gilt die Konzentration dem Spiel. Die Stimmen werden für das nächste Tor geschont. Die Stimmung flaut ab, das Spiel in Brasilien auch.

Erst als Klose im Strafraum fällt, sind die Berliner wieder da. Zum Aufregen reicht die Kraft noch — auch zum Mitzittern, als die Franzosen zu Chancen kommen. Dann der erlösende Halbzeitpfiff. An den am Straßenrand aufgestellten Wasserkränen reihen sich die Fans, um die heißen Köpfe zu kühlen und die Wassertanks zu füllen. Der Tiergarten wird wie immer in den Halbzeitpausen der deutschen Mannschaft zu Deutschlands größter Toilette.

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Die Vorbereitungen auf Hälfte zwei sind genau abgepasst. Pünktlich sind alle wieder auf der Meile, um ihr Team ins Halbfinale zu schreien. Doch die Regeneration in den ersten 45 Minuten hätte es nicht gebraucht. Statt Jubelschreie sind gute Nerven gefragt. Weil aber niemand glauben will, dass Frankreich doch noch den Ausgleich schießt, feiern die Berliner einfach 45 Minuten, als sei das Halbfinale schon sicher, bejubeln jede offensive Aktion von Schürrle und Co, verstummen nochmal bei Frankreichs Angriff kurz vor Schluss. Dann liegen sie sich in den Armen, singen, schwenken die Fahnen, brüllen ihr Glück hinaus — der Sieg gegen Frankreich ist geschafft. Am Dienstag darf weitergefeiert werden.

(rent)
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